Nach Nazi-Parole im PonyWeitere Rassismus-Fälle bekannt – auf Sylt und in Internat

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Die Terrasse des Club Pony in Kampen (Sylt). Hier grölten Partygäste rechtsextreme Parolen, doch das ist kein Einzelfall, wie neue Berichte zeigen. (Archivbild)

Die Terrasse des Club Pony in Kampen (Sylt). Hier grölten Partygäste rechtsextreme Parolen, doch das ist kein Einzelfall, wie neue Berichte zeigen. (Archivbild)

Das Gegröle im Pony ist kein Einzelfall: Allein auf Sylt gab es am Pfingstwochenende mehrere Zwischenfälle, wie die Polizei nun berichtet.

Der Rassismus-Eklat in Sylt beschäftigt seit Donnerstag vergangener Woche Medien und Politik. Ein Einzelfall waren die von jungen, offenbar gut betuchten Partygästen in Sylt verbreiteten Parolen jedoch nicht. Nachdem das Video von mehreren Beteiligten, die im Nobellokal Pony in Kampen zum mehr als 20 Jahre alten Party-Hit „L’amour toujours“ von Gigi D'Agostino scheinbar völlig ungeniert „Deutschland den Deutschen - Ausländer raus!“ singen viral ging, werden immer mehr Fälle von rassistischen Äußerungen oder Taten bekannt – auch auf Sylt.

Auf der Nordseeinsel Sylt haben sich über Pfingsten laut Polizei mehr mutmaßliche rechtsextremistische Zwischenfälle ereignet als bislang bekannt. Wie die Beamten am Montag im schleswig-holsteinischen Flensburg mitteilten, ermittelt der Staatsschutz auch nach einem offenbar ausländerfeindlich motivierten Angriff auf eine 29-Jährige in Kampen. Gleiches galt für einen weiteren Vorfall mit rechtsextremen Liedzeilen in einer zweiten Bar.

Rassismus-Eklat auf Sylt: Über Pfingsten mehr mutmaßliche rechtsextremistische Zwischenfälle

Nach Polizeiangaben vom Montag gab es am Pfingstsonntag in Kampen einen mutmaßlich rechtsextremistisch motivierten Angriff auf eine 29-Jährige. Diese sei auf einer Straße zunächst „fremdenfeindlich beleidigt und im späteren Verlauf auch körperlich angegriffen worden“. Dabei sei sie leicht verletzt worden, die Ermittlungen dazu liefen noch.

Die Polizei ermittelte demnach außerdem nach einem weiteren Vorfall mit „Ausländer raus“-Gesängen zu dem Song „L'Amour Toujours“ des DJs Gigi D'Agostino in einer zweiten Sylter Bar. Mindestens ein Mensch habe dort nach derzeitigen Ermittlungsstand in der Nacht zu Pfingstmontag den rechtsextremen Text angestimmt, hieß es. Ein Lokal in Kampen hatte zuvor selbst im Netzwerk Facebook von einem entsprechenden Vorfall berichtet.

Rassistische Äußerungen bei Schülerparty in Internat

Während Sylt gerade im besonderen Fokus wegen der rassistischen Fälle steht, meldet das schleswig-holsteinische Bildungsministerium derweil am Montag ebenfalls einen Rassismus-Eklat – beschuldigt werden hier Minderjährige. Demnach sollen sich Schülerinnen und Schüler bei einer Party in einem Internat rassistisch geäußert haben.

Bei der Feier am Donnerstag hätten minderjährige Schüler – ebenfalls zur Melodie von „L'amour toujours“ rassistische Parolen gesungen, teilte das Ministerium am Montag mit. Daraufhin hätten die Lehrkräfte die Feier abgebrochen und Schülerinnen und Schüler ins Bett geschickt. Zudem habe das Ministerium eine Überprüfung durch die Schulaufsicht veranlasst. Das Internat selbst wolle sich im Laufe des Montags zu dem Vorfall äußern.

„Allen Schülerinnen und Schülern muss klar sein, dass es kein Scherz ist, solche Parolen zu singen“, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Jugendlicher Überschwang oder auch Alkohol seien keine Rechtfertigung für rassistische Gesänge. Prien befürchte weitere Nachahmungen: „Jugendliche haben schon immer bewusst gesellschaftliche Tabus gebrochen.“ Es sei daher Aufgabe, mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, um ihnen zu verdeutlichen, welche Tragweite solche Gesänge haben.

Nach Vorfall im Pony auf Sylt: „L'amour toujours“ von Gigi D'Agostino auf Oktoberfest verboten

Wegen vergangener sowie aktueller Fälle von Umdichtungen mit rechtsextremen Textzeilen teilten die Veranstalter des Oktoberfests am Montag mit, das Lied „L'amour toujours“ beim Oktoberfest zensieren zu wollen. „Wir wollen es verbieten und ich werde es verbieten“, sagte Oktoberfest-Chef Clemens Baumgärtner der Deutschen Presse-Agentur am Montag mit Blick auf den Song des italienischen DJs Gigi D'Agostino. „Auf der Wiesn ist für den ganzen rechten Scheißdreck kein Platz.“

Das Lied an sich sei zwar nicht rechtsradikal, aber es habe eine „ganz klare rechtsradikale Konnotation“ bekommen, sagte Baumgärtner. (Lesen hier mehr dazu, wie die rechte Szene das Lied für sich gekapert hat).

Die Betriebsbedingungen des Oktoberfests machten es möglich, derlei Parolen oder Inhalte zu verbieten. Die Wiesn sei ein „leichtfüßiges und schönes“ Fest mit vielen ausländischen Gästen. Rechte Parolen seien in der Vergangenheit verhindert worden und sollen auch in Zukunft nicht vorkommen. „Die Wiesn ist unpolitisch.“ (pst mit dpa, afp)

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