Die Mieten seien zu teuer, begründet der Kanadier seine Extrempendelei. Er lebt bei seinen Eltern, studiert aber hunderte Kilometer entfernt.
„Es ist dasselbe wie Busfahren“Student fliegt für drei Stunden Unterricht 1400 Kilometer – um keine Miete zu zahlen
Der Kunststudent Tim Chen ist in Kanada zu einer Berühmtheit geworden. Der Grund für seine Bekanntheit ist allerdings zweifelhaft – und wirft ein schlechtes Bild auf die Wohnungspolitik in Vancouver.
Tim Chen studiert an der University of British Columbia, einer renommierten Hochschule in Vancouver. Wohnhaft ist er allerdings in seinem Elternhaus, das knapp 700 Kilometer Luftlinie von seiner Universitätsstadt entfernt in der Millionenstadt Calgary liegt. Den Weg nach Vancouver legt Chen mit dem Flugzeug zurück – zweimal die Woche hin und zurück.
Pendel-Wahnsinn: Student fliegt jede Woche 2800 Kilometer zur Uni und zurück
„Ich habe insgesamt drei Stunden Unterricht, nach dem Unterricht steige ich wieder in den Bus und fahre zurück zum Flughafen“, sagt Chen. Der Student begründet seine klimaschädliche Vorgehensweise damit, dass er sich eine Wohnung in Vancouver nicht leisten könne. Er habe wegen einer längeren Reise seine Wohnung in der kanadischen Großstadt vor dem vergangenen Semester gekündigt, nach seiner Rückkehr habe er keinen bezahlbaren Wohnraum mehr finden können, gibt er an.
„Ich muss etwa 2.500 Dollar für die Miete zahlen, das ist nicht machbar“, so der Student. So sei er auf den Gedanken zu kommen, wieder bei seinen Eltern einzuziehen, wo er laut eigenen Angaben nur für die Nebenkosten aufkommen muss. „Ich dachte mir, warum bleibe ich nicht einfach in Calgary und fliege dann hierher. Der Flug dauert nur eine Stunde, das ist dasselbe wie mit dem Bus“, sagte Chen gegenüber dem Lokalsender „CTV News“.
Student in Kanada fliegt mit dem Flugzeug zur Vorlesung – und wieder zurück
Tatsächlich dauert der Flug rund eine Stunde und 40 Minuten, hinzu kommen die Verbindungen vom Elternhaus zum Flughafen beziehungsweise vom Flughafen zur Universität. Der Zeitaufwand ist also enorm.
Auch die Angaben zu den Mietkosten sind etwas ungenau. Zwar rangiert Vancouver auf der Liste der teuersten Städte in ganz Kanada auf Platz 1. Die Angaben von Chen scheinen dennoch etwas übertrieben. Laut New York Post liegen die Kosten für eine Ein-Zimmer-Wohnung in Vancouver bei rund 1.550 Dollar im Monat (rund 1.428 Euro).
Mieten in Vancouver landesweit unerreicht – Student setzt aufs Pendeln
Nach Angaben der Canadian Mortgage and Housing Corporation (CMHC) lag die durchschnittliche Monatsmiete für eine Zweizimmerwohnung im Jahr 2023 bei 2.181 Dollar. „Die Nachfrage nach Mietwohnungen wurde durch die Rekordzuwanderung und den Rückgang der Erschwinglichkeit von Wohneigentum angetrieben“, heißt es im Mietmarktbericht 2024.
Tim Chen ist dennoch überzeugt, durch die extreme Pendelei einiges an Geld zu sparen. Für seine Flüge zahlt der Student in seinem Abschlusssemester rund 800 bis 900 Euro im Monat. Ein schlechtes Gewissen wegen des enormen CO₂-Ausstoßes von rund 0,862 Tonnen, den er pro Woche verursacht, hat er offenbar nicht.
Laut US-Medien ist der Kanadier längst nicht der einzige Student an der UBC, der aufgrund des fehlenden bezahlbaren Wohnraums auf außergewöhnliche Lösungen setzt. So würden zahlreiche Studierenden in Vans wohnen, weil sie sich die hohe Miete nicht leisten könnten, berichtet die New York Post. (pst)