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„Können nicht mehr“Hunde und Katzen überfluten Tierheime – Experten warnen vor Eskalation

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Ein Hund schaut durch die Gitter der Außenanlage im Tierheim Kiel.

Ein Hund schaut durch die Gitter der Außenanlage im Tierheim Kiel.

„Die Tierheime können nicht mehr für jedes Tier in Not eintreten“, macht der Deutsche Tierschutzbund deutlich.

Tierheime in Deutschland sind längst am Limit. Doch die Situation droht zu eskalierten. Der Deutsche Tierschutzbund schlägt Alarm. Die Flut an abgegebener Hunde und Katzen sei so dramatisch wie noch nie zuvor. Viele Einrichtungen könnten dem Druck nicht mehr standhalten, Aufnahmestopps sind vielerorts bereits die Folge.

Eine aktuelle Trendumfrage habe ergeben, dass 70 Prozent der Tierheime ausgelastet sind, rund die Hälfte seien bereits voll oder sogar übervoll. Nur 18 Prozent hätten überhaupt noch Kapazitäten, um Tiere aufzunehmen.

Tierschutzbund: „Die Tierheime können nicht mehr für jedes Tier in Not einstehen“

„Die Zahl der Menschen, die ihre Tiere loswerden wollen, scheint so hoch, wie nie zuvor. Die Tierheime sind überlastet und können nicht mehr für jedes Tier in Not einstehen“, warnt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

82 Prozent der befragten Tierheime berichteten davon, dass die Anzahl der zu betreuenden Tiere seit 2022 noch einmal drastisch angestiegen sei. Die Zahl der Tiere, die ein Tierheim tiergerecht unterbringen kann, seien jedoch begrenzt, so der Tierschutzbund am Donnerstag (29. August) in einer Mitteilung.

Corona, gestiegene Kosten, fehlende Kastrationspflicht – Tierheime Platzen aus allen Nähten

Hinzu komme, dass vermehrt kranke Tiere oder auch etwa Hunde mit problematischen Verhaltensweisen, in den Tierheimen landeten. Mehr als ein Drittel der Tierheime bestätigte, dass diese Tier schwer vermittelbar seien, einen hohen Betreuungsaufwand bedürften und viele Plätze auf längere Zeit belegten.

In Folge des Corona-bedingten Haustierbooms mit unüberlegten Tierkäufen gefolgt von allgemeinen Kostensteigerungen und einer Anpassung der tierärztlichen Gebührenordnung sei die Flut abgegebener und ausgesetzter Tiere enorm. Auch die fehlende deutschlandweite Kastrationspflicht für Freigängerkatzen trage zu einer Überbelegung mit unerwünschtem Katzennachwuchs sowie Fundkatzen und verwaisten Kitten von Straßenkatzen bei.

Tierschutzbund wirft deutscher Politik Versagen vor – Appell an Tierbesitzer

Tierschutz-Präsident Schröder wirft der Politik Versagen vor: „Wer den karitativen Tierschutz ausbluten lässt, den Onlinehandel mit Tieren nicht unterbindet und zulässt, dass sich jeder spontan ein Tier kaufen kann, trägt Mitschuld daran, dass die Tierheime am Limit sind.“

Schröder kritisierte zudem scharf, dass die Ampel-Koalition im Bundeshaushalt keine Mittel für die im Koalitionsvertrag versprochene Verbrauchsstiftung für Tierheime eingestellt hat.

Die Experten appellierten aber auch an Tierhalter, Verantwortung zu übernehmen. „Als Besitzer ist man für sein Tier verantwortlich und Tierheime sind nicht verpflichtet, ungewollte Tiere aufzunehmen – das ist vielen nicht klar“, erklärte Schröder.