Wie blicken deutsche „Superreiche“ auf ihr Vermögen und die Verteilung des Geldes in ihrem Land? Ein ZDF-Team hat ein Jahr lang recherchiert.
ZDF-Dokumentation über „Superreiche“Kölner Millionär zeigt seine Immobilien
Wenn das Wort reich nicht mehr reicht – dann ist man „superreich“. Privatjets, Jachten mit integriertem Mini-U-Boot als Spielzeug, eigene Sport-Clubs in Frankreich, Steuervorteil-Seminare: Die Welt der reichsten Menschen Deutschlands ist eine andere als die der Durchschnittsbevölkerung. Bis zu 500 Millionen Euro werden in diesen Sphären pro Boot ausgegeben, autonom spielende Flügel oder Helikopter inklusive.
Für die ZDF-Dokumentation „Die geheime Welt der Superreichen – Das Milliardenspiel“ hat Journalist Jochen Breyer ein Jahr lang mit seinem Team zu reichen Menschen recherchiert, mit einigen von ihnen gesprochen und sie in ihrem alltäglichen Leben begleitet. Doch nur wenige dieser „Superreichen“ wollten laut Aussagen der ZDF-Redaktion überhaupt mit dieser sprechen.
Chef von Capri-Sonne reist mit Privatjet zu seinem Sportverein
Einer davon ist der Besitzer von Capri-Sun, Hans-Peter Wild, geschätztes Vermögen laut Manager-Magazin 3,1 Milliarden Euro – und damit auf Platz 77 der reichsten Deutschen. Doch nicht alle „Superreichen“ tauchen auf der Liste auf: Wie Breyer erklärt, seien einige Familien mit Anwälten gegen diese vorgegangen und tauchen dort nicht mehr auf.
Wild lässt sich von Jochen Breyer zu einem Geschäftstermin zu seinem Rugby-Club „Stade Français Paris“ begleiten. Gereist wird in seinem Privatjet, Wild schläft in seiner Standard-Suite im „Le Bristol“, die regulär 17.000 Euro pro Nacht kostet – ohne Frühstück.
Wie es sei, mehr Geld zu haben, als man jemals ausgeben wird können, fragt Breyer den deutschen Milliardär. „Darüber habe ich noch nie nachgedacht“, antwortet Wild. Aber es sei auf jeden Fall sehr gut, welches zu haben, denn es bringe Unabhängigkeit.
ZDF-Doku: Kölner Millionär Thomas Bscher besitzt zwei Villen in Marienburg
Der Kölner Thomas Bscher, ehemaliger Rennfahrer, Ex-Bugatti-Chef und Multimillionär, zeigt in der ZDF-Dokumentation seine Immobilien. Unter anderem auf dem Kurfürstendamm in Berlin gehören ihm Häuser, in die sich Gucci, Balenciaga und die Commerzbank eingemietet haben.
Sein Großvater Robert Pferdmenges war Geschäftsführer des Bankhauses Oppenheim, Kölner IHK-Ehrenpräsident, Bundestagsabgeordneter und Berater von Bundeskanzler Konrad Adenauer. Im Kölner Stadtteil Marienburg wurde gar eine Straße nach ihm benannt. Das Erbe habe ihm einen „guten Start ins Leben“ verschafft, aber das sei nicht das, was er in seinem Leben verdient habe, erzählt Bscher bei Austern in einem Luxus-Restaurant in Berlin.
In Marienburg besitzt er gleich zwei Villen. Eine zum Leben, die andere zum Arbeiten. Dass er 1,4 Milliarden besitze, sei „Quatsch, totaler Blödsinn“, sagt er in seinem Büro. Reichster Kölner sei er „vielleicht tatsächlich“, ja, mehrere hundert Millionen Euro besitze er.
Als Jochen Breyer im Interview auf eine Statistik zu sprechen kommt, die besagt, dass 50 Prozent der Deutschen lediglich 1,4 Prozent des Gesamtvermögens besitzen, fragt Bscher zurück: „Und wenn die jetzt zehn, 20 Prozent kriegen, was passiert dann? Haben sie 20 Prozent mehr Konsum, das ist eine kurze Blase“.
Ob diese Menschen dadurch nicht einfach mehr Sicherheit hätten, merkt Breyer an. „Wenn sie das wirklich und tatsächlich so nutzen würden“, entgegnet Bscher, aber ob das der Fall sei, das wisse er nicht. Er wiederum sorge dafür, dass das Geld investiert wird. Wenn es verteilt würde, würde es „nur ausgegeben“ werden, erklärt der Kölner weiter. Deutschland sei kein Land der Eigenverantwortung.
Dienstrechtliche Ermittlungen nach ZDF-Dokumentation über „Superreiche“
Wie viele Steuern zahlen deutsche Vermögende, wie haben sich Vermögensteuer, Unternehmensteuer und der Spitzensteuersatz in den letzten Jahren verändert, und mit welchen legalen Tricks verschaffen sich Superreiche Steuervorteile? Das erklärt neben Jochen Breyer auch Schauspielerin Esther Schweins, die eine Vermögensberaterin mimt und dabei die „Verschonungsbedarfsprüfung“ erläutert.
Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, schlägt die ZDF-Dokumentation hohe Wellen: Das Finanzministerium habe nach Filmaufnahmen des ZDF-Teams dienstrechtliche Ermittlungen gegen eine Beamtin und Ministerialrätin aus der Steuerabteilung des Ministeriums eingeleitet, die auf einer Tagung einer Steuerkanzlei zum Thema Steuervermeidung sprach. Ob sie dabei Interna preisgab, werde nun überprüft. In der Ankündigung zu ihrem Vortrag war die Bemerkung „nicht in dienstlicher Eigenschaft“ abgedruckt.
Die vollständige Dokumentation „Die geheime Welt der Superreichen - Das Milliardenspiel“ ist in der ZDF-Mediathek zu sehen. (43 Minuten)