In diesen sieben Kriminalfällen konnte bis heute kein Täter ermittelt werden. Können diese Morde jemals geklärt werden?
Ungelöst seit 50 JahrenDiese 7 mysteriösen Fälle aus „Aktenzeichen XY“ geben seit 1975 Rätsel auf
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Eduard Zimmermann, der legendäre erste Moderator der Fahndungssendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“, die seit 1967 ungelöste Kriminalfälle ins öffentliche Bewusstsein rückt. (Archivbild)
Copyright: IMAGO/Wolfgang Maria Weber
Seit 50 Jahren werden in „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ ungeklärte Verbrechen gezeigt, die oft durch Hinweise von Zuschauern aufgeklärt wurden. Doch manche Fälle blieben trotz intensiver Ermittlungen „Cold Cases“. Besonders im Jahr 1975 gab es mysteriöse Morde, die bis heute nicht aufgeklärt werden konnten. Diese sieben Kriminalfälle geben bis heute Rätsel auf.
Tod per Anhalter: Die Münsterlandmorde (1971 bis 1974)
Sendung vom 11. April 1975, Kripo Münster, Kripo Nordhorn
Zwischen 1971 und 1974 erschütterten die „Münsterlandmorde“ Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Vier junge Frauen, alle um die 20 Jahre alt, klein und dunkelhaarig, wurden Opfer einer Mordserie. Die Taten waren durch eine erschreckende Inszenierung gekennzeichnet: Die Opfer wurden erwürgt, entblößt und in unnatürlicher Haltung zurückgelassen. Trotz intensiver Ermittlungen und der Wiederaufnahme des Falls im Jahr 2015 konnte der Täter nie gefasst werden.
Als gesichert gilt, dass die vier Frauen per Anhalter unterwegs waren. Eine Aufklärung ist auch fünf Jahrzehnte nach den Morden noch möglich, denn unter den Fingernägeln des zweiten Opfers Barbara S. wurden DNA-Spuren gefunden, die bis heute keiner Person zugeordnet werden konnten. Im November 2022 kam das Dokudrama „Akte Münsterlandmörder“ in die Kinos.
Verhängnisvolle Stimmbandentzündung: Der Mord an Maria T.
Sendung vom 6. Juni 1975, Kripo Düsseldorf
Der Mord an Maria T. ereignete sich am 17. Dezember 1974 bei Mönchengladbach. Die 32-jährige Sekretärin litt an einer Stimmbandentzündung und konnte kaum sprechen. Auf ihrem Heimweg wurde sie von einem Mann auf einem lindgrünen Klapprad verfolgt, überfallen, vergewaltigt und ermordet. Trotz einiger Zeugen, die sie kurz zuvor sahen oder in der Nähe waren, und zahlreiche Spuren blieb der Täter unerkannt.
Zwei Aspekte machen den Mord an Maria T. besonders tragisch: Erstens konnte sie sich aufgrund ihrer Stimmbandentzündung nicht lautstark bemerkbar machen oder um Hilfe rufen. Zweitens geschah die Tat nur 50 Meter entfernt von einem Landwirt, der sich in der Nähe aufhielt, sowie unweit des Elternhauses des Opfers – doch niemand bemerkte den Angriff. Diese tragischen Umstände machten es dem Täter leicht, unentdeckt zu entkommen, und erschweren bis heute die Aufklärung des Falls.
Am 24. Mai 2024 erinnerte die Fernsehsendung „Hallo Deutschland“ mit einem Filmbeitrag an den mysteriösen Cold Case (siehe oben).
Monatelang vermisst: Der Mord an Ursula J. („Der Gronauer“)
Sendung vom 4. Juli 1975, Kripo Koblenz
Im Januar 1975 fand ein Rentner im Wald bei Birlenbach (Rheinland-Pfalz) die Leiche der 29-jährigen Lehrerin Ursula J. aus Lörrach (Baden-Württemberg), versteckt unter einer Zinkwanne. Ihr goldfarbener Fiat-Sportwagen wurde zur gleichen Zeit in Ostfriesland in der Nähe des Emder Hafengeländes sichergestellt – verlassen, ohne Kennzeichen und ohne Windschutzscheibe. Ursula J. war zuletzt im August 1974 auf dem Weg zu ihrer Mutter nach Krefeld gesehen worden. Zwischen dem Fundort ihrer Leiche und ihres Autos liegen 400 Kilometer.
Seltsame Anrufe nach ihrem Verschwinden, darunter ein mysteriöser Anrufer namens „Der Gronauer“, der sie angeblich lebend gesehen hatte, machten den Fall noch mysteriöser. Zudem wurden auf ihren Reiseschecks gefälschte Unterschriften entdeckt. Trotz intensiver Ermittlungen blieb der Fall bis heute ungelöst. Eduard Zimmermann bezeichnete den Fall 1975 in „XY“ als „eine der mysteriösesten Geschichten, die wir hier jemals behandelt haben“.
12-jähriger Sohn findet ermordete Mutter
Sendung vom 12. September 1975, Kripo Göttingen
Die 36-jährige Irmgard W., Wirtin der Gaststätte „Zum Rauchfang“ in Bad Lauterberg, wurde am 2. Oktober 1974 brutal ermordet. Nachdem sie am späten Abend die Gaststätte abgeschlossen hatte, wurde sie im Treppenhaus ihres Wohnhauses überfallen und ermordet. Der Täter nahm ihr die Tageseinnahmen von rund 1.000 DM ab und durchsuchte ihre Wohnung nach weiterem Geld.
Zeugen berichteten von einem unbekannten Mann mit roten Haaren und karierter Jacke, der sich in der Nacht noch in der Gaststätte aufgehalten hatte. Am nächsten Morgen fand ihr 12-jähriger Sohn die Leiche seiner Mutter. Trotz Spuren wie einer Zigarettenkippe und einem Vierfarbenkugelschreiber blieb der Täter unentdeckt. Besonders rätselhaft: In den Tagen vor der Tat berichtete Irmgard W. Bekannten, dass nachts immer wieder jemand an ihrer Haustür klingelte, ohne dass sich jemand zeigte – ob es der Täter war, der ihr Verhalten testete, oder ein Zufall, blieb ungeklärt. Der „Harz Kurier“ erinnerte 2024 an den Cold Case in einem Artikel.
Der Killer vom Killesberg: War es ein Serientäter?
Sendung vom 10. Oktober 1975, Kripo Stuttgart
Die Stuttgarter Kosmetikerin Karin A. wurde am 22. November 1974 in ihrer frisch bezogenen Wohnung auf dem Killesberg ermordet. Während sie bei einer Nachbarin war, brach ein Unbekannter ein, durchsuchte ihre Wohnung und fand die Tageseinnahmen ihres Salons. Als die 32-Jährige zurückkehrte, wurde sie von dem Täter überrascht, vergewaltigt und erwürgt.
Am nächsten Morgen fanden ihre Mutter und ihr Bruder die blutverschmierte Wohnung und ihre Leiche in der Badewanne. Die Ermittler vermuteten einen Serientäter, da es in der Region ähnliche Fälle gab. Ein Tatverdächtiger wurde später wegen Einbruchs und Vergewaltigung in anderen Fällen zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt, der Mord an Karin A. konnte ihm jedoch aufgrund eines medizinischen Gutachtens nicht nachgewiesen werden. Die „Bild“-Zeitung erinnerte 2015 im Mammut-Artikel „Diese 75 Frauenmorde wurden nie gelöst“ an den Cold Case.
Mord an 17-jähriger Schwesternschülerin
Sendung vom 7. November 1975, Kripo Weilheim
Die 17-jährige Krankenpflegeschülerin Gundula S. aus Garmisch-Partenkirchen verschwand am Abend des 9. Januar 1975 spurlos. Nach einem ereignisreichen Tag in München wollte sie mit Freunden tanzen gehen. Als sie nicht nach Hause kam, meldete ihre Mutter sie als vermisst. Am nächsten Tag fand ein Spaziergänger ihre Leiche im Lauterbach bei Oberau. Die Obduktion ergab, dass sie erwürgt und bewusstlos ins Wasser geworfen worden war, wo sie ertrank. Trotz intensiver Ermittlungen mit über 300 überprüften Personen und Fahrzeugen konnte der Mörder bis heute nicht gefunden werden.
Mord an der Wiener „Zuckerl-Lilly“
Sendung vom 5. Dezember 1975, Sicherheitsbüro Wien
Lilly H., besser bekannt als „Zuckerl-Lilly“, war ein echtes Wiener Original. Sie machte sich mit einer ungewöhnlichen Werbemethode einen Namen: Sie verteilte in der ganzen Stadt Bonbons, in die sie Werbezettel für ihr Elektrogeschäft einwickelte. Doch ihr exzentrischer Umgang mit Kunden und Geld brachte sie immer wieder in Konflikte. Es wurde bekannt, dass sie große Mengen Bargeld bei sich trug und ihr Geschäft ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen betrieb. 1975 wurde sie auf brutale Weise ermordet. Die Ermittler vermuteten, dass ihr Umgang mit Geld den Täter angelockt haben könnte.
Am 5. Juni 2024 erinnerte erneut die Fernsehsendung „Hallo Deutschland“ mit einem Filmbeitrag an den mysteriösen Cold Case.