E-Autos erschweren die Löscharbeiten auf dem Autofrachter in der Nordsee. Umweltschützer sorgen sich um das Wattenmeer.
Crew sprang aus „30 Metern Höhe“Feuer auf Frachter vor Ameland könnte „noch Wochen“ brennen
Ein vor der niederländischen Wattenmeer-Insel Ameland in Brand geratener Frachter mit 3783 Autos an Bord wird möglicherweise noch tagelang brennen. Diese Zahl nannte ein Sprecher der Reederei. Das Feuer könne nicht gelöscht werden, solange die „Fremantle Highway“ nicht stabilisiert sei, sagte eine Sprecherin der niederländischen Küstenwache am Mittwoch.
In Brand geratener Frachter vor Ameland: Feuer könnte noch Wochen lang brennen
Gegenüber dem Rundfunksender NOS erklärte ein weiterer Sprecher der Küstenwache, es könne „sogar Wochen lang“ dauern, bis der Frachter ausgebrannt sei. Derzeit könne man den Brand nicht löschen, da das eingesetzte Wasser das Schiff zum „Kippen“ bringen könne, hieß es weiter.
Durch den Brand ist ein Besatzungsmitglied ums Leben gekommen, weitere wurden verletzt. Der in Panama registrierte Frachter „Fremantle Highway“ war laut Küstenwache mit 23 Besatzungsmitgliedern auf dem Weg von Bremerhaven nach Port Said, als gegen Mitternacht rund 27 Kilometer nördlich von Ameland das Feuer an Bord ausbrach.
Feuer auf Frachter vor Ameland: Besatzung gerettet – Sprung aus rund „30 Metern Höhe“
Die Besatzung versuchte noch, es selbst zu löschen. Dies gelang ihr jedoch nicht, daraufhin wurde sie mit Hubschraubern und Schiffen von Bord geholt worden. Einige waren zuvor von Bord gesprungen.
Laut einem Kapitän der niederländischen Seenotrettung KNRM befand sich die Besatzung in akuter Seenot. Der Sprung ins Meer sei aus „rund 30 Metern Höhe“ erfolgt, „das macht man nicht einfach so“, sagte Willard Molenaar im Gespräch mit NOS.
Der Brand war möglicherweise durch eines der 25 Elektroautos ausgelöst worden, sagte ein Vertreter der Küstenwache dem Rundfunksender. „Wir ziehen alle Szenarios in Betracht“, fügte er hinzu. Ein Mitarbeiter einer nun eingesetzten Bergungsfirma erklärte unterdessen, dass es besonders schwierig sei, E-Autos zu löschen.
Schwierige Löscharbeiten an Frachter vor Ameland: Batterien von E-Autos fangen immer wieder Feuer
„In manchen Fällen kommt es vor, dass ein Elektroauto zwei Wochen lang in einem Tauchbecken mit Wasser steht und die Batterie erneut Feuer fängt“, zitierte NOS den Experten. Nach Angaben der Küstenwache wurden noch Spezialkräfte aus Rotterdam per Hubschrauber zum Löschen des Brands zu dem Frachter geflogen. Doch breitete sich das Feuer so rasch aus, dass sie nicht mehr an Bord konnten.
Inzwischen hat das 18.500 Tonnen schwere Schiff Schlagseite. Laut NOS gelang es einem Schlepper aber, ein Kabel an dem 18.500 Tonnen schweren Frachtschiff zu befestigen, damit es nicht abdriftet und eine wichtige Schifffahrtsroute nach Deutschland blockiert.
Solange das Schiff nicht stabilisiert sei, könnten die Löscharbeiten an Bord nicht beginnen, sagte die Sprecherin. Um jedes zusätzliche Risiko zu vermeiden, werde deshalb derzeit zur Abkühlung auch nur die Seite der „Fremantle Highway“ mit Wasser besprüht, nicht aber das Deck.
Feuer auf Frachter vor Ameland: Drei Szenarien für das Schiff
Im Wesentlichen gäbe es nun drei Szenarien für das Frachtschiff, erklärte Edwin Granneman von der niederländischen Küstenwache zudem gegenüber NOS. Zum einen könnte das Schiff schlichtweg sinken – es werde jedoch alles getan, um das zu verhindern, erklärte der Küstenwachen-Sprecher.
Eine weitere Option sei es, das Schiff abzuschleppen. Dafür müssten aber „tatsächlich Menschen an Bord des Schiffes sein“, ob das möglich sei, müsse man nun abwarten. Das letzte Szenario bestehe darin, das Schiff komplett ausbrennen zu lassen. Das könnte Wochen dauern, so Granneman.
Feuer auf Frachter vor Ameland: Sorgen um das Wattenmeer
Berichten von Fachmedien zufolge gehört die „Fremantle Highway“ dem japanischen Unternehmen Shoei Kisen Kaisha, dem Eigner des Containerschiffs „Ever Given“, das im März 2021 den Suezkanal blockiert hatte. An Bord des Frachters befinden sich unter anderem 350 Fahrzeuge von Mercedes-Benz, wie der Autokonzern mitteilte.
Das Wattenmeer gehört zum Weltnaturerbe der Unesco. Das Gebiet verfügt über eine reiche Vielfalt von über 10.000 Tier- und Pflanzenarten. Sollte das Frachtschiff sinken, wäre das eine „Katastrophe“, schrieb die Zeitung „De Telegraaf“. „Wir wollen nicht spekulieren, aber natürlich sind wir, wie alle, besorgt“, sagte die Ökologin Ellen Kuipers von der Umweltschutzorganisation Waddenvereniging. (mit dpa/afp)