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Wegen Hitlergruß des FrontmannsMetalband Pantera darf doch nicht bei Rock am Ring auftreten

Lesezeit 3 Minuten
Rockfans tanzen während des Auftritts der Band „You Me at Six“ vor der Hauptbühne des Open-Air-Festivals “Rock am Ring" 2022.

Bei Rock am Ring 2023 sollte die Metalband Pantera auftreten. Der Frontmann Phil Anselmo fiel zuletzt mit rassistischen Äußerungen auf.

Wegen des geplanten Auftritts von Pantera bei Rock am Ring und Rock im Park standen beide Festivals in der Kritik. Nun beschlossen die Veranstalter, die Metalband doch auszuladen. Grund dafür ist früheres rassistisches Verhalten des Frontmanns.

Update, 24. Januar: Rock am Ring und Rock im Park haben Pantera aus dem Line-up genommen. „Die Band Pantera wird nicht wie angekündigt bei Rock am Ring und Rock im Park 2023 auftreten“, schreiben die Veranstalter der Zwillingsfestivals auf beiden Twitteraccounts. Nach intensiven Gesprächen mit Partnern, Künstlern und Festivalsfans habe man sich dazu entschieden, die Band aus dem Programm zu nehmen.

Ursprungsmeldung vom 19. Januar: Am ersten Juni-Wochenende wird es am Nürburgring in der Eifel wieder laut: Hunderttausende Rock-Fans läuten wie jedes Jahr den Start der Festival-Saison ein. Zeitgleich beginnt das Schwesterfestival Rock im Park in Nürnberg, an beiden Orten treten dieselben Künstler auf. Doch fünf Monate bevor der erste Ton erklingt, stehen beide Festivals schon in der Kritik. Grund ist der angekündigte Auftritt der US-amerikanischen Metalband Pantera: Dessen Frontmann Phil Anselmo wird rassistisches Verhalten vorgeworfen.

Es geht hauptsächlich um ein Video aus dem Jahr 2016. Pantera, gegründet in den 80er Jahren, war eigentlich seit vielen Jahren getrennt, trat jedoch zu Ehren des verstorbenen Pantera-Gitarristen Dimebag Darrel zusammen auf. Auf der Bühne zeigte ein offenbar betrunkener Anselmo den Hitlergruß und brüllte „White Power!“ in die Menschenmenge. Das Video dazu ging damals viral, Anselmo bat um Entschuldigung für sein Verhalten. Aber auch in den 90er Jahren fiel Anselmo bereits durch kontroverse Aussagen bei Konzerten auf.

In Nürnberg fordern die Grünen den Veranstalter auf, Pantera von den Schwesterfestivals wieder auszuladen. „So wird das ehemalige Reichsparteitagsgelände bewusst für die Inszenierung und Reproduktion von rassistischer und menschenverachtender Ideologie missbraucht“, kritsiert Réka Lörincz, Sprecherin gegen Rassismus und Rechtsextremismus der Grünen in Nürnberg gegenüber dem „Bayerischen Rundfunk“.

Tote Hosen: Video sei „abstoßend und widerlich“

Auch die Toten Hosen, Headliner bei Rock am Ring und Rock im Park, sehen die Buchung der Metalband offenbar kritisch. „Als wir zugesagt haben, dieses Jahr auf den Festivals zu spielen, war von Pantera noch keine Rede“, schreibt die Punkband auf Instagram. Sie hätten die Band „bislang nicht auf dem Schirm gehabt“ und erst wegen der Kritik an Panteras Buchung zu Anselmos Vergangenheit recherchiert. Das Video von 2016 sei „abstoßend und widerlich“.

„Auch wenn er sich bald danach für sein unterirdisches Verhalten entschuldigt hat und seitdem beteuert, dass er kein Rassist sei und aus seinem damaligen Verhalten gelernt habe, bleibt die Frage, wie glaubwürdig seine Entschuldigung ist und wie man mit dieser Problematik umgeht“, schreiben die Toten Hose. „Die ganze Situation empfinden wir als kompliziert und unglücklich.“ Die Mehrheit der Rockmusikwelt scheine Anselmo seine Reue jedoch abzunehmen. Die Band erwartet, dass der Fall Pantera von den Veranstaltern „noch einmal genau durchleuchtet wird“, betont aber gleichzeitig, als Headliner keinen Einfluss auf Besetzungen zu haben.

Veranstalter wollen Pantera noch eine Chance geben

Die Veranstalter selbst verteidigen den geplanten Auftritt von Pantera: Rock am Ring und Rock im Park stünden für „Diversität, Toleranz, Gleichberechtigung und gegen jede Form von Diskriminierung“. Dies müssten Künstler auch in einem Vertrag unterschreiben, bevor sie auftreten können.

Schon vor der Kritikwelle habe das Festival-Team mit Pantera und deren Management gesprochen. Diese hätten versichert, dass Phil Anselmo sein Auftreten von 2016 aufrichtig bereue und es in keinem Fall die Ansichten der Band widerspiegele. Nun habe das Team erneut ein Gespräch mit Pantera gesucht. „Phil Anselmo hat uns gegenüber einmal mehr verdeutlicht, dass er die Verantwortung für seine Fehler übernimmt und sich von seinem damaligen Verhalten distanziert“, schreiben die Veranstalter auf Instagram. „Wir haben beschlossen, der Band Pantera eine Chance zu geben und somit unzähligen Rockfans den Traum zu erfüllen, das Werk von Pantera noch einmal live zu erleben.“

Pantera plant in diesem Jahr eine Reunion-Tour.