Der Pionier des Elektropop prägte Disco, Pop, Soundtracks oder Synthie-Sounds. Diese 11 Songs zeigen seine ganze Bandbreite.
Elektro-Legende wird 8511 Lieder von Giorgio Moroder, die Musikgeschichte geschrieben haben

Giorgio Moroder (Archivbild)
Copyright: Universal Music
Zum 85. Geburtstag von Giorgio Moroder im April 2025 ehren wir den legendären Produzenten, Komponisten und Pionier der elektronischen Musik mit einer Auswahl von elf seiner bedeutendsten Songs. Diese Titel spiegeln seine Innovationskraft wider und zeigen, wie er die Musiklandschaft nachhaltig geprägt hat.
Daft Punk - „Giorgio Moroder“ (2013)
Mit „Giorgio by Moroder“ holten Daft Punk den Altmeister 2013 zurück ins Rampenlicht. Der fast zehnminütige Track beginnt mit seiner eigenen autobiografischen Erzählung – trocken gesprochen, charmant, fast beiläufig: „Mein Name ist Giovanni Giorgio, aber alle nennen mich Giorgio.“ Synthesizer, Funk-Groove und Retro-Feeling verschmelzen zur Hommage an sein Lebenswerk. So rückte Moroder eindrucksvoll zurück ins kollektive Pop-Gedächtnis. Es folgten das Comeback-Album „Déjà Vu“ mit Stars wie Britney Spears, Kylie Minogue und Sia sowie eine endlose Reihe an DJ-Gigs.
Donna Summer - „Love to Love You Baby“ (1975)
„Love to Love You Baby“ war 1975 der internationale Durchbruch für Giorgio Moroder und Donna Summer. Nach Jahren als Musiker und Produzent zwischen Pop und Schlager mit Hits wie „Looky Looky“ oder „Son of My Father“ suchte Moroder nach neuen Wegen. Erfahrung mit Moog und Synthesizern hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits reichlich gesammelt.
Die fast 17-minütige Album-Version, getragen von Summers laszivem Gesang und Moroders hypnotischem Elektrobeat, setzte neue Maßstäbe für Clubs und Radio. Die sexuell aufgeladene Stimmung, in der Summer angeblich mehrere Orgasmen hatte, machte „Love to Love You Baby“ zum Welthit und veränderte das Bild von Tanz- und Popmusik nachhaltig. Moroder wurde zum Pionier des Disco-Sounds, und für Donna Summer begann mit diesem Lied der Weg zur „Queen of Disco“.
Giorgio Moroder - „From Here to Eternity“ (1977)
Mit „From Here to Eternity“ setzte Giorgio Moroder 1977 erneut Maßstäbe: eine futuristische Mischung aus treibendem Beat und vollsynthetischem Sound. Der Song klang wie aus der Zukunft – eine Blaupause für Techno und House – und ein riesiger Disco-Hit. Aber eigentlich muss man das Stück im Zusammenhang mit dem gleichnamigen Album als Gesamtkunstwerk hören. Es hat Generationen von Produzenten beeinflusst.
Donna Summer - „I Feel Love“ (1977)
Noch einflussreicher war „I Feel Love“, das Giorgio Moroder 1977 gemeinsam mit seiner Muse Donna Summer erschuf. Der hypnotische, rein synthetische Sound revolutionierte die Popmusik und gilt als Geburtsstunde moderner elektronischer Tanzmusik. Brian Eno prophezeite schon damals, dass die Zukunft der Musik so klingen würde. „I Feel Love“ wurde ein weltweiter Hit, war Donna Summers einzige Nummer eins in Großbritannien und prägte ganze Genres von Techno bis House. 2022 kürte „Rolling Stone“ den Song auf Platz eins der Liste der „200 Greatest Dance Songs of All Time“.
Giorgio Moroder - „The Chase“ (1978)
Die brutale Handlung des Gefängnisthrillers „Midnight Express“ verlangte nach einer ebenso intensiven musikalischen Untermalung. Giorgio Moroder steuerte mit „The Chase“ ein zentrales Stück zum Soundtrack bei – ein pulsierendes, düsteres Instrumental, das sofort unter die Haut geht. Treibende Synthesizer und bedrohliche Klangflächen spiegeln die Panik und Ausweglosigkeit des Gefängnisdramas eindrucksvoll wider. Für seine Kompositionen zum Film wurde Moroder mit dem Oscar ausgezeichnet – ein Meilenstein für elektronische Musik im Kino. „The Chase“ markierte seinen Einstand in der Filmmusik und ebnete den Weg für einen völlig neuen Sound in Hollywood.
Donna Summer - „Now I Need You“ (1977)
„From Here to Eternity“, „I Feel Love“ und „The Chase“ in allen Ehren – aber das zeitgleich entstandene, aber weit weniger bekannte „Now I Need You“ gehört zu den Sternstunden von Giorgio Moroder. Die funkelnde Elektro-Perle erschien 1977 auf Donna Summers Konzeptalbum „Once Upon a Time“, neben „Bad Girls“ ihr bestes Album, und verbindet flirrende Synthesizerlinien mit einem stoischen Disco-Beat und Summers laszivem Gesang, der in der entmenschlichten, choralartigen Titelzeile aufgeht. „Now I Need You“ klingt kühl, mechanisch und futuristisch – und hat ein Gänsehaut-Outro, das eigentlich zehn Minuten zu kurz ist.
Blondie - „Call Me“ (1980)
Für den Soundtrack von „American Gigolo“ arbeitete Giorgio Moroder 1980 erstmals mit Blondie zusammen. Er komponierte die Musik, Debbie Harry schrieb den Text – in wenigen Stunden entstand „Call Me“. Der kraftvolle Mix aus treibenden Rock-Gitarren, Disco-Elementen und Harrys unverwechselbarem Gesang machte den Song zum weltweiten Hit. „Call Me“ wurde Moroders erste Nummer eins in den USA ohne Donna Summer – und das in einer Zeit, in der Disco eigentlich schon als tot galt. Der Track verband Rock-Energie mit Moroders typischem elektronischen Drive und prägte den Sound der frühen 80er-Jahre nachhaltig.
Irene Cara - „Flashdance... What a Feeling“ (1983)
Nach dem Welthit „Call Me“ mit Blondie und der (unfreiwilligen) Trennung von Donna Summer arbeitete Moroder mit einer Reihe von Stars und Sternchen zusammen, von David Bowie über die Singer-Songwriterin Melissa Manchester bis hin zum singenden Model Madleen Kane. Doch erst 1983 gelang ihm wieder ein Welterfolg.
Mit „Flashdance ... What a Feeling“ entstand eine Hymne auf Selbstverwirklichung und Lebensfreude, perfekt abgestimmt auf den handlungsarmen, aber überaus erfolgreichen Tanzfilm. „What a Feeling“ wurde ein weltweiter Nummer-eins-Hit, gewann einen Oscar und ist bis heute ein Dauerbrenner in den Radios der 80er Jahre. Für Moroder war es der endgültige Ritterschlag als Hitlieferant auch außerhalb der Clubs.
Für Irene Cara war der Welthit Segen und Fluch zugleich:
Mary Roos - „Arizona Man“ (1970)
Bevor Giorgio Moroder zum Disco-Pionier wurde, schrieb er in Deutschland Pop- bzw. Schlagergeschichte – unter anderem mit Mary Roos. Ihr Song „Arizona Man“ aus dem Jahr 1970 entstand ein Jahr zuvor in Englisch durch Moroder und wurde für die Schlagerwelt von dessen engem Weggefährten Michael Holm produziert. Funkiger Groove, dramatische Bläser und psychedelische Anklänge: Für einen deutschen Schlager war der Titel ungewöhnlich lang (fast fünf Minuten), der instrumentale Break mit E-Gitarren gegen Ende, bevor noch einmal eine Minute die Post abgeht, fast schon progressiv. Trotzdem – oder gerade deshalb – wurde er Roos’ größter Erfolg in Deutschland und blieb ihr einziger Top-10-Hit.
Sparks - „The Number One Song in Heaven“ (1979)
Zu den ungewöhnlichsten Projekten in Giorgio Moroders Karriere zählt die Zusammenarbeit mit den Sparks auf den Alben „No. 1 Heaven“ (1979) und „Terminal Jive“ (1980). „The Number One Song in Heaven“ verband die exzentrische Art-Pop-Ästhetik der Brüder Mael mit Moroders elektronischer Präzision – irgendwo zwischen Disco, Kraftwerk und sakralem Größenwahn. Hypnotische Sequenzer, künstliche Chöre und ein maschinell treibender Beat erschufen ein Klangbild, das seiner Zeit weit voraus war. Der Song wurde in Großbritannien ein Top-20-Hit und inspirierte spätere Acts wie die Pet Shop Boys oder New Order. Für Moroder war es der Beweis, dass seine futuristische Soundvision weit über den Dancefloor hinausreichte.
Berlin - „Take My Breath Away“ (1986)
1986 landete Giorgio Moroder mit „Take My Breath Away“ einen seiner größten Erfolge als Filmkomponist. Der Song, interpretiert von der New-Wave-Band Berlin, wurde für den Blockbuster „Top Gun“ aufgenommen und verband schwelgerische Synthesizerflächen mit melancholischem Gesang. Die getragene, fast schwebende Atmosphäre unterschied sich deutlich von Moroders früheren, treibenden Produktionen. „Take My Breath Away“ gewann den Oscar für den besten Filmsong und wurde sein letzter weltweiter Nummer-eins-Hit.