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Serienkiller John Wayne GacyÜberlebendes Opfer des „Killer-Clowns“ bricht sein Schweigen nach 45 Jahren

Lesezeit 4 Minuten
Der damals 36-jährige John Wayne Gacy wird aus dem Polizeirevier von Des Plaines auf dem Weg in ein Krankenhaus abgeführt.

Der damals 36-jährige John Wayne Gacy wird aus dem Polizeirevier von Des Plaines auf dem Weg in ein Krankenhaus abgeführt. (Archivbild von 1978)

Der Schauspieler Jack Merrill gehört zu den wenigen Überlebenden des Serienmörders. Nun hat er sich erstmals ausführlich geäußert.

Der als „Killer-Clown“ bekannte Serienmörder John Wayne Gacy zählt seit Jahrzehnten zu den erschreckendsten Figuren der US-amerikanischen Kriminalgeschichte. Der Schauspieler Jack Merrill, eines von Gacys wenigen überlebenden Opfern, hat in einem Interview mit dem „People“-Magazin erstmals ausführlich Auskunft über seine Erlebnisse und den Weg, wie er sich befreien konnte, gegeben. Merrill schildert darin, dass er jahrelang versucht habe, die traumatische Nacht im Jahr 1978 zu verdrängen, in der er von Gacy entführt und brutal missbraucht wurde.

Jack Merrill: Opfer von John Wayne Gacy erinnert sich an Horrornacht

Merrill gibt an, dass er Gacy im Alter von 19 Jahren nach einem Schwimmbadbesuch kennengelernt habe. Gacy, zu diesem Zeitpunkt als Bauunternehmer tätig und in seiner Freizeit als „Pogo der Clown“ aktiv, hatte ihn mit einem Vorwand in sein Auto gelockt.

„Er instruierte mich, die Tür zu verriegeln, da die Gegend gefährlich sei“, erinnert sich der heute 65-Jährige. Danach betäubte ihn Gacy mit einem in Flüssigkeit getränkten Tuch und Merrill verlor das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, war er gefesselt und befand sich in Gacys Gewalt. Danach missbrauchte er ihn über einen längeren Zeitraum.

Jack Merrill überlebte durch Ruhe

„Ich musste die Situation einfach entschärfen und so tun, als wäre alles in Ordnung. So hatte ich als Kind überlebt – wir hatten gelernt, uns bei den Wutausbrüchen meiner Eltern zurückzuhalten“, sagt Merrill, dessen Beschreibung von Gacys Gewalt an ein schreckliches Spiel um Leben und Tod erinnert.

Nach einigen Stunden des Martyriums ließ Gacy ihn schließlich frei und übergab ihm sogar seine Telefonnummer. „Er äußerte den Wunsch nach einer Wiederbegegnung.“ Merrill fuhr nach Hause, war schockiert und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er warf die Nummer in eine Toilette und verdrängte die Nacht.

Einige Monate später wurde Gacy verhaftet, nachdem in seinem Haus die Leichen von 33 jungen Männern gefunden wurden. Die Zeitungen und das Fernsehen waren voll mit Schlagzeilen. Merrill erkannte den Zusammenhang und kontaktierte die „Chicago Sun-Times“, um über sein traumatisches Erlebnis zu berichten. Seinen Namen wollte er jedoch nicht nennen, da er fürchtete, mit seinem Vater, ein seinerzeit bekannter Sportjournalist, in Verbindung gebracht zu werden.

Opfer von John Wayne Gacy hielt seine Geschichte jahrelang zurück

Jetzt, nach über vier Jahrzehnten, verarbeitet Merrill das Trauma auf seine Weise – durch das Ein-Personen-Theaterstück „The Save“ in Los Angeles. „The Save“ bezieht sich auf den Begriff, den Merrills Vater für eine Baseball-Statistik geprägt hat. Im Baseball beschreibt ein „Save“ die Leistung eines Pitchers, der seinem Team den Sieg sichert, indem er eine Führung erfolgreich verteidigt.

„Es ist ein befreiender Prozess, meine Geschichte auf der Bühne zu erzählen. Ich bin stolz auf meinen Weg“, erklärt Merrill. Sein Überlebensinstinkt und die Lehren aus seiner Kindheit hätten ihm in der furchtbaren Nacht das Leben gerettet. Und dass er Gacy irgendwann vergeben habe.

Später wurde Merrill Schauspieler und wirkte bis heute in rund 40 Filmen und Fernsehserien mit, meist in kleinen Rollen. So war er unter anderem in den Fernsehserien „Sex and the City“, „Law & Order“, „Third Watch“ oder „Grey's Anatomy“ zu sehen. Außerdem gründete er die Theatergruppe Naked Angels in New York. Merrill spielte auch in zahlreichen Theater- und Filmproduktionen in Los Angeles und New York.

John Wayne Gacy ermordete 33 Jungen und Männer – fünf wurden nie identifiziert

John Wayne Gacy gehört zu den bekanntesten Serienmördern der USA und wird in den Medien sowie in True-Crime-Dokumentationen häufig thematisiert. Er wurde für die Vergewaltigung und Ermordung von 33 Jungen und jungen Männern in den Jahren 1972 bis 1978 verurteilt. Er wurde mit der längsten Strafe belegt, die jemals über einen Serienmörder verhängt wurde. Diese umfasste 21 Mal lebenslange Haft und 12 Mal die Todesstrafe.

„Pogo, der Clown“ alias John Wayne Gacy

John Wayne Gacy war in seiner Gegend als „Pogo, der Clown“ bekannt. (Archivbild)

Gacy wurde 1994 im Stateville Correctional Center hingerichtet. Die Ermittler vermuten bis heute, dass er weitere junge Männer ermordet hat. Besonders tragisch: Laut dem Sheriff-Büro von Cook County in Illinois wurden fünf der Opfer von Gacy bis heute nicht identifiziert. Ihre sterblichen Überreste wurden 1978 und 1979 in Gacys Haus in Chicago gefunden, aber trotz moderner DNA-Technologien und Untersuchungen konnte ihre Identität bis heute nicht geklärt werden.

Seit der Wiederaufnahme der Ermittlungen im Jahr 2011 konnten jedoch drei Opfer identifiziert werden. Die Untersuchungen, bei denen auch die neuesten Techniken der genetischen Genealogie zum Einsatz kommen, werden fortgesetzt, um auch die übrigen Opfer zu identifizieren.