Die Raunächte sind ein Brauchtum, das seinen Ursprung mindestens im Mittelalter hat. Aber auch heute sind die Menschen von der Mystik hinter ihnen noch fasziniert.
Rituale, Bräuche, Wäsche waschenDas sind die Rau(h)nächte „zwischen den Jahren“
![In einer Schale verbrennt Räucherwerk.](https://static.ksta.de/__images/2024/12/27/7f543988-1c51-44fc-9e71-7150113b6959.jpeg?q=75&q=70&rect=0,402,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=e4a6812fd4e371c42f3b61bf9c90f58b)
In den Raunächten gibt es verschiedene Bräuche: Das Ausräuchern der Wohnung gehört auch dazu.
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Weihnachten ist vorbei, Silvester steht an: Wir befinden uns aktuell in der sogenannten Zeitspanne „zwischen den Jahren“. Aber auch in der Zeit der Raunächte (nach alter Rechtschreibung auch Rauhnächte), die 12 Nächte zwischen dem 25. Dezember und 6. Januar. In den Sozialen Medien werden plötzlich überall beschriebene Zettelchen verbrannt, Wohnungen ausgeräuchert und Träume protokolliert. Aber was steckt eigentlich hinter diesen Ritualen?
Der Ursprung der Raunächte ist nicht ganz eindeutig belegbar. Eine Erklärung ist die Diskrepanz zwischen Mond- und Sonnenjahr. Ein Jahr im Mondkalender umfasst nur 354 Tage. Um die fehlenden Tage zum Sonnenkalender mit 365 Tagen auszugleichen, werden die fehlenden elf Tage – beziehungsweise 12 Nächte – als „tote Tage“ eingeschoben. In der Mythologie gelten solche Tage als besonders spirituell, die Grenze zwischen sichtbarer und unsichtbarer Welt verschwimmen.
Dämonen und Geister: Daher kommen die Bräuche der Raunächte
Auch die Wortherkunft der Raunächte ist nicht eindeutig geklärt. Einige Quellen führen die Bezeichnung auf das mittelhochdeutsche Wort „rûch“ für „pelzig“ oder „haarig“, und damit auf in Fell gekleidete Dämonen, die in dieser Zeit vermehrt herumspuken sollten, zurück. Andere sehen eine Verbindung zum traditionellen Ausräuchern von Häusern und Ställen durch Priester in dieser Zeit.
Um sich in dieser mystischen Zeit vor bösen Dämonen zu schützen, gab es im Mittelalter Regeln und Bräuche. Zum Beispiel sollten Frauen und Kinder abends das Haus nicht mehr verlassen, es durfte keine Wäsche aufgehängt werden und das Haus wurde besonders ordentlich gehalten. Man glaubte, das Geister und Dämonen sich in der Unordnung besonders wohlfühlten – oder sich in der hängenden Wäsche verfangen könnten.
Zwischen den Jahren: Raunächte-Rituale werden auch heute noch praktiziert
Aus diesem mystischen Glauben haben sich Traditionen entwickelt, die auch heute noch praktiziert werden. Das sind die gängigsten Rituale zwischen den Jahren:
Räuchern: In den 12 Nächten werden verschiedene Kräuter, Hölzer und anderes Räucherwerk in der Wohnung verbrannt. Das soll negative Energien und Altlasten aus den Räumen entfernen und sie für Neues vorbereiten.
Wünsche verbrennen: Am Anfang der Raunächte werden 13 Wünsche auf kleine Zettel geschrieben. In jeder der 12 Raunächte wird einer dieser Zettel in einer Feuerschale verbrannt und damit an höhere Mächte zur Erfüllung übergeben. Der 13. Wunsch muss im kommenden Jahr von einem selbst erfüllt werden.
Träume deuten: Während der Raunächte werden Träume genauestens protokolliert und aufgeschrieben. Jeder der 12 Träume steht dabei für einen Monat im kommenden Jahr und soll sich in diesem bewahrheiten.
Orakel und Vorhersagen: Was in den Raunächten passiert, soll auf Ereignisse im kommenden Jahr hindeuten. Auch dabei steht jede Nacht für einen Monat im kommenden Jahr. So soll etwa das Wetter in den zwischenjährlichen Nächten eine Vorschau auf das Wetter im entsprechenden Monat sein.
In den Tiefen des Internets finden sich noch zahlreiche weitere Bräuche und Rituale. Und in den Sozialen Medien scheint es zumindest so, als dass die Menschen sich an dem Glauben und der Mystik hinter den Raunächten erfreuen. Ob man nun an die Magie der Zeit zwischen den Jahren glaubt oder nicht, ein bisschen geistige Reinigung und Reflexion in dieser Zeit, schadet bestimmt nicht.