Sturmtief Daniel hat in Griechenland mit schweren Unwettern Überschwemmungen verursacht. Das Tief ist zu einem Medicane, einem Mittelmeer-Hurrikan, geworden.
Nach Unwettern in GriechenlandMittelmeer-Hurrikan trifft auf die Küste – 10.000 Menschen in Libyen vermisst
Das zu einem Mittelmeer-Hurrikan hochgestufe Sturmtief Daniel hat an der Küste Nordafrikas Sturmfluten und schwere Überschwemmungen verursacht. Der sogenannte Medicane, der nach den schweren Unwettern mit Rekord-Regenfällen in Griechenland entstanden war, ist am Montag in Libyen auf die Mittelmeer-Küste getroffen. Die Schäden sind verheerend, die Lage ist katastrophal.
Erste Aufnahmen aus der Küstenstadt Darna zeigen überschwemmte Straßen, zahlreiche Gebäude wurden durch eine Sturmflut mitgerissen. Die libysche Regierung bestätigte am Dienstag alleine 2300 Tote in der Küstenstadt Darna. Der nationale Notstand wurde ausgerufen. Es werden weitere Tausende Tote befürchtet.
Mittelmeer-Hurrikan Daniel erreicht Festland – Küstenstadt in Libyen erleidet katastrophale Schäden
In einigen Orten wurde eine Ausgangssperre verhängt. Darna liegt unmittelbar an der Mittelmeerküste und hat 50.000 Einwohner. Der Ort wurde durch die Sturmflut von der Außenwelt abgeschnitten. Das Ausmaß war am Dienstagmorgen verheerend, laut Angaben eines Regierungssprechers würden etwa 10.000 Menschen vermisst.
Der ARD-Meteorologe Karsten Schwanke schrieb am Montagabend auf X, vormals Twitter: „Über 2.000 Tote in Libyen durch das Tief Daniel, das letzte Woche in Griechenland tobte.“ Bisher sind 300 Tote bestätigt, allerdings ist das Ausmaß der Katastrophe noch nicht vollständig erkennbar.
Medicane wütet im Mittelmeer: Libyen geht von mehr als 2000 Toten und Tausenden Vermissten aus
Der in Ostlibyen herrschende Regierungschef Ussama Hamad sagte dem Fernsehsender Amasar, er gehe von „mehr als 2000 Toten und tausenden Vermissten“ aus. Ein Regierungssprecher sprach in der Hauptstadt Tripolis von „den schwersten Regenfällen seit 40 Jahren“.
Laut ersten Berechnungen einzelner Meteorologen und Wetterstationen fielen in der Region um Darna, Al-Marj und Bengasi in 24 Stunden mehr als 300 Liter Regen pro Quadratmeter. Das entspricht in etwa der Hälfte der Menge an Regen, die in Griechenland an einem Tag gemessen wurde. Die Region Thessalien wurde durch die schweren Unwetter komplett überflutet.
Medicane Daniel: Schwere Unwetter in Griechenland verursachen fast 1000 Liter Regen – Libyen ruft Notstand aus
In Darna kam es durch die schweren Regenfälle durch Mittelmeer-Hurrikan Daniel zu einem Dammbruch, weitere Wassermassen bahnten sich den Weg in die Stadt. In den sozialen Medien tauchten am Dienstag Videos auf, die die Wassermassen im Stadtzentrum von Darna zeigen.
Weitere Satellitenaufnahmen zeigen, wie in Darna ganze Häuserblöcke weggespült wurden. Schulen und mehrere Häfen für Öl-Frachter hatten bereits kurz vor der Ankunft des Medicanes geschlossen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Hilfe angeboten. Auch die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in Libyen, Georgette Gagnon, forderte schnelle internationale Hilfe für die libysche Küstenregion. Erst vor wenigen Tagen hatte ein schweres Erdbeben der Stärke 6,8 Marokko erschüttert. Mehr als 2000 Menschen waren dort durch das Beben gestorben.
Ein sogenannter Medicane bildet sich nur in extrem seltenen Fällen über dem Mittelmeer, Auslöser sind die in diesem Sommer außergewöhnlich hohen Wassertemperaturen. Ab einer Temperatur von 26,5 Grad steigt die Wahrscheinlichkeit für die Bildung eines Medicanes, teilweise ist das Mittelmeer stellenweise mehr als 30 Grad heiß. Schwere Unwetter in Europa hatten in den vergangenen Monaten teils verheerende Schäden verursacht.
Schwere Unwetter in Europa: Rheinpegel in den Alpen steigt drastisch – griechische Provinz überschwemmt
Sturmtief Daniel hatte an einigen Wetterstationen in Griechenland neue Rekordwerte bei den Regenmengen pro Quadratmeter verursacht. In Zagora in der Provinz Thessalien wurden in knapp 48 Stunden mehr als 900 Liter Regen gemessen, die Wetterstation war allerdings zwischenzeitlich aufgrund der starken Regenfälle ausgefallen. Meteorologen gehen davon aus, dass in Thessalien stellenweise 1000 Liter Regen pro Quadratmeter in etwas mehr als 24 Stunden fielen.
Bereits wenige Wochen zuvor war über die Alpen ein schweres Unwetter hinweggezogen. Im Schweizer Kanton Tessin wurden mehr als 450 Liter Regen pro Quadratmeter in 72 Stunden gemessen, der Rheinpegel stieg drastisch um mehr als vier Meter an. In einigen Orten wurden durch Sturzbäche in den Tälern Brücken weggespült und Straßen überschwemmt. (shh)