Der Krieg in der Ukraine löste bei TV-Moderator und Buchautor Reinhold Beckmann einen inneren Konflikt aus.
Reinhold Beckmann über Wehrpflicht„Hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde“

Der Produzent und Autor Reinhold Beckmann
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TV-Moderator Reinhold Beckmann hat sich in einem Interview mit dem Nachrichtenportal t-online zur Debatte um eine mögliche Rückkehr des verpflichtenden Wehrdienstes geäußert.
„Ich finde, es sollte wieder eine Form des verpflichtenden Dienstes geben – ob beim Bund oder im sozialen Bereich. Das würde der heranwachsenden Generation neue Perspektiven eröffnen“, sagte der 69-Jährige.
In dem Gespräch kritisiert Beckmann, die „Wehrpflicht“ sei „quasi über Nacht“ abgeschafft worden. Eine ernsthafte Debatte habe es nie gegeben: „Damit hat man nicht nur die Bundeswehr geschwächt, sondern auch den Zivildienst abgeschafft.“
Reinhold Beckmann: „Verstehe die Notwendigkeit, die Bundeswehr wehrhafter zu machen“
Er selbst habe einen Wandel durchgemacht, bekannte der Fernsehmoderator, der viele Jahre lang die ARD-Sportschau sowie seine eigene Talkshow moderierte: „Ich bin ein Kind der Siebziger, mit dem Grundsatz ‚Make love, not war‘ aufgewachsen.“
Heute sehe er die Zusammenhänge mit anderen Augen: „Frieden und Freiheit sind keine gesicherten Werte.“ Deshalb verstehe er „die Notwendigkeit, die Bundeswehr wieder wehrhafter zu machen“, so Beckmann: „Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde.“
Der innere Konflikt Beckmanns in Hinblick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine: „Einerseits glaube ich fest daran, dass Diplomatie immer Vorrang haben sollte. Andererseits sehe ich, dass Putin sich nicht von Verhandlungen beeindrucken lässt. Ich frage mich oft: Was hätte ich 1938 gesagt? Hätte ich damals auch an Verhandlungen geglaubt? Oder hätte ich erkannt, dass es Momente gibt, in denen man sich wehren muss?“
Reinhold Beckmann begann sein Buch drei Tage vor Kriegsausbruch in der Ukraine
Heute ist Reinhold Beckmann als Produzent, Filmemacher und Musiker tätig. Im Jahr 2023 schrieb er das Buch „Aenne und ihre Brüder“ über die Geschichte seiner Mutter, die ihre vier Brüder im Zweiten Weltkrieg verloren hat.
Sein Buch hatte Beckmann drei Tage vor Beginn des Krieges in der Ukraine begonnen: „Plötzlich las ich Namen wie Mariupol oder Asowsches Meer, die ich aus den Feldpostbriefen meiner Onkel kannte. Die Geschichte wiederholte sich. Das war beklemmend.“