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SizilienUmstrittener Tech-Milliardär und weitere Prominente sind unter Vermissten des Jacht-Unglücks

Lesezeit 3 Minuten
Die italienische Küstenwache sucht nach den vermissten Passagieren der „Bayesian“.

Die italienische Küstenwache sucht nach den vermissten Passagieren der „Bayesian“.

Die gesunkene „Bayesian“ gehört Mike Lynch. Auch seine Tochter war an Bord und wird vermisst. Die Jacht war wohl in eine Wasserhose geraten.

Am Tag nach dem verheerenden Schiffsunglück im Mittelmeer vor der Küste Siziliens suchen Einsatzkräfte noch immer nach den vermissten Personen. Ein Mann wurde tot geborgen, nach sechs Menschen wird auch am Dienstag noch gesucht. Es ist äußerst unwahrscheinlich, sie lebend zu finden. Bei dem Toten soll es sich unbestätigten Berichten zufolge um den Schiffskoch handeln. 15 Passagiere und Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden, unter ihnen eine Einjährige. An Bord waren zwölf Passagiere und zehn Besatzungsmitglieder.

Unterdessen werden immer mehr Details auch über die Passagiere der „Bayesian“ bekannt. Die Luxus-Segeljacht gehört dem britischen Tech-Milliardär Mike Lynch, der ebenso wie seine 18-jährige Tochter Hannah zu den Vermissten zählt. Das bestätigte der Chef des italienischen Zivilschutzes, Salvo Cocina, der Nachrichtenagentur afp. Lynchs Ehefrau Angela Bacares konnte nach Angaben der Rettungskräfte gerettet werden und wurde mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Betrugsvorwürfe gegen Jachteigner Mike Lynch – Morgan Stanley-Chef unter Vermissten

Lynch war 1996 Mitgründer des Technologieunternehmens Autonomy und wird auch als „britischer Bill Gates“ bezeichnet. 2011 wurde Lynch durch den Verkauf seines Unternehmens für elf Milliarden Dollar an den US-Computergiganten Hewlett-Packard (HP) reich. Doch Lynch musste sich gegen Betrugsvorwürfe rund um den Deal wehren. In den USA drohte ihm eine Gefängnisstrafe von bis zu 20 Jahren. Es ging um den Vorwurf, Akten gefälscht und den Umsatz seines Unternehmens falsch angegeben zu haben. Erst im Juni wurde Lynch freigesprochen.

(FILES) Mike Lynch, CEO of Autonomy Group, attends The Times CEO summit at the Savoy Hotel in London, on June 21, 2011. UK businessman Mike Lynch, who was recently acquitted in the US of an $11 billion fraud, is among those missing after a superyacht sank off southern Italy, a source close to the rescue effort said on August 19, 2024. Lynch's wife was among 15 people rescued, according to the source, after the luxury yacht 'Bayesian' sank overnight amid violent winds and rains off the coast of Sicily, leaving six others missing. (Photo by BEN GURR / POOL / AFP)

Mike Lynch

Neben Lynch gehören nach Angaben der britischen Presse auch Jonathan Bloomer, Vorsitzender der Morgan Stanley International Bank, und Chris Morvillo, prominenter Anwalt von Clifford Chance, zu den Vermissten.

Lynch wollte offenbar seinen Prozesserfolg auf der Jacht feiern und lud Freunde und Unterstützer auf die „Bayesian“ ein.

Italienische Einsatzkräfte suchen nach Vermissten der „Bayesian“

Nach Angaben der Küstenwache geriet die vor der italienischen Mittelmeerinsel ankernde Jacht in einen Sturm, Medien berichteten von einer Wasserhose. Bei ruhiger See und Sonnenschein suchten am Montag Taucher, Schiffe der Küstenwache und ein Hubschrauber nach den Vermissten. Das gesunkene Schiff lag in 50 Metern Tiefe am Meeresgrund. Medienberichten zufolge hatte die Luxusjacht rund 700 Meter vor dem Hafen von Porticello geankert.

Augenzeugen berichten, wie das spektakulär beleuchtete Segelschiff am frühen Montagmorgen verschwand. Erste Helfer fanden nur noch Reste vom Boot und Kissen.

Am späten Montagabend teilten die Rettungskräfte mit, dass Taucher das Innere der Wracks gesichtet hätten, allerdings mit negativem Ergebnis. Es habe Hindernisse beim Zugang zum Schiff gegeben. Zuvor hatte der italienische Zivilschutz angegeben, von außen durch die Bullaugen Leichen im Schiff gesehen zu haben. Dies deutet darauf hin, dass das Schiff sehr schnell sank und die Passagiere sich nicht mehr an Deck retten konnten.

Dramatische Szenen auf Jacht „Bayesian“

Überlebende berichten von dramatischen Szenen. „Im Wasser konnte ich meine Augen nicht offen halten. Ich rief um Hilfe, aber ich hörte nur die Schreie der anderen“, erzählt eine Neuseeländerin namens Charlotte. Sie arbeitet für eine Kanzlei, die Lynch im Prozess vertreten hatte. Mit ihr an Bord war ihre einjährige Tochter: „Ich hielt sie mit all meiner Kraft über Wasser, streckte meine Arme nach oben, damit sie nicht ertrank.“

Die „Bayesian“ ist laut dem Portal „Vesselfinder“ 56 Meter lang und 11 Meter breit. Sie wurde 2008 gebaut und fährt unter der Flagge Großbritanniens. Laut „segelreporter.com“ war die „Bayesian“ als luxuriöse Segeljacht konzipiert und galt als Vorzeigestück der Werft Perini Navi. Sie ist komplett aus Aluminium gefertigt und mit einem 75 Meter hohen Mast ausgestattet – den Angaben zufolge dem aktuell größten Aluminium-Mast weltweit.

Der Schiffsname würdigt den britischen Mathematiker Thomas Bayes (1701-1761), den Lynch in der Vergangenheit gelobt hatte. Die sogenannte Bayessche Inferenz gilt als Basis für die moderne Künstliche Intelligenz und die Computeranalyse. (mit dpa)