AboAbonnieren

„Kindergarten der Lagune“UNESCO startet Bildungsprojekt in Venedig

Lesezeit 3 Minuten
Es sind die Beine mehrerer Kinder zu sehen, die nebeneinander stehen.

In Venedig startet das Projekt „Kindergarten der Lagune“. (Archivbild)

Im „Kindergarten der Lagune“ sollen Drei- bis Fünfjährige in der Lagune von Venedig für das Thema Klimaschutz sensibilisiert werden.

Begeistert spielen die Jungen und Mädchen im Matsch, nehmen Wasserproben und zeichnen das Meer. Doch im „Kindergarten der Lagune“ geht es um mehr als Spielen.

Das neue Angebot für Drei- bis Fünfjährige in der Lagune von Venedig ist Teil einer Initiative der UN-Kulturorganisation Unesco, die Venedig vor dem Untergang retten will.

Stadt könnte bis 2100 überflutet sein

Ohne Gegenmaßnahmen könnte die Stadt bis 2100 überflutet sein. „Wir wollen, dass die Kinder die Natur und die Lagune kennen und lieben lernen und sie besser schützen“, sagt Francesca Santoro, die Koordinatorin des Unesco-Projekts für Kinder.

Das jetzt gestartete Bildungsprogramm will die jungen Generationen für den Schutz der Lagune sensibilisieren, einem sehr empfindlichen Ökosystem, das durch den Klimawandel bedroht ist.

Praxisnahes lernen auf der Lagunen-Insel

Am ersten Tag erkundet eine Gruppe Fünfjähriger die Lagunen-Insel Torcello mit ihren Salzgärten, deren Ufer durch die Wellen der Motorboote weggespült wird. Der Ozeanograf Georg Umgiesser hält das Bildungsprogramm, das vom Luxus-Konzern Prada gesponsert wird, für sinnvoll.

„Es reicht nicht aus, einfach Grafiken zum Anstieg des Meeresspiegels zu zeigen“, sagt der Forschungsleiter des Instituts für Meereswissenschaften in Venedig. „Durch das Absinken des Bodens in Venedig und den Anstieg des Wassers ist der durchschnittliche Meeresspiegel in den vergangenen 150 Jahren um 30 Zentimeter gestiegen und wird bis zum Ende des Jahrhunderts voraussichtlich um weitere 50 Zentimeter ansteigen“, erklärt der deutsche Wissenschaftler, der seit 40 Jahren in Venedig lebt.

Markusplatz wird bereits regelmäßig überschwemmt

Schon jetzt wird der im tiefsten Bereich der Stadt gelegene Markusplatz durch die Acqua alta, eine besonders hohe Flut, regelmäßig überschwemmt. Dieses Phänomen ist zwar ein beliebtes Fotomotiv für Touristen, gefährdet aber die Fundamente der alten Paläste.

„Im Jahr 2100 könnte halb Venedig unter Wasser stehen“, befürchtet Umgiesser. Die Unesco zählt die italienische Wasserstadt zum Weltkulturerbe der Menschheit. Jahr für Jahr zieht sie Millionen Touristen an.

Kreuzfahrtschiffe wurden aus der Lagune verbannt

2021 kündigte die UN-Kulturorganisation an, Venedig auf die Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen, falls die Besuchermassen nicht kontrolliert würden. Die Stadt konnte diese Demütigung vermeiden, indem sie große Kreuzfahrtschiffe aus der Lagune verbannte.

Seit Oktober 2020 ist das lang erwartete Hochwasserschutzsystem Mose in Betrieb. Steigt das Wasser in der Adria auf 110 Zentimeter über den normalen Pegel an, richten sich an den Eingängen der Lagune Barrieren auf, die eine Überschwemmung der Stadt verhindern.

Salzwiesen in der Lagune zum Hochwasserschutz?

Das System wurde jedoch in den 1980er Jahren entwickelt und der rasche Anstieg des Meeresspiegels aufgrund der Erderwärmung wurde damals nicht berücksichtigt. Es ist deshalb fraglich, ob Mose ausreichen wird, um Venedig in den kommenden Jahrzehnten zu schützen.

Jane da Mosto, Leiterin der Umweltorganisation We Are Here Venice, setzt deshalb auf die Salzwiesen in der Lagune zum Hochwasserschutz.

„Die Salzwiesen wirken wie Schwämme, können die Strömungen verlangsamen und den Wasserstand verringern“, sagt die Umweltexpertin und fordert, die durch Urbanisierung und Klimawandel zerstörten Feuchtgebiete wieder zu renaturieren. „Wir müssen jetzt handeln“, sagt da Mosto. „Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, die Katastrophe ist bereits im Gange.“ (afp)