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Schwere VergewaltigungUrteil im Pelicot-Prozess – Ex-Ehemann zu 20 Jahren Haft verurteilt

Lesezeit 3 Minuten
Gisèle Pélicot bei ihrer Ankunft am Gericht am Donnerstag. Ihr Ex-Ehemann wurde in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen.

Gisèle Pélicot bei ihrer Ankunft am Gericht am Donnerstag. Ihr Ex-Ehemann wurde in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen.

51 Männer sollen an dem jahrelangen Missbrauch von Gisèle Pelicot mitgewirkt haben. Nun hat das Gericht geurteilt.

Der Hauptangeklagte im Missbrauchsprozess in Avignon ist wegen schwerer Vergewaltigung zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Dominique Pelicot hatte seine damalige Frau Gisèle fast zehn Jahre lang immer wieder mit Medikamenten betäubt, missbraucht und von Dutzenden Fremden vergewaltigen lassen. Das Urteil gegen den 72-Jährigen ist noch nicht rechtskräftig.

Massenhafte Vergewaltigung kam zufällig ans Licht

Etwa 200 Vergewaltigungen dürfte Gisèle Pelicot auf diese Art erlitten haben, wie sie vor Gericht angab. Ihr Ehemann hielt die Taten auf Hunderten Videos und Fotos fest. Die Ermittler vermuten, dass es ein Dutzend weitere Täter gibt, die jedoch nicht identifiziert werden konnten.

Pelicot bekam wegen der starken Medikamente, die ihr damaliger Gatte ihr unters Essen mischte, von den jahrelangen sexuellen Übergriffen nichts mit. Ans Licht kamen die Taten erst, als Dominique Pelicot im September 2020 festgenommen wurde, weil er im Supermarkt Frauen unter den Rock gefilmt hatte. Ermittler fanden dann bei ihm die Missbrauchsbilder.

Viele Angeklagte wollen Freispruch

Neben dem Ex-Mann stehen 50 Männer vor Gericht. Zum Tatzeitpunkt sollen sie zwischen 21 und 68 Jahren alt gewesen sein. Einem von ihnen wirft die Staatsanwaltschaft lediglich sexuelle Gewalt vor und forderte vier Jahre Haft. Den übrigen 49 lastet sie Vergewaltigung an und plädierte für Gefängnisstrafen zwischen 10 und 18 Jahren.

Die Mehrheit der Angeklagten will freigesprochen werden. (Archivbild)

Die Mehrheit der Angeklagten will freigesprochen werden. (Archivbild)

Die Angeklagten zeichneten hingegen ein anderes Bild. Nur etwa ein Dutzend bekannte sich zu den Vorwürfen. Manche gaben zwar zu, Gisèle Pelicot ohne deren Einwilligung penetriert zu haben, wiesen aber von sich, dass es sich dabei um eine Vergewaltigung gehandelt habe – etwa weil der damalige Ehemann einverstanden gewesen sei.

Andere sagten vor Gericht, unter dem Einfluss des Gatten gestanden zu haben. Manche gingen so weit, zu behaupten, sie hätten gegen ihren Willen oder unfreiwillig vergewaltigt. Mehr als die Hälfte der Angeklagten ließ über die Verteidigung Freispruch fordern.

Frauenrechtsgruppe will exemplarisches Urteil

Die lokale feministische Organisation „Les Amazones d'Avignon“ hat hingegen einen anderen Ausgang des Prozesses vor Augen. Das Urteil solle exemplarisch sein, forderte die Vorsitzende der Gruppe, Blandine Deverlanges. Es dürfe nie wieder Ausreden für Vergewaltiger geben.

Pelicots Anwälte zogen alle Angeklagten zur Verantwortung. (Archivbild)

Pelicots Anwälte zogen alle Angeklagten zur Verantwortung. (Archivbild)

Auch die Anwälte der Nebenklage forderten eindringlich, die Angeklagten zur Verantwortung zu ziehen. „Alle haben, zumindest als sie dieses Horrorhaus verlassen haben, verstanden, dass andere vor ihnen kamen und andere folgen würden“, sagte Anwalt Antoine Camus. „Jeder hat in seinem Maß, auf seinem Niveau zu dieser Monstrosität, zu diesem Martyrium dieser Frau beigetragen.“ Das Strafrecht könne die Schwere der Taten nicht in Gänze fassen.

Verfahren hat Debatten in Frankreich angestoßen

Der Fall hat Frankreich aufgewühlt. Täglich kamen Dutzende Menschen, um den Prozess beizuwohnen und Gisèle Pelicot zu unterstützen. Das Verfahren hat auch die Debatte um „Ja heißt Ja“ wieder angestoßen. Eine Änderung des Strafrechts, um die explizite Einwilligung in sexuelle Handlungen aufzunehmen, könnte kommen.

Missbrauchsopfer Gisèle Pelicot wurde für ihr mutiges und entschiedenes Auftreten gefeiert und ist in Frankreich zum feministischen Vorbild geworden. Sie hatte entschieden, den Prozess öffentlich führen zu lassen, auch um anderen missbrauchten Frauen Mut machen. „Ich will, dass sie keine Schande mehr verspüren. Nicht wir sollten uns schämen, sondern sie.“ (das/dpa)