Chris Rea hat mit seinem Song einen ewigen Weihnachtsklassiker geschaffen. Doch was macht die Musiklegende eigentlich heute?
Weihnachtsklassiker „Driving Home for Christmas“Was macht eigentlich Chris Rea?
„Driving Home for Christmas“ gilt seit vielen Jahren als einer der beliebtesten Weihnachtsklassiker. Kaum ein Weihnachtsmarkt dürfte heutzutage ohne ihn auskommen. Geschrieben wurde der Song von Stuart Eales und der britischen Rock- und Blueslegende Chris Rea, der während einer Autofahrt im Schneetreiben zu dem Lied inspiriert wurde.
Obwohl der Song 1986 nur als B-Seite seiner heute fast vergessenen Single „Hello Friend“ veröffentlicht wurde, ist er im Laufe der Jahre durch Radio-DJs, Downloads und Streaming zu einem festen Bestandteil der Weihnachtszeit geworden. Seit 2007 ist er ununterbrochen jedes Jahr im Dezember in den britischen und deutschen Charts vertreten, mittlerweile sogar in den Top 10. Erst auf öffentlichen Druck hin spielte Rea den Song 2014 live.
Chris Reas Karriere abseits des Klassikers
Chris Rea ist natürlich weit mehr als der Schöpfer eines Weihnachtshits. Der britische Sänger und Gitarrist hat seit Ende der 1970er Jahre 25 Studioalben veröffentlicht, die stilistisch zunächst zwischen Singer/Songwriter und Softrock pendelten, später gitarrenlastigen Pop und Rock vereinten und ihn zum Liebling der Radio-DJs machten.
Hits wie „The Road to Hell“ und „On the Beach“ prägten seine Karriere und machten den heute 73-Jährigen vor allem in Europa erfolgreich, nachdem er zunächst in den USA mit dem sanften Schmachtfetzen „Fool (If You Think It's Over)“ einen großen Hit gelandet hatte. In dieser Zeit wurde er 1978 zum einzigen Mal für einen Grammy nominiert – als bester Newcomer.
Rea hatte „schon vor meiner ersten Krankheit ein schwieriges Verhältnis zum Ruhm. Keiner meiner Helden war ein Rockstar. Ich kam einmal zur Grammy-Verleihung nach Hollywood und dachte, ich würde Leute treffen, die etwas bedeuten, wie Ry Cooder oder Randy Newman. Aber ich war umgeben von Popstars“, sagte er einmal dem britischen Lifestyle-Magazin „Saga“. Das Etikett „Rockstar“ hat Rea daher während seiner gesamten Karriere strikt abgelehnt. Im selben Interview verriet er, dass er alle Memorabilien aus seinem Haus verbannt habe, darunter auch sämtliche Edelmetall-Auszeichnungen.
Und spätestens seit seinem großen Durchbruch 1986 konnte er sich vor Gold- und Platinauszeichnungen kaum retten. Er spielte zahlreiche ausverkaufte Tourneen und verkaufte über 40 Millionen Tonträger, darunter von der Kritik als Meisterwerke gefeierte Alben wie „The Road to Hell“ (1989) oder „Auberge“ (1991). Später hat er sich von vielen seiner wie er selbst sagt, „glattpolierten Werke“ der 80er Jahre verabschiedet und sich seiner eigentlichen Leidenschaft, dem Blues, gewidmet. Höhepunkt war hier sicherlich die ambitionierte Box „Blue Guitars“ (2005), die auf elf CDs die Geschichte des Genres musikalisch nachzeichnete.
Gesundheitliche Rückschläge und das Comeback
Vor allem aber hatte Chris Rea viele gesundheitliche Herausforderungen zu meistern. 1994 wurde bei Chris Rea Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert, woraufhin ihm die Bauchspeicheldrüse, die Gallenblase und Teile der Leber entfernt wurden. Als Folge erkrankte er an Typ-1-Diabetes und musste mehrere schwere Operationen über sich ergehen lassen. 2016 erlitt Rea in einem Pub einen Schlaganfall mit halbseitiger Lähmung und musste danach mühsam wieder sprechen und Gitarre spielen lernen.
Wie wir heute wissen, für einen Abschied: Seine letzte große Tour fand 2017 statt. In diesem Jahr veröffentlichte er auch sein letztes Album „Road Songs for Lovers“. Nach einem Zusammenbruch während eines Konzerts im englischen Oxford am 9. Dezember desselben Jahres musste er das Tourleben beenden.
Chris Rea lebt heute zurückgezogen in England. Im Laufe der Jahre hat er sich immer mehr der Malerei zugewandt. Auf Instagram gibt es zwar immer wieder neue Posts, so auch im Winter 2024, die veröffentlichten Videos mit Interviewpassagen stammen aber bereits aus dem Jahr 2019. Im Jahr 2022 versteigerte Rea 68 seiner Kunstwerke, die seiner Leidenschaft für das Autofahren – „Ferrari“ – gewidmet waren. Ein echter Ferrari aus dem Besitz des Musikers wurde im Dezember 2023 versteigert.
Chris Rea lebt zurückgezogen in England – „Driving Home for Christmas“ lässt Kassen klingeln
Rea ist mit Joan Lesley verheiratet, mit der er eine Beziehung führt, seit sie sich als Teenager im April 1968 in ihrer Heimatstadt Middlesbrough kennengelernt haben. Seinen beiden Töchtern Josephine und Julia widmete er jeweils Songs, die auch zu Hits wurden.
Warum ausgerechnet „Driving Home for Christmas“, das mittlerweile über eine halbe Milliarde Mal auf Spotify gestreamt wurde, bis heute so erfolgreich ist, kann sich Rea nach wie vor nicht erklären. Im Interview 2019 gab er zu, dass ihn „ein gewisser Horst irgendwer, so ein deutscher leichter Jazzmusiker, der mal den Hit ‚A Walk in the Black Forest‘ hatte“, zu dem Song inspiriert habe.
Gemeint ist tatsächlich Horst Jankowski, der in den 60er und 70er Jahren eine beachtliche Karriere zwischen Jazz und Easy Listening gemacht hatte. „Wir haben keinen Pfennig Promotion in das Ding gesteckt“, wunderte sich Rea über den Erfolg, der vor allen Dingen stilistisch so gar nicht zu seinem restlichen Repertoire gepasst habe. Lachend fügte er jedoch hinzu, dass das Lied sein Weihnachtsbudget aufbessere, also finanziell äußerst lukrativ sei. Auch in dieser Hinsicht scheint es ihm dank des Evergreens bis heute nicht schlecht zu gehen.