Stromschlag in SchwerteMädchen bei Tiktok-Challenge auf Bahnhof schwer verletzt – Drittes Unglück trotz Warnschildern

Lesezeit 3 Minuten
01.07.2024, Nordrhein-Westfalen, Schwerte: Ein Rettungshubschrauber steht neben dem Güterbahnhof. Ein zwölfjähriges Mädchen ist auf einem Güterbahnhof in Schwerte durch einen Stromschlag schwer verletzt worden. Mit einem Rettungshubschrauber flogen Einsatzkräfte das Mädchen in ein Krankenhaus, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei. Foto: Alex Talash/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Ein Rettungshubschrauber steht am Güterbahnhof in Schwerte. Ein zwölfjähriges Mädchen ist dort durch einen Stromschlag schwer verletzt worden.

In Schwerte ist eine Zwölfjährige auf einen Güterwaggon geklettert. Sie erlitt schwere Verbrennungen und schwebt in Lebensgefahr.

Am Güterbahnhof von Schwerte ist eine ukrainische Jugendliche am Montag (1. Juli) durch einen Stromschlag schwer verletzt worden. Das zwölfjährige Mädchen wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik nach Dortmund geflogen, wo die schweren Verbrennungen behandelt werden. Die genauen Umstände des Unfalls müssen noch ermittelt werden.

Die Zwölfjährige kletterte am Montagnachmittag gegen 16 Uhr auf einen abgestellten Waggon und kam dabei in die Nähe der Oberleitung, wie die Polizei am Dienstag mitteilt. Es bildete sich ein Lichtbogen, durch den Stromschlag wurde das Mädchen „mehrere Meter“ durch die Luft und schließlich zu Boden geschleudert. Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn verständigte die Rettungskräfte.

Schwerte: Zustand der Zwölfjährigen kritisch

Wie die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ (WAZ) berichtet, konnten die Einsatzkräfte erst zu dem Kind vordringen, nachdem die Gleise gesperrt und von der Bahn stromlos geschaltet worden waren. Die Zwölfjährige schwebt weiterhin in Lebensgefahr, ihr Zustand ist kritisch, so die Polizei.

Der Streckenabschnitt war für den Personen- und Güterverkehr für knapp 1,5 Stunden gesperrt. Es waren zahlreiche Kräfte der Feuerwehr Unna, der Polizei Unna und der Bundespolizei im Einsatz.

Stromschlag in Schwerte wegen Tiktok-Challenge

Warum das Mädchen auf den Waggon kletterte, muss noch untersucht werden. Klar ist, dass sich zum Zeitpunkt des Unglücks mehrere Kinder auf dem Güterbahnhof aufhielten. Die Polizei spricht von einer sechsköpfigen Gruppe, die anderen Jugendlichen seien 14 bis 16 Jahre alt. Es handele sich um eine Gruppe von ukrainischen Staatsangehörigen.

Laut WAZ wollten die Teenager ein Video für die Plattform Tiktok drehen. Möglicherweise handelte es sich um eine Art Mutprobe. Die Polizei spricht von „Videoaufnahmen“.

Die anderen fünf Kinder standen unter Schock und mussten von Notfallseelsorgern betreut werden, nachdem sie Augenzeugen des Unglücks wurden. Sie blieben äußerlich unverletzt.

Mehrere Unglücke am Güterbahnhof von Schwerte

Offenbar treffen sich am Güterbahnhof von Schwerte immer wieder Jugendliche. Der Unfall ist nicht der erste: Im Februar kam dort ein 18-Jähriger ums Leben. Auch er war auf einen abgestellten Güterwaggon geklettert. Er erlitt einen Stromschlag durch einen sogenannten Lichtbogen und stürzte vom Dach des Zuges.

Bereits im April 2023 hatte sich ebenfalls auf dem Gelände des Güterbahnhofs in Schwerte ein tödliches Unglück ereignet. Damals starb ein 13-Jähriger, als er mit seiner 15-jährigen Schwester Fotos machen wollte und auf einen Waggon stieg. Es bildete sich ein Lichtbogen. Der 13-Jährige starb im Krankenhaus an seinen Verletzungen.

Nach den tödlichen Unfällen wurde am Schwerter Bahnhof ein großes Banner aufgehängt, das auf die Lebensgefahr beim Betreten der Gleisanlagen hinweist.

Mehrere tödliche Stromschläge am Güterbahnhof Troisdorf 

Trotz Informationskampagnen der Polizei an Schulen kommt es immer wieder zu Unglücken dieser Art. Offenbar unterschätzen Kinder und Jugendliche massiv die Gefahren, die von Starkstromleitungen ausgehen. Die Unfälle ereignen sich im Rahmen von Mutproben, aber auch Graffiti-Sprayer sind gefährdet. 

Auch am Bahnhof von Troisdorf im Rhein-Sieg-Kreis kamen in den vergangenen Jahren mehrere Jugendliche ums Leben. Eltern sprachen hier 2022 vom „Charakter eines Abenteuerspielplatzes“, den der Güterbahnhof für ihre Kinder habe. Er würde daher immer wieder für Selfies und Mutproben genutzt. Die Bahn tue zu wenig, um das zu verhindern.

An den Masten und dem Stromnetz der Bahn fließen 15.000 Volt mit 1000 Ampere. Das ist etwa 65 Mal stärker als der Strom aus einer normalen Steckdose. Es besteht Lebensgefahr. Man muss die Oberleitungen nicht einmal berühren, um verletzt oder getötet zu werden. Es reicht, in eine Nähe von 1,50 Metern zu kommen. Der Strom kann auf die Luft überspringen und über einen Lichtbogen durch den Körper fließen. (mit dpa)

Nachtmodus
KStA abonnieren