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„Ehrlich gesagt ist das peinlich!“Lanz rechnet mit FDP-Mann und Ampelkoalition ab

Lesezeit 4 Minuten
FDP-Politiker Marcus Faber erklärte im Gespräch mit Markus Lanz, dass im Herbst wichtige Entscheidungen getroffen werden müssten „und ich hoffe, dass alle drei Partner in dieser Koalition dafür noch die Stärke haben“. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

FDP-Politiker Marcus Faber erklärte im Gespräch mit Markus Lanz, dass im Herbst wichtige Entscheidungen getroffen werden müssten „und ich hoffe, dass alle drei Partner in dieser Koalition dafür noch die Stärke haben“.

Im Gespräch mit dem Moderator offenbarte FDP-Politiker Marcus Faber, dass die Ampel noch vor Weihnachten zerbrechen könnte. Nicht nur Lanz reagierte fassungslos.

Am Dienstag lud Bundeskanzler Olaf Scholz mehrere Vertreter aus Unternehmen, Verbänden und Gewerkschaften zu einem Industriegipfel ins Kanzleramt ein. Dabei waren jedoch weder der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck noch die Spitze der Grünen und FDP anwesend. Bundesfinanzminister Christian Lindner veranstaltete währenddessen sein eigenes Wirtschaftstreffen und verzichtete ebenfalls auf eine Einladung des Wirtschaftsministers und Bundeskanzlers.

Journalistin Kristina Dunz warnte vor einem baldigen Zerfall der Ampel: „Es ist wirklich jetzt richtig kritisch!“ (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Journalistin Kristina Dunz warnte vor einem baldigen Zerfall der Ampel: „Es ist wirklich jetzt richtig kritisch!“

ZDF-Moderator Markus Lanz fragte daher in seiner Sendung am Dienstag: „Ist das noch Politik oder ist das schon Wahnsinn?“ Besonders mit Blick auf die angekündigten Werkschließungen bei VW zeigte sich Journalistin Kristina Dunz besorgt. Sie warnte, dass durch die prekäre wirtschaftliche Lage in Deutschland nicht nur für VW „Gefahr im Verzuge“ sei, „sondern auch für die Koalition“. Markus Lanz wollte daraufhin von der Journalistin wissen: „Gehen Sie davon aus, dass es möglich ist, dass diese Regierung sich noch vor Jahresende zerlegt?“

Völkerrechtler Kai Ambos (r.) plädierte dafür, mehr über die Sachprobleme als die „Ego-Probleme in der Koalition“ zu sprechen, denn: „Das finde ich auch Kindergarten.“ (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Völkerrechtler Kai Ambos (r.) plädierte dafür, mehr über die Sachprobleme als die „Ego-Probleme in der Koalition“ zu sprechen, denn: „Das finde ich auch Kindergarten.“

Kristina Dunz antwortete darauf mit einem klaren „Ja“ und erklärte, dass die Lage „richtig ernst“ sei: „Es ist wirklich jetzt richtig kritisch!“ Dunz bezeichnete die beiden Wirtschaftsgipfel daraufhin als „Gipfel der Zerrüttung“ und gab offen zu: „Ich habe die Stimmung so noch nicht erlebt. (...) Und ich habe den Kanzler auch so noch nicht erlebt. Es ist eine tiefe Frustration, er fühlt sich ungerecht behandelt.“ Zeitgleich sei auch der Finanzminister genervt von dem Kanzler, da er von der Ankündigung des Industriegipfels vorab nichts gewusst habe. „Dann hören wir wieder, der Bundeskanzler habe versucht, Herrn Lindner zu erreichen, der aber nicht erreicht werden wollte.“

Journalistin Kristina Dunz sieht „großes Drama“ in der Wirtschaftskrise

Als Lanz mit einem schockierten „Stopp“ reagierte, sagte Kristina Dunz: „Ja, das ist der Kindergarten, man muss ihn einmal so beschreiben!“ Mit ernster Miene fügte die Journalistin hinzu: „Das ist im Moment die Non-Kommunikation dieser Regierung, und das ist in dieser Wirtschaftskrise ein großes Drama.“ Lanz sah darin jedoch nicht nur ein Drama, sondern „ehrlich gesagt ist das peinlich“.

Autoexperte Stefan Bratzel erklärte bei „Markus Lanz“, dass die Zukunft der Automobilbranche in Deutschland auf dem Spiel stehe „und da würde ich dann schon auch an die Parteien plädieren, diese Enrsthaftigkeit in jeglicher Form zu zeigen“.  (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Autoexperte Stefan Bratzel erklärte bei „Markus Lanz“, dass die Zukunft der Automobilbranche in Deutschland auf dem Spiel stehe „und da würde ich dann schon auch an die Parteien plädieren, diese Ernsthaftigkeit in jeglicher Form zu zeigen“.

Mit Blick auf FDP-Politiker Marcus Faber wollte der Moderator daher wissen, ob das Verhalten der Regierungsspitze auch als respektlos bezeichnet werden könne. Faber wiegelte jedoch unbeeindruckt ab: „Ich habe erstmal bei jedem der Betroffenen das Gefühl, dass die Ernsthaftigkeit ausreichend angekommen ist. Das sind auch alles Menschen, die das nicht seit gestern machen.“ Außerdem erklärte der FDP-Mann erklärte trocken: „Es gibt, glaube ich, viele Aspekte im Bereich Industriepolitik, im Bereich VW, die man beleuchten kann. Und wenn man darüber zwei Gipfel macht, ist mir das lieber, als wenn man darüber keinen Gipfel macht.“

Die Wirtschaftskrise in Deutschland stand im Zentrum der Diskussion von „Markus Lanz“. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Die Wirtschaftskrise in Deutschland stand im Zentrum der Diskussion von „Markus Lanz“. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Lanz reagierte fassungslos: „Herr Faber, nicht Ihr Ernst!“ Der ZDF-Moderator warnte weiter: „Sie verlieren doch die Leute, das merken Sie doch jeden Tag!“ In dem Zusammenhang wollte er von dem FDP-Mann wissen, ob die Ampel überhaupt noch eine Zukunft habe. Statt hoffnungsvoll zu antworten, gab der Politiker zu: „Das hängt jetzt davon ab, welche Entscheidungen wir jetzt in den nächsten zwei Monaten treffen.“ Laut Faber müsste nicht nur der Haushalt für 2025 entschieden werden, sondern auch eine Wende im Bereich der Wirtschaft zustande kommen. „Wenn wir hier noch etwas tun können, dann lohnt es auch, dass diese Koalition zusammenbleibt. Wenn wir das nicht mehr können, dann ist es besser, den Weg freizumachen“, konstatierte Faber ernst.

FDP-Politiker Marcus Faber erwartet „Herbst der Entscheidungen“

Journalistin Kristina Dunz wurde daraufhin deutlicher und stellte klar, dass sie keine positive Wendung in den nächsten zwei Monaten erwarte. Im Gegenteil: „Es müsste ja ein Wunder geschehen, wenn sie jetzt plötzlich sagen: 'Jetzt machen wir's aber richtig'. Das ist erledigt in dieser Koalition.“ Marcus Faber konterte genervt: „Frau Dunz, ich glaube, Sie reden seit drei Jahren darüber, dass diese Koalition am Ende ist.“

Die Journalistin verneinte dies jedoch und stellte klar: „Wir reden über die Gefahr des Bruchs seit dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts.“ Als Markus Lanz erneut wissen wollte, wie die Chancen stehen, dass die Ampel den Jahreswechsel noch gemeinsam erlebt, entgegnete Faber vage: „Wir haben einen Herbst der Entscheidungen. Wenn Entscheidungen zustande kommen, dann kann es weitergehen. Wenn Entscheidungen nicht zustande kommen, dann kann es nicht weitergehen.“ (tsch)