Die russische Boeing 777 war trotz eines Flugverbots über Norwegen unterwegs. Die Piloten setzten in der Arktis zu einem drastischen Manöver an.
Trotz FlugverbotsRussische Boeing dringt in norwegischen Luftraum ein – Notmanöver über Arktis
Erstmals seit Beginn des Ukraine-Kriegs ist ein russisches Passagierflugzeug in den Luftraum über Norwegen eingedrungen. Die Boeing 777 der russischen Fluggesellschaft Nordwind meldete kurz vor der Grenze einen Notfall an Bord und erklärt ein Eindringen in den von der Nato überwachten Luftraum für unausweichlich.
Die norwegische Flugverkehrskontrolle hatte nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs ein Flugverbot für russische Maschinen verhängt. Es ist das erste Mal seit fast zwei Jahren, dass ein russisches Flugzeug über Norwegen unterwegs ist. Eine angeforderte Notlandung in der norwegischen Hauptstadt Oslo lehnte die Flugverkehrskontrolle allerdings ab.
Russische Boeing 777 dringt in Nato-Luftraum ein – Notlage über der Arktis gemeldet
Zunächst war unklar, warum die russischen Piloten den Luftnotfall erklärt hatten. Später erklärten sie, an Bord habe es einen schweren medizinischen Notfall gegeben. Daraufhin erlaubte Norwegen ein kurzzeitiges Eindringen in den norwegischen Luftraum, das nach einem Wendemanöver dringend notwendig war.
Flug N4555 war zunächst planmäßig in Moskau gestartet und hatte am Montagvormittag (18. Dezember) gegen 9.30 Uhr Kurs in Richtung Norden genommen. Das zeigen Aufzeichnungen des Flugdatendienstes „Flightradar24“. Ziel der Reise war der Flughafen Varadero auf Kuba, wegen zahlreicher Sanktionen müssen russische Flugzeuge aber einen Umweg über die Arktis fliegen, um in die Karibik zu kommen.
Russland: Boeing 777 von Nordwind mit Not-Manöver über der Arktis
Rund vier Stunden nach dem Start ereignete sich auf mehr als 9000 Metern Höhe plötzlich der medizinische Notfall. Ein Passagier soll innere Blutungen aufgrund mehrerer Magengeschwüre bekommen haben, berichtet das auf Flugzwischenfälle spezialisierte Portal „Airlive“. Die Crew flog über der Arktis daraufhin ein scharfes Wendemanöver. Statt den gleichen Weg nach Moskau zu fliegen, wollte die Crew eine „Abkürzung“ durch Norwegen nehmen.
Das Flugzeug betrat gegen 14.20 Uhr den norwegischen Luftraum und erreichte rund 20 Minuten später wieder Russland. Um kurz nach 16 Uhr landete die Boeing 777 wieder in Moskau. Der Passagier war noch am Leben, er wurde von einem Team aus Notärzten auf dem Rollfeld empfangen und anschließend ins Krankenhaus gebracht.
Russische Flugzeuge dringen in Luftraum über der Ostsee ein
Erst vor wenigen Monaten waren mehrere russische Passagierflugzeuge erstmals seit Kriegsbeginn in den Luftraum über der Ostsee eingedrungen, um einem schweren Unwetter auszuweichen. Damals hatten Finnland und Estland den Flugzeugen den Aufenthalt genehmigt, damit sie weiter nach Kaliningrad fliegen können.
Auch die deutsche Luftwaffe meldet regelmäßig unbekannte russische Flugzeuge über der Ostsee, diese sind aber häufig militärischen Ursprungs. Die Zahl der Einsätze der aus Eurofightern bestehenden Alarmrotte ist seit Februar 2022 deutlich gestiegen. Erst vor wenigen Wochen fing die Luftwaffe ein russisches Aufklärungsflugzeug ab, das ohne Transponder über der Ostsee unterwegs war. (shh)