Der Mord an dem zweijährigen James Bulger erschütterte 1993 Großbritannien. Nun könnte einer der Mörder aus dem Gefängnis entlassen werden.
Mordfall James BulgerGroßbritanniens jüngster Mörder hofft auf Freilassung
Die Welt war entsetzt über seine Tat: Der heute 40-jährige Jon Venables ging als jüngster Mörder in die Geschichte Englands ein. Später wurde er zusätzlich wegen des Besitzes von Kinderpornografie verurteilt und erhielt eine lebenslange Haftstrafe.
Der verurteilte Kindsmörder hat eine Anhörung vor dem Berufungsgericht beantragt, die bereits genehmigt wurde. Er soll sich intensiv auf diesen Termin vorbereiten. Ein Freund des 40-Jährigen sagte „The Sun“: „Er ist zuversichtlich, weil er glaubt, dass dies seine beste und vielleicht letzte Chance auf Freiheit ist.“
Kindsmörder Jon Venables spekuliert auf Freilassung
Für Venables kommt es auf jede Woche an: In England ist derzeit eine Gesetzesänderung geplant, die das Recht auf Berufung und vorzeitige Haftentlassung für Wiederholungstäter abschaffen soll. Sollte diese Gesetzesänderung wie geplant bis spätestens Anfang 2024 verabschiedet werden, würde Venables bis an sein Lebensende im Gefängnis bleiben. Die Gerichtsverhandlung ist für die nächsten Wochen angesetzt und sein erklärtes Ziel ist es, bis Weihnachten 2023 entlassen zu werden.
James Bulgers Mutter Denise Fergus (55) und sein Vater Ralph (56) haben sich schriftlich gegen seine Freilassung ausgesprochen. Dem Bericht der „Sun“ zufolge teilt der Justizminister des Vereinigten Königreichs, Alex Chalk, ihre Ansicht.
Denise Fergus ist wegen der Anhörung beunruhigt: „Wir wissen, dass das Schicksal von James‘ Mörder jetzt in den Händen der Bewährungsbehörde liegt. Es steht so viel auf dem Spiel. Meiner Meinung nach sollte er niemals freigelassen werden“, sagte die 55-Jährige der britischen Boulevardzeitung „Daily Mirror“.
Jüngster Mörder Englands: Mord an James Bulger sorgte weltweit für Entsetzen
Der brutale Mord an dem zweijährigen James Bulger machte im Februar 1993 weltweit Schlagzeilen – wegen der unvorstellbaren Details der Tat und wegen des jugendlichen Alters der Täter: Jon Venables und Robert Thompson waren gerade einmal zehn Jahre alt, als sie als jüngste Mörder Englands in die Kriminalgeschichte eingingen.
Am 12. Februar 1993 schwänzten die beiden Schüler die Grundschule und stahlen im Einkaufszentrum von Bootle, einer Kleinstadt in der Nähe von Liverpool Süßigkeiten, Batterien, eine Puppe und blaue Sprühfarbe. Purer Zufall: Während ihres Aufenthalts im Einkaufszentrum suchten sie sich den zweijährigen James Bulger als Opfer aus. Der kleine James befand sich mit seiner Mutter Denise in dem Einkaufszentrum. Als sie James für ein paar Sekunden aus den Augen ließ, entführten die beiden Zehnjährigen das Kind.
Seine verstümmelte Leiche wurde zwei Tage nach seiner Entführung in Walton, Liverpool, zweieinhalb Meilen (vier Kilometer) von den Bahngleisen entfernt gefunden. James Bulger war Opfer schwerster Folterungen geworden. Die grausamen Details sorgten wochenlang für Schlagzeilen, aber auch die Tatsache, dass es 38 Augenzeugen gab, die drei gesehen haben wollten, aber nicht eingriffen.
Neue Identitäten für Kindsmörder – einer wird rückfällig
Die Kindermörder wurden zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt und 2001 nach Erreichen der Volljährigkeit unter strengen Auflagen entlassen. Bei ihrer Freilassung erhielten sie neue Identitäten.
Venables stand Jahre später erneut vor Gericht. 2008 und 2017 wurde er wegen des Besitzes von Kinderpornografie verhaftet. Seine lebenslange Freiheitsstrafe wurde damals zur Bewährung ausgesetzt. Im Februar 2018 wurde Venables wegen des Besitzes von rund 1.000 kinderpornografischen Bildern und einer Anleitung zum Kindesmissbrauch verurteilt.
Sein ehemaliger Freund Robert Thompson (41), lebt heute zurückgezogen, mit neuer Identität an einem unbekannten Ort in England. Es besteht ein weltweites gerichtliches Verbot, etwas über Thompsons Identität zu veröffentlichen.
Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche Personen, darunter die „Shameless“-Darstellerin Tina Malone, zu Geld- oder Haftstrafen verurteilt, weil sie gegen die einstweilige Verfügung verstoßen hatten, die verhindern sollte, dass die Identität der Mörder bekannt wird. (jag)