Island rüstet sich weiterhin für einen Ausbruch von flüssigem Gestein aus einem Magma-Tunnel. Die Zukunft der Ortschaft Grindavík ist offen.
1000 Erdbeben in 24 StundenMagma-Tunnel auf Island dehnt sich weiter aus – „Explosiver“ Ausbruch droht
Der Wetterdienst in Island hält einen Ausbruch von flüssigem Gestein aus dem seit Wochen aktiven Magma-Tunnel im Südwesten des Landes in den kommenden Tagen weiterhin für wahrscheinlich. Ein solches Szenario sei am ehesten anzunehmen, sagte die Leiterin der Vulkanismusabteilung beim Wetterdienst, Kristín Jónsdóttir, am Freitag dem Sender RUV.
Auch der Geophysiker Benedikt Ófeigsson sagte, es gebe deutliche Anzeichen dafür, dass sich der Magma-Tunnel unter der Halbinsel Reykjanes ausdehne.
Island: Ausbruch von Magma-Tunnel könnte „mehrere Jahre“ andauern
Der britische Vulkanologe Michele Paulatto wies unterdessen auf die Möglichkeit hin, dass der Magma-Tunnel unterhalb des Meeres aufbricht. Sollte das der Fall sein, könnte es „explosiv“ werden, warnte Paulatto gegenüber „Sky“. Es sei nicht auszuschließen, dass der Ausbruch dann „mehrere Jahre“ andauere, so der Experte.
Der isländische Wetterdienst registrierte am Freitag unterdessen etwa 1000 Erdbeben seit Mitternacht. Die Verformung des Bodens schreite voran, habe sich aber etwas verlangsamt, meldete RUV. Gas, das auf Magma hindeutet, sei in der Nähe des Kraftwerks Svartsengi nördlich der geräumten Stadt Grindavík gemessen worden.
Grindavík liegt rund 40 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Reykjavik und wird seit Tagen von einem möglichen Vulkanausbruch bedroht. Die rund 3700 Einwohner mussten vor einer Woche ihre Häuser verlassen, weil ein etwa 15 Kilometer langer Magma-Tunnel unter Grindavík hindurch bis unter den Meeresboden verläuft. Die nahe gelegene Blaue Lagune, eine der bekanntesten Touristenattraktionen Islands, war bereits zuvor geschlossen worden.
Island: Zukunft von Kleinstadt Grindavík wegen Magma-Tunnel offen
Ob die Kleinstadt angesichts der vulkanischen Bedrohung eine Zukunft hat, ist derweil offen. „Es stellt sich die Frage, ob man in einer Stadt wie dieser leben sollte“, sagte der Geophyiker Freysteinn Sigmundsson der Nachrichtenagentur AFP.
Auch in den nächsten Jahren drohten weitere Ausbrüche, so der Experte. Island und insbesondere Grindavík stehe „eine schwierige Zeit der Unsicherheit“ bevor. (das/dpa)