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Lanz in Jubiläumssendung besorgt wie nie„Ist das der Beginn einer neuen Weltordnung?“

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Markus Lanz begrüßte in seiner 2.000. Ausgbe Katrin Eigendorf und Ulf Röller im ZDF-Studio. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Markus Lanz begrüßte in seiner 2.000. Ausgbe Katrin Eigendorf und Ulf Röller im ZDF-Studio. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Rund zwei Wochen vor der Präsidentschaftswahl in den USA erläuterte ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen, wie aufgeheizt die Stimmung im Land ist.

Seit mehr als 16 Jahren ist Markus Lanz mittlerweile mit seinem gleichnamigen Erfolgsformat im ZDF auf Sendung. Anlässlich seiner 2.000 Ausgabe wagte der Moderator am Dienstagabend einen Blick auf die Vereinigten Staaten von Amerika und debattierte über die möglichen Folgen der kommenden Präsidentschaftswahl am 5. November.

Dafür sprach Lanz mit mehreren ZDF-Korrespondenten, die aus der ganzen Welt - darunter Moskau, Washington D.C. und Peking - zugeschaltet waren. Zunächst wollte Lanz wissen, wie in Amerika selbst auf die Wahl geschaut werde. US-Korrespondent Elmar Theveßen antwortete, dass das Land „in einem Zustand“ sei, „in dem es tief gespalten ist“.

ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen erklärte bei „Markus Lanz“, dass die Gewaltbereitschaft in den USA so kurz vor der Wahl enorm hoch sei. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen erklärte bei „Markus Lanz“, dass die Gewaltbereitschaft in den USA so kurz vor der Wahl enorm hoch sei.

Bei vielen Bürgerinnen und Bürgern gebe es laut Theveßen zwar den Wunsch, „dass man irgendwie wieder zusammenfindet“, doch im Moment sei dies fast ausgeschlossen. Der Grund? „Beide Seiten sind fest davon überzeugt, dass sich hier die Zukunft des Landes entscheidet. Und jede Seite glaubt, dass, wenn der andere gewinnt, dass dann gewissermaßen der Untergang droht“, erläuterte der Journalist.

Elmar Thevesen: „Da sind Wächter, die bewaffnet sind. Da sind Panikknöpfe.“

Markus Lanz wollte daraufhin wissen, was sich in den letzten vier Jahren in den USA verändert habe. Theveßen antwortete prompt: „Jetzt ist man im Grunde genommen dabei, zu sagen: (...) Nur unsere Seite kann (...) dieses Land wieder zu dem machen, was es mal war - eine Weltmacht mit stabiler Wirtschaft, die in der Lage ist, eben auch (...) Supermacht zu sein.“

In Bezug auf die angespannte Lage in den USA ergänzte Elmar Theveßen, dass man „mit Gewalt rechnen“ müsse, „wenn es ein knappes Ergebnis für die eine oder andere Seite gibt, weil die Bereitschaft, zu Gewalt zu greifen, auch deutlich gewachsen ist“. Eine Aussage, die Markus Lanz nachdenklich stimmte: „Was heißt das konkret?“

Journalistin Katrin Eigendorf kritisierte bei Lanz den Abzug der USA aus Afghanistan und erklärte, dass dies Putin in der Entscheidung geholfen haben könnte, die Ukraine anzugreifen. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Journalistin Katrin Eigendorf kritisierte bei Lanz den Abzug der USA aus Afghanistan und erklärte, dass dies Putin in der Entscheidung geholfen haben könnte, die Ukraine anzugreifen.

Der ZDF-Korrespondent erläuterte, dass einige Wähler der Überzeugung seien, dass es Gewalt geben müsse, denn „das Land sei ja aus Gewalt geboren in einem Krieg, (...) also muss man auch wieder zu Gewalt greifen können, um es wieder so herzurichten, wie es schon mal war“. Um schlimme Ausschreitungen zu verhindern, sollen bereits einige Wahllokale „zu kleinen Festungen“ umgebaut worden sein. „Da sind Wächter, die bewaffnet sind. Da sind Panikknöpfe“, beschrieb Theveßen ernst. „Die Polarisierung ist überall spürbar“, erklärte der Journalist weiter.

Ulf Röller: „Der Bürgerkrieg wird ja fast von beiden Seiten herbeigeredet“

Im Gespräch mit Markus Lanz machte er deutlich, dass sich die USA so kurz vor der Wahl in einer gefährlichen Lage befinde, denn: „Die amerikanische Demokratie ist unter Beschuss - sie wird angegriffen von verschiedenen Seiten.“ Dies werde unter anderem von den ständigen Lügen des republikanischen Kandidaten Donald Trump befeuert, der seine Wähler immer wieder aufstachele. „Das ist für eine Demokratie natürlich immer brandgefährlich“, stellte Theveßen klar.

Journalistin Miriam Steimer, die aus Peking zugeschaltet war, sagte über die kommende US-Wahl: „Das wird hier geframt als: Das ist die Wahl zwischen zwei Übeln und man muss sich das aussuchen, das ein bisschen weniger schlimm ist.“ (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Journalistin Miriam Steimer, die aus Peking zugeschaltet war, sagte über die kommende US-Wahl: „Das wird hier geframt als: Das ist die Wahl zwischen zwei Übeln und man muss sich das aussuchen, das ein bisschen weniger schlimm ist.“

ZDF-Korrespondent Ulf Röller nickte im „Markus Lanz“-Studio zustimmend: „Es ist schon sehr, sehr traurig, dass wir nach 2016 wieder an diesem Punkt sind, dass Trump eine Chance hat, weil am Ende des Tages ist er eine Gefahr für die Demokratie.“ Dennoch ergänzte er, dass auch Kamala Harris mit ihrem Wahlkampf die aufgeheizte Stimmung im Land befeuere. „Der Bürgerkrieg wird ja fast von beiden Seiten herbeigeredet“, bemerkte Röller streng.

In seiner Sendung blickte Markus Lanz auch auf die Folgen, die die US-Wahl auf die Welt haben wird. „Ist das der Beginn einer neuen Weltordnung?“, wollte der Moderator in Bezug auf einen möglichen Sieg von Donald Trump wissen. Ulf Röller antwortete prompt: „Erst mal ist das eine Weltunordnung (...), weil die Wahrheiten, die wir gehabt haben, die gelten nicht mehr.“

„Wäre das nicht geschehen, würde möglicherweise auch die Ukraine heute anders dastehen“

Der Korrespondent fügte hinzu, „dass die Europäer unwichtiger werden, kleiner werden, (...) nicht mehr der Mittelpunkt der Welt sind. Und das ist die Sache, die jeden besorgen sollte“, denn „wenn die Achse der Autokraten stärker wird, ist das eine schlechte Botschaft für die Demokratie“.

Auch Elmar Theveßen erklärte, dass Europa dringend eine Strategie entwickeln müsse, „die auf dieser regelbasierten Ordnung fußt“, denn sollte das nicht gelingen, „dann werden wir schlicht und ergreifend nicht den 'Wumms' entwickeln, um zu beweisen, dass eine liberale Demokratie immer noch viel besser und erfolgreicher ist als ein autoritäres System“.

Journalistin Katrin Eigendorf ergänzte, dass die USA in den letzten Jahren viel an Glaubwürdigkeit verloren hätten. „Für mich ist einer der wesentlichen Kipppunkte (...) der Abzug aus Afghanistan.“ Laut Eigendorf sei „ein so chaotischer Abzug“ praktiziert worden, der Wladimir Putin gezeigt habe, dass sich Amerika „von dieser Position der (...) globalen Führungsmacht verabschiedet“ hat. „Wäre das nicht geschehen, würde möglicherweise auch die Ukraine heute anders dastehen.“

„Das ist eine gewagte These, aber für mich steht das alles in einem Zusammenhang“, sagte die ZDF-Korrespondentin weiter. Sie erklärte zudem, dass die Ukraine aktuell auf einen Sieg von Kamala Harris hoffe, denn: „Für die Ukraine wird die Frage, wer gewinnt diese Wahl, einen entscheidenden (...) Wegweiser geben für die Zukunft des Landes.“ (tsch)