Laut Chatnachrichten diskutierte Mehmet H. Anschlagsziele mit einem mutmaßlichen Dschihadisten im Ausland. Der Teenager schweigt zu den Vorwürfen.
Anschläge auf jüdische Einrichtungen geplant?15-jähriger mutmaßlicher Islamist in Wuppertal festgenommen
Zwei Wochen nach der Verhaftung eines 15-jährigen islamistischen Terrorverdächtigen in Wuppertal fördern die Ermittlungen neue Details zu seinen Anschlagsplänen zu Tage. In der letzten Augustwoche stand der deutsch-türkische Schüler Mehmet H. (Name geändert) mit einem Dschihadisten, vermutlich aus dem Ausland, in Kontakt. Der Mann versuchte, den Jugendlichen zu Messerattacken anzustiften. Wie der Kölner Stadt-Anzeiger aus Sicherheitskreisen erfuhr, diskutierten die beiden Islamisten Attentate auf Festivals, jüdische Häuser oder zwei Kulturgemeinden.
Dabei schlug der Chatpartner dem Teenager vor, eine Klassenfahrt am 20. September in die Niederlande zu nutzen, um dort ein Blutbad anzurichten. Die Kontaktperson sprach von einem Job, der erledigt werden müsse. Danach könne Mehmet H. inmitten seiner Klassenkameraden unauffällig wieder nach Wuppertal verschwinden.
Dies geht aus Chatnachrichten hervor, die Wuppertaler Staatsschützer auf dem Handy des Schülers fanden. Inzwischen ermittelt die landesweite Terrorabteilung der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf gegen den Jugendlichen wegen der Verabredung zu einem Verbrechen. „In diesem Fall geht es um Mord“, erklärte eine Behördensprecherin.
Mehmet H. schweigt
Die Festnahme des Tatverdächtigen verlief nicht problemlos. Das Bundesamt für Verfassungsschutz berichtete im gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum Ende August über den Fall. Demnach wollte ein TikTok-User im September Anschläge verüben. Auch soll er Videos mit Fahnen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ gepostet haben. Die Spur führte zu Mehmet H. Tags darauf durchsuchte ein Spezialeinsatzkommando nebst dem Staatsschutz am frühen Morgen die elterliche Wohnung. Dabei stellten die Ermittler das Mobiltelefon des Schülers sicher. Für kurze Zeit kam Mehmet H. in Polizeigewahrsam: Solange, bis die Gedenkfeier für die drei Todesopfer des Terrorangriffs in Solingen vorüber war.
Mehmet H. schwieg beharrlich zur Verdachtslage. Auch seine Familie verweigerte die Aussage. Tagelang lief der Jugendliche frei herum, weil es an eindeutigen Beweisen mangelte. Erst am 9. September hatten die Ermittler die kompromittierenden Chats mit dem Kontaktmann ausgewertet. Umgehend nahmen die Strafverfolger den Beschuldigten in einem Fitnessstudio fest.
Erneut beantragte die Kripo bei einem Amtsrichter, den Schüler in Polizeigewahrsam zu nehmen, da die Generalstaatsanwaltschaft sich zunächst schwertat, einen Haftbefehl zu beantragen. Schließlich gewährte der Richter eine maximale Unterbringung bis zum 22. September. Die Zeit drängte: Erst zwei Tage vor Ablauf der Frist erwirkte die Anti-Terror-Abteilung der Generalstaatsanwaltschaft einen Haftbefehl. Seither sitzt Mehmet H. in der Justizvollzugsanstalt Ronsdorf in Wuppertal.