Kaum zu glauben, aber diese Stars treten auch im hohen Alter noch auf, veröffentlichen neue Alben oder melden sich im Social Web bei ihren Fans.
Zeitlose LegendenMit über 90 noch auf der Bühne – die 11 ältesten Musikstars der Welt
Ruhestand ist für viele Künstlerinnen und Künstler ein Fremdwort. Stars jenseits der 90 sind oft Legenden, die den Zeitgeist ihrer Epoche geprägt haben. Ihre Werke und ihr Einfluss haben Generationen überdauert und sind tief im kulturellen Gedächtnis verankert. Viele von ihnen bleiben kreativ und inspirierend, auch wenn sie sich aus dem Rampenlicht zurückgezogen haben. Andere stehen immer noch regelmäßig im Studio oder sogar auf der Bühne.
Wir stellen Ihnen elf legendäre Musikerinnen und Musiker vor, die uns auch im hohen Alter noch begeistern. Natürlich erhebt diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Nana Mouskouri (geb. 13. Oktober 1934, 90 Jahre)
Kurz vor ihrem 90. Geburtstag hat die Schlager- und Chansonikone Nana Mouskouri ihren endgültigen Rückzug aus dem Showgeschäft angekündigt. Damit verabschiedet sich die griechische Sängerin, die auf eine der erfolgreichsten Karrieren der Musikgeschichte zurückblicken kann, von der Bühne, auf der sie mehr als sechs Jahrzehnte lang Millionen von Menschen in aller Welt begeistert hat.
Zum 90. Geburtstag am 11. Oktober erschien die Werkschau „Happy Birthday, Nana“ mit ihren größten Hits. Ein besonderes Highlight sind drei neue Aufnahmen mit dem Royal Philharmonic Orchestra sowie ein brandneuer Song in griechischer Sprache („Pios échi Dakria“). Parallel dazu gibt es französische, spanische und englische Versionen des Albums, die jeweils im Titel auf ihren 90. Geburtstag hinweisen.
Willie Nelson (geb. 29. April 1933, 91 Jahre)
Auch im Jahr 2024 ist der 91-jährige Country-Musiker in der Musikszene aktiv wie in seinen Glanzzeiten, den 70er und 80er Jahre. Im November veröffentlichte Willie Nelson sein 76. Soloalbum „Last Leaf on the Tree“, das von seinem Sohn Micah Nelson produziert wurde. Das Album enthält sowohl Eigenkompositionen als auch Coverversionen und setzt sich mit Themen wie Alter und Vergänglichkeit auseinander. Ganz nebenbei unterstützte der überzeugte Demokrat auch noch den Wahlkampf von Kamala Harris.
Zusammen mit seiner vierten Ehefrau Annie, die Nelson gegenüber dem Magazin „People“ als seine „Geliebte, Ehefrau, Krankenschwester, Ärztin und Leibwächterin“ bezeichnete, veröffentlichte er außerdem ein Cannabis-Kochbuch, das Rezepte und persönliche Geschichten vereint. Und Nelson hat große Pläne: 2025 will er wieder Konzerte geben.
Pat Boone (geb. 1. Juni 1934, 90 Jahre)
Vom überzeugten Demokraten zum waschechten Republikaner: Pat Boone, nach Elvis Presley der erfolgreichste Sänger der 50er Jahre, begann seine Karriere 1955 mit dem Nummer-eins-Hit „Ain't That A Shame“. 1962 erreichte er mit dem Kultsong „Speedy Gonzales“, den viele noch aus dem Film „Eis am Stiel“ kennen, Platz eins in Deutschland.
Einst ein Teenie-Idol, ist der 90-Jährige heute vor allem für seine konservativen politischen Ansichten und seine Auftritte bei christlichen Veranstaltungen bekannt. Musikalisch ist er nach wie vor aktiv, wobei sein Schwerpunkt auf Gospel und religiösen Liedern liegt. Im Jahr 2024 veröffentlichte er pünktlich zum US-Wahlkampf den Song „Where Did America Go?“, in dem er die Gründungsprinzipien der USA und die Verfassung thematisiert.
Petula Clark (geb. 15. November 1932, 91 Jahre)
Die britische Sängerin und Schauspielerin ist auch mit über 90 Jahren noch aktiv und tritt gelegentlich auf. Berühmt wurde sie in den 1960er Jahren mit Hits wie „Downtown“ und „Don’t Sleep in the Subway“, die internationale Erfolge feierten. In den letzten Jahren hat die zweifache Grammy-Gewinnern weiterhin hin und wieder Musik veröffentlicht, darunter 2018 ein französisches Album, „Vu d'ici“, mit neuen Songs und Coverversionen.
Clark ist für ihre Vielseitigkeit bekannt, die sie von der Popmusik bis zum Musical geführt hat, darunter ihre gefeierten Auftritte in „Sunset Boulevard“. Zuletzt war sie vor allem auf Facebook präsent, als mehrere ihrer Weggefährten starben, darunter Françoise Hardy, Alain Delon und Quincy Jones. Bis heute gilt sie als eine der erfolgreichsten britischen Künstlerinnen ihrer Generation.
Frankie Valli (geb. 3. Mai 1934, 90 Jahre)
Mit dem 60er-Jahre-Evergreen „Big Girls Don’t Cry“, einem der bekanntesten Songs aus dem Filmklassiker „Dirty Dancing“, ist Frankie Valli für viele unvergessen. Als Frontmann der Four Seasons prägte er mit seiner markanten Falsettstimme Hits wie „Sherry“ und „Can’t Take My Eyes Off You“, die weltweit Erfolge feierten. Auch mit dem Titelsong zum Musicalfilm „Grease“ gelang ihm solo ein weiterer Nummer-eins-Hit.
Seine Songs wurden 2004 durch das Musical „Jersey Boys“ und 2014 durch die gleichnamige Verfilmung von Clint Eastwood einem neuen Publikum zugänglich gemacht. 2021 veröffentlichte Valli sein bislang letztes Album „A Touch of Jazz“. Doch von Ruhestand kann keine Rede sein. Auch mit über 90 Jahren ist Valli musikalisch aktiv und tritt weiterhin mit den Four Seasons auf. Auch für 2025 sind wieder Konzerttermine geplant. Und auch privat geht es bei ihm weiter rund: Im Juni 2023 hat er Jackie Jacobs, seine vierte Ehefrau, geheiratet.
Yoko Ono (geb. 18. Februar 1933, 91 Jahre)
Die Künstlerin, Musikerin und Feministin ist auch mit über 90 Jahren noch eine prägende Figur der Kunst- und Musikszene, auch wenn sie nicht mehr in der Öffentlichkeit gesichtet wird. Bekannt für ihre experimentellen, avantgardistischen Werke und ihr Engagement für den Frieden erreichte die Witwe von John Lennon seit 2001 dreizehn Mal Platz eins der US-Dance-Charts mit innovativen Remixen ihrer alten oder Lennon-Songs. Das Magazin „Billboard“ führte sie 2017 auf Platz elf der erfolgreichsten Dance-Künstler aller Zeiten, noch vor Whitney Houston, Lady Gaga oder Katy Perry.
Ihre Werke, die sich häufig mit gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen, werden weltweit ausgestellt. Seit September 2024 gibt es in Düsseldorf die Ausstellung „Music of the Mind“, die das Schaffen von Yoko Ono würdigt. Anfang 2023 zog sie nach 50 Jahren im berühmten Dakota Building in New York City, wo auch Lennon ermordet wurde, auf ihre 240 Hektar große Farm in Franklin, Upstate New York, die sie 1978 mit dem ehemaligen Beatles-Musiker erwarb.
Jane Morgan (geb. 3. Mai 1924, 100 Jahre)
Die amerikanische Sängerin Jane Morgan, bekannt für ihre internationalen Hits „Fascination“ oder „The Day the Rains Came“, prägte mit ihrer eleganten Stimme die Popmusik der 50er und 60er Jahre. Morgan hatte auch eine erfolgreiche Karriere am Broadway und trat in Musicals wie „The King and I“, „Kiss Me, Kate“ oder „Hello Dolly“ auf.
Obwohl sie ihre Bühnenkarriere 1973 offiziell beendete und sich ins Privatleben zurückzog, trat sie gelegentlich bei besonderen Anlässen auf, zuletzt 2009 bei einer UNICEF-Benefizveranstaltung. Ihren Stern auf dem „Walk of Fame“ in Hollywood nahm sie im Mai 2011 mit gewohnter Eleganz persönlich entgegen. Zu ihrem 100. Geburtstag im Mai 2024 wurde sie von Weggefährten wie dem „Santa Baby“-Komponisten Philip Springer öffentlich geehrt. Mit seinen 98 Jahren könnte er auch gut in unsere Liste passen.
Dick Van Dyke (geb. 13. Dezember 1925, 98 Jahre)
Dick Van Dyke wurde durch seine Rolle in dem Musicalfilm „Mary Poppins“ weltberühmt. Neben seiner Schauspielkarriere nahm er auch mehrere Platten auf, darunter Alben mit Musical- und Popsongs. Im Jahr 2024 erregte der 98-Jährige mit einer klaren Stellungnahme zur Wiederwahl von Donald Trump Aufmerksamkeit, nachdem er Kamala Harris unterstützt hatte. Gewohnt humorvoll sagte der mehrfache Tony-, Grammy- und Emmy-Gewinner: „Zum Glück werde ich die vier Jahre nicht mehr erleben“.
Vielleicht hat er auch Unrecht. Zuletzt war er unter anderem in der „Nachts im Museum“-Trilogie zu sehen. 2017 erschien mit „Step Back in Time“ ein neues Album. 2021 wurde ihm der Kennedy-Preis überreicht. Stets gut gelaunt und bei bester Gesundheit wurde er Ende 2022 gesehen, wie er Geld auf der Straße an Bedürftige verteilte.
Sonny Rollins (geb. 7. September 1930, 94 Jahre)
Sonny Rollins, einer der einflussreichsten Jazzsaxophonisten aller Zeiten, lebt im Alter von 94 Jahren zurückgezogen in Woodstock, New York, bleibt aber eine prägende Figur des Jazz. Seine Alben wie „Saxophone Colossus“ von 1957, aufgenommen beim legendären Label Blue Note, gelten als Meilensteine des Genres.
Obwohl er sich 2012 aus gesundheitlichen Gründen aus dem aktiven Showgeschäft zurückzog und seit 2014 wegen einer Lungenfibrose kein Saxophon mehr spielen kann, inspiriert sein umfangreiches Werk weiterhin Musiker auf der ganzen Welt. 2020 gab er der „New York Times“ ein seltenes, sehr persönliches Interview und sagte, dass insbesondere die Aufgabe des Saxophonspiels für ihn traumatisch gewesen sei. Auch seien die meisten seiner Weggefährten inzwischen gestorben. Aber der überzeugte Buddhist habe seinen Glauben und seine Yogabücher und habe gelernt, mit der Einsamkeit zu leben.
Cleo Laine (geb. 28. Oktober 1927, 97 Jahre)
Die britische Sängerin Cleo Laine, bekannt für ihren außergewöhnlichen Stimmumfang und ihr Talent zum Scat-Gesang, zählt im Alter von 97 Jahren zu den Ikonen des Jazz. Mit ihren Alben, die über Jahrzehnte hinweg Jazz, Pop und Musical miteinander verbanden, erlangte sie internationale Berühmtheit.
Den Höhepunkt ihrer Karriere feierte sie 1986, als sie den Grammy als beste Jazzsängerin erhielt, nachdem in den Jahren zuvor Ella Fitzgerald oder Sarah Vaughan ausgezeichnet worden waren. Ihre letzten Auftritte hatte sie 2017 mit 90 Jahren, seitdem musste sie kürzer treten. Ihre Enkelin Emily Dankworth, ebenfalls Jazzsängerin, postete im Oktober 2024 neue Fotos von Laine (die Pfeile oben im Instagram-Embed hin und her bewegen).
Ray Anthony (geb. 20. Januar 1922, 102 Jahre)
Dieser wahre Superstar der 50er Jahre lebt heute im Alter von 102 Jahren zurückgezogen in den USA. Ray Anthony war als Bandleader, Trompeter und gelegentlicher Schauspieler eine zentrale Figur der Swing-Ära und arbeitete mit den Großen der Epoche zusammen. Kaum zu glauben: Seine jahrzehntelange Karriere begann als Teenager in der Band des seit 1944 verschollenen Jazz-Pioniers Glenn Miller („In the Mood“).
In Deutschland trat er unter anderem in der Personality-Show „Bonsoir Kathrin!“ von Caterina Valente auf. Hits hatte er unter anderem mit Klassikern wie „Dragnet“ oder „At Last“. In den 1960er Jahren überlebte er das Sterben der Big Bands, weil er sich rechtzeitig dem Easy Listening zuwandte.
Obwohl er heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist, bleibt sein musikalisches Vermächtnis ein wichtiges Kapitel der amerikanischen Unterhaltungsgeschichte. Anthony ist laut der „Los Angeles Times“, die ihn 2022 zu seinem 100. Geburtstag besuchte, einer der letzten lebenden Zeugen des goldenen Zeitalters der Big Bands.