In der „Bunte“Berlinerin erzählt von ihrem Leben als Helmut Kohls Geliebte

Ex-Kanzler Helmut Kohl 2013 in Berlin
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- Eine Berlinerin behauptet in der „Bunte“, jahrelang Helmut Kohls Geliebte gewesen zu sein.
- In einer Sauna will Beatrice Herbold 1990 den Kanzler der Einheit kennengelernt haben.
Auch das noch. Kaum schweigen Jan Böhmermann (Deutschland) und Recep Tayyip Erdogan (Türkei) einen winzigen Augenblick, schon platzt die Bunte hinein in den kostbaren Moment medialer Stille: „Ich war die Geliebte von Helmut Kohl“, teilt eine Berliner Maklerin dort auf mehreren Seiten mit. Was für eine Enthüllung: Nicht unbedingt von Unbekannten geleakte Panama-Papers, aber immerhin eine sprudelnde Quelle, eine österreichische Sauna und ein paar Buntbilder mit Kohl und Freundin.
Will man das wissen? Vor allem: Will man das so genau wissen? In der Sauna will Beatrice Herbold 1990 den Kanzler der Einheit kennengelernt haben, im Hotel "St. Georg" in Bad Hofgastein. Das muss ganz einfach gewesen sein damals: Saunatürchen auf, rein, huch, der deutsche Kanzler, daneben sein Fahrer Ecki Seeber. Der Kanzler, Richtlinienkompetenz wohl auch in Saunasitzordnungsfragen, sorgte dann angeblich dafür, dass alle mal zusammenrücken. „Total unkompliziert“, so die 57-jährige Berlinerin, die nun ihr langes Schweigen gebrochen hat, wie sie der Bunten sagte. Seelenverwandt sei sie mit Kohl gewesen. Neun Jahre will sie seine Freundin gewesen sein. „Wir haben uns sehr geliebt.“
Beatrice Herbold will ein Buch schreiben
Ob das alles stimmt? Die Dame mit der Halskette „aus großen runden Steinen, die in verschiedenen Blautönen schimmern“, wie die Bunte beobachtete, will ein Buch schreiben und verkaufen und damit wahrscheinlich auch Geld verdienen über ihre heimliche Zeit mit dem großen Oggersheimer. Sie hat angeblich eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, dass alles so sei wie es sei. Kohls Fahrer Seeber hat nichts dazu sagen wollen bis auf „Kein Kommentar!“ Und die Anwälte des Altkanzlers äußern sich ebenfalls nicht zu derlei Dingen.
Ist auch egal. Die Angelegenheit, wenn sie sich denn so zugetragen hat, ist bei Lichte betrachtet zutiefst privat, es gibt keinen vernünftigen Grund, sie einer breiten Öffentlichkeit zu erzählen, es sei denn, jemand will unbedingt. Kohl, der früher einmal der schwarze Riese war, ist heute ein alter Mann, 86 Jahre und krank.
Willy Brandts Schäferstündchen
Aber nun muss wohl alles raus. Es ist wie beim Sommerschlussverkauf. Früher war auch nicht alles besser, aber es ging gelegentlich etwas diskreter zu. Manchmal war es auch spannender. Es gab immer Gerede im politischen Bonn oder später Berlin, Getratsche und Geraune. Aber nicht sehr viel mehr. Helmut Schmidt hat als steinalter Altkanzler immerhin selbst in einem Buch zugegeben, dass da „Ende der 60er oder Anfang der 70er Jahre“ was war, nämlich eine andere Frau.
Über seinen Vorgänger Willy Brandt soll es im Bundesinnenministerium ein ganzes Dossier gegeben haben, das Schäferstündchen auflistete. Bei der einen Reise mit dem Sonderzug war es angeblich eine Schwedin, die nachts ins Chef-Abteil vorgelassen wurde. Bei einer anderen Reise angeblich eine Französin. Bei Aufenthalten in Hamburg kam meist eine Journalistin in die Hotelsuite. In Berlin war es eine Jugoslawin, in Paris eine bekannte Publizistin. „Herold-Papier" soll das Dossier geheißen haben, nach dem damaligen Präsidenten des Bundeskriminalamts Horst Herold, der geschockt gewesen sein soll, weil die DDR-Staatssicherheit mitbekommen hat, was damals lief. Und damit wurde 1974 aus einer Privatsache die Möglichkeit von Erpressung und eine Regierungskrise: Der Mann, der angeblich die diskreten Zusammenkünfte mit dem Kanzler arrangierte, war sein Referent und wie sich herausstellte nebenbei auch Top-Spion der DDR: NVA-Hauptmann Günter Guillaume. Dem Bundeskriminalamt wurde ganz flau bei der Vorstellung, dass Guillaume auch Tonbänder von Liebesnächten nach Ostberlin geschickt haben könnte. Das waren noch Zeiten, Brandt trat zurück
Nun also Saunadampf aus Bad Hofgastein. Mit spannenden Enthüllungen, welche die Politik der Republik verwirbeln könnten, ist eher nicht zu rechnen, sollte ein Buch daraus werden. Was bislang mit Hilfe der Bunten ans Licht drang, klingt eher nach publizistischer Hausmannskost: „Während Kohls Chauffeur in der Gegend herumfuhr, servierte sie ihm eine Käseplatte oder Rinderouladen.“