Noch wissen die Spanier nicht viel über ihre Kronprinzessin. Ab nächster Woche, wenn sie volljährig wird, könnte sich das ändern.
„Die Geheimnisvolle“Kronprinzessin Leonor wird 18 – Palast veröffentlicht seltene Bilder
Ganz Spanien blickt mit Spannung und Neugier auf den 31. Oktober. An diesem Dienstag wird die „geheimnisvolle“ Kronprinzessin Leonor 18 Jahre alt. Zur Feier des Tages wird sie unter anderem im Unterhaus des Madrider Parlaments den Eid auf die Verfassung ablegen. Im Vorfeld veröffentlichte der Palast auch eine Reihe äußerst seltener und zum Teil unveröffentlichter Fotos der Prinzessin aus ihren 18 Lebensjahren.
Kronprinzessin Leonor: Spanier erhoffen sich mit über „die Geheimnisvolle“ zu erfahren
Doch die meisten ihrer Landsleute interessieren sich weniger für diese Zeremonie als für die Folgen, die das Erreichen der Volljährigkeit nach allgemeiner Erwartung mit sich bringen wird.
Man hofft, dass die oft verträumt wirkende junge Frau, die im Sommer nach dem Abitur eine dreijährige Militärausbildung begonnen hat, sich als Erwachsene endgültig von der in den spanischen Medien oft als „übertrieben“ kritisierten elterlichen Bevormundung löst. Und dass man endlich mehr über Leonors Persönlichkeit erfährt.
„Bisher bestand die Hauptsorge des Königshauses und der Eltern darin, die Privatsphäre der Thronfolgerin in einem oft unerfüllbaren Ausmaß zu schützen - aber das wird sich jetzt ändern“, schrieb dieser Tage die Zeitschrift „Lecturas“. Die Zeitung „La Voz de Galicia“ stellte kürzlich fest: „Es gab nur wenige spontane Momente, die wir im Leben der Prinzessin erlebt haben“. Und die renommierte Zeitung „El País“ bezeichnete Leonor als „unbeschriebenes Blatt“.
Prinzessin Leonor und Prinzessin Sofía werden abgeschirmt
In der Tat: Während andere europäische Königshäuser den Thronfolgern und ihren Geschwistern mehr Freiheiten einräumen und sie oft als normale Kinder und Jugendliche präsentieren, die – wie zuletzt Prinz Williams Sohn George (8) bei einem Rugby-WM-Spiel auch in der Öffentlichkeit in der Nase popeln und sich langweilen dürfen, schienen die öffentlichen Auftritte von Leonor und Sofía (16), der beiden Töchter von König Felipe (55) und Königin Letizia (51), bisher bis ins kleinste Detail geplant, ja fast perfekt „choreografiert“.
„Leonor und Sofía sind ein großes Geheimnis“, schreibt „Lecturas“ - und fragt: „Wie ist ihr Alltag? Haben sie Freunde? Gehen sie ins Kino? Gehen sie essen?“ Fragen über Fragen, auf die es bis heute keine Antwort gibt. Doch ein wenig sickert durch. Die Zeitschrift „Hola!“, die das Madrider Königshaus gut kennt, versichert, Leonor, die einmal Königin und Staatsoberhaupt Spaniens werden soll, sei zwar etwas schüchtern, aber auch ein besonnenes, umsichtiges und gut organisiertes Mädchen und eine gute Schülerin. Zu ihren Hobbys zählen Volleyball, Ballett und Reiten. Außerdem spiele sie gerne Cello.
Prinzessin Leonor soll „Untergang der Madrider Monarchie“ aufhalten
Für „El País“ und andere spanische Medien, die sich weniger für die Freizeitaktivitäten der Kronprinzessin interessieren, steht derweil fest, dass das Königshaus in Madrid auf Leonor setzt, um die unter Felipe eingeleitete Modernisierung der spanischen Monarchie zu beschleunigen. Sie soll dafür sorgen, dass die vielen, vor allem linken Politiker, Medien und Beobachter, die den Untergang der Madrider Monarchie prophezeien, nicht recht behalten.
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn Leonor hat sich bisher als echtes königliches Musterkind erwiesen. Anders als ihr Großvater, Altkönig Juan Carlos (85), der mit Skandalen und Affären das Image der „Casa Real“ schwer beschädigte, folgte sie bisher dem Vorbild ihres Papas, der zwar als langweilig, aber als „Saubermann“ gilt.
Prinzessin Leonor überzeugte bei öffentlichen Auftritten
Trotz des elterlichen Schutzes ist es nicht so, dass Leonor in ihrem noch kurzen Leben keine Bewährungsproben zu bestehen hatte. An ihrem 13. Geburtstag sprach sie zum ersten Mal öffentlich anlässlich des 40. Jahrestag der spanischen Verfassung. Es folgten weitere öffentliche Auftritte, bei denen sie stets eine gute Figur machte. Im Sommer 2021 verließ sie das königliche Nest im Zarzuela-Palast im Nordwesten Madrids, um am UWC Atlantic College in Wales ihr Abitur zu machen.
Doch die wohl größte Herausforderung kam Mitte August mit der Grundausbildung an der Militärakademie in Saragossa. Dort kroch sie mit Tarnfarbe im Gesicht durch Schlamm und unter Stacheldraht, hantierte mit Gewehren und anderen Waffen und lernte schießen. Als sie Anfang Oktober den militärischen Fahneneid ablegte, schwor sie, wenn nötig, ihr Leben für Spanien zu geben.
In der vergangenen Woche präsentierte sie sich bei der Verleihung der nach ihr benannten Prinzessin-von-Asturien-Preise in Oviedo erneut in Uniform und sagte: „Ich bin mir meiner Pflicht bewusst.“ Die spanische Kronprinzessin wird erwachsen. Oder wie „El País“ schrieb: „Ein unbeschriebenes Blatt, aber ein vielversprechendes“. (mit dpa)