Gisèle Pelicot war über zehn Jahre schwerster Vergewaltigung ausgesetzt. Ihr Ex-Mann und 50 weitere Täter wurden nun verurteilt. Die Reaktionen.
Reaktionen auf Urteil„Der Fall von Gisèle Pelicot ist kein Einzelfall“
Bundesfrauenministerin Lisa Paus hat die Verurteilung des Hauptangeklagten im Vergewaltigungsprozess in Avignon als wichtiges Zeichen gewürdigt. Die Grünen-Politikerin mahnte: „Der Fall von Gisèle Pelicot ist kein Einzelfall. Selbst über Landesgrenzen hinweg bilden sich Netzwerke, in denen Männer Gewalt gegen Frauen planen und umsetzen.“
Gisèle Pelicots Ex-Mann Dominique hatte sie fast zehn Jahre lang immer wieder mit Medikamenten betäubt, missbraucht und von Dutzenden Fremden vergewaltigen lassen. Das Gericht verurteilte ihn zu 20 Jahren Haft. Für die übrigen 50 Angeklagten verhängte das Gericht Strafen zwischen 3 und 15 Jahren Haft - zumeist wegen schwerer Vergewaltigung. Dominique Pelicot hatte über eine Online-Plattform Kontakt zu den Männern gesucht.
Ataman zu Pelicot-Prozess: Jeder Gerichtsprozess hilft unzähligen anderen Betroffenen“
Gisèle Pelicot hatte entschieden, den Prozess nicht hinter verschlossenen Türen führen zu lassen. Der Anfang-Siebzigjährigen ging es dabei auch darum, anderen Missbrauchsopfern Mut zu machen.
Paus forderte, man müsse gegen die systematische Verachtung von Frauen vorgehen und prüfen, wo es Lücken mit Blick auf digitale Gewalt gebe. Zudem müsse sich die Gesellschaft klar positionieren.
Die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, betonte die Relevanz von Prozessen. „Jeder Gerichtsprozess hilft unzähligen anderen Betroffenen“, teilte Ataman mit. Das Verfahren in Südfrankreich zeige, dass es sich lohne, Täter vor Gericht zu bringen. „Denn es muss klar sein: Sexuelle Gewalt, und auch jede Form von sexueller Belästigung, ist verboten – auch bei uns in Deutschland.“
Gisèle Pelicot „respektiert“ die Strafen
Pelicot selber äußerte die Hoffnung, dass der Prozess die Gesellschaft verändert. „Ich habe heute Vertrauen in unsere Fähigkeit, gemeinsam eine Zukunft in die Hand zu nehmen, in der jeder, Frau und Mann, in Harmonie, mit Respekt und in gegenseitigem Verständnis leben kann“, sagte Pelicot zu Prozessende. Sie hoffe, dass die Gesellschaft die Debatten, die während des Prozesses geführt wurden, aufgreifen konnte.
„Ich denke schließlich an die nicht anerkannten Opfer, deren Geschichten oft im Dunkeln bleiben. Ich möchte, dass sie wissen, dass wir denselben Kampf teilen“, sagte Pelicot. Auf die Frage, ob sie mit den verhängten Strafen zufrieden sei, sagte Pelicot, dass sie die Strafen respektiere.
Die Entscheidung, den Prozess öffentlich zu führen, habe sie nie bereut. „Der Prozess war eine sehr schwere Prüfung“, sagte sie aber auch. Sie habe diesen Kampf auch für ihre Kinder geführt. „Es lässt mich wirklich an meine Enkelkinder denken.“ (dpa)