Studie zu LebenserwartungenWo lebt man in NRW am längsten?

Die Lebenserwartungen in Nordrhein-Westfalen sind sehr unterschiedlich. Die Differenz zwischen den Kreisen liegt bei Frauen bei 2,3 Jahren und bei Männern bei 2,9 Jahren.
Copyright: Grafik: Tobias Hahn
- Das „Max-Planck-Institut für demografische Forschung“ hat eine Studie veröffentlicht, in der die Lebenserwartungen von Männer und Frauen in allen 402 Landkreisen in Deutschland dargestellt wird.
- Wir haben einen Blick auf Nordrhein-Westfalen geworfen: Wo lebt man in NRW am längsten, wo stirbt man am frühsten?
- Im Gespräch mit dem Autor der Studie, Roland Rau, erklärt er die Gründe für die unterschiedlichen Lebenserwartungen.
Köln – Nordrhein-Westfalen, die im Rheinland leben, können sich freuen: Sie leben im Schnitt länger als Menschen in anderen Teilen des Landes. In vielen Städten im Ruhrgebiet ist die Lebenserwartung hingegen erheblich niedriger. Dies sind Ergebnisse einer Studie des „Max-Planck-Instituts für demografische Forschung“.
Statistisch gesehen leben in NRW die Frauen in Bonn am längsten – im Schnitt 84,5 Jahre. Mit einer ähnlich hohe Lebenserwartungen rechnen können Mädchen, die in Münster (84,5), im Rheinisch-Bergischen Kreis (84,4), in Warendorf (84,4) oder im Rhein-Sieg Kreis (84,3) geboren sind.
Männer sind in Münster die Lebenserwartungssieger. Sie erreichen dort im Schnitt 79,7 Jahre. Gefolgt vom Rhein-Bergischen Kreis (79,6), Rhein-Sieg Kreis (79,6) und Bonn (79,6).

Die Grafik zeigt die unterschiedlichen Lebenserwartungen in NRW.
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Roland Rau, Demograf beim Max-Planck-Institut, hat mit Hilfe der Sterberaten der Jahre 2015 bis 2017 die Lebenserwartung für Frauen und Männer in allen 402 Landkreisen in Deutschland berechnet. Viele Städte im Ruhrgebiet liegen dabei deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, der bei 83,3 Jahren für Frauen und 78,5 Jahren für Männer liegt. So landet etwa Gelsenkirchen nach der Auswertung der Frauen mit Platz 400 auf dem drittletzten Platz. Dort geborene Mädchen können statistisch nur auf 82,2 Lebensjahre hoffen, Jungen auf 76,8 Jahre. Kaum besser sieht es in Herne (Platz 396), Duisburg (Platz 388) und Essen (Platz 381) aus.
Auch der Kreis Düren liegt mit 83 Jahren für Frauen auf einem schlechten 334. Platz, nur etwas besser steht Euskirchen auf Platz 297 mit 83,2 Jahren da (Männer 78,3 Jahre). Auch der Oberbergische Kreis verspricht nicht gerade Altersrekorde für seine Bewohner (83,4 Jahre für Frauen, 78,5 Jahre für Männer). Die Kreise Leverkusen, Köln, Düsseldorf und Rhein-Erft liegen im Mittelfeld. Hier leben Frauen im Schnitt etwa 83,8 Jahre, Männer 78,9 Jahre.
Arbeitslosigkeit senkt die Lebenserwartung
Die Frage des Wissenschaftlers: Warum werden Menschen in manchen Landstrichen älter als die Bewohner der Nachbarstädte? Spielt das Durchschnittseinkommen eine Rolle? Die Zahl der Ärzte pro 100 000 Einwohner? Oder die Bevölkerungsdichte?
„Wir sind mit der These in die Auswertung gegangen, dass diese Faktoren den stärksten Einfluss haben – das hat sich nicht bewahrheitet“, sagt Roland Rau dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Stattdessen stellte er einen starken Zusammenhang zu Arbeitslosigkeit und dem Bezug von Hartz-IV fest. „Wer Unterschiede in der Lebenserwartung reduzieren will, muss vor allem die Lebensbedingungen des ärmsten Teils der Bevölkerung verbessern“, folgert Rau.
Entwicklung sei „riesige Erfolgsgeschichte“
Das nütze Frauen und Männern gleichermaßen. In Landkreisen, in denen es eine hohe Lebenserwartung für Frauen gebe, sei auch die Lebenserwartung für Männer hoch: „Die vier bis fünf Jahre Unterschied zwischen Männern und Frauen ist kein typisch deutsches Phänomen.“ Das betreffe Männer weltweit. An sich sei die Entwicklung der Lebenserwartungen in Deutschland eine „riesige Erfolgsgeschichte“. Seit 150 Jahren steigt sie beständig an. Laut Rau alle zehn Jahre „um etwa zwei bis zweieinhalb Jahre“.
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Insgesamt geht es laut Rau in Bezug auf die Lebenserwartung in NRW nicht besonders ungerecht zu. Zwischen dem Kreis mit den höchsten und den niedrigsten Werten liegen bei den Frauen 2,3 Jahre, bei den Männern 2,9 Jahre. Bundesweit gibt es eine Differenz von fast vier Jahren bei Frauen und mehr als fünf Jahre bei Männern.
Richtig alt werden kann man im Süden Bayerns und in Baden-Württemberg. Am längsten leben die Menschen laut Statistik in Starnberg bei München: Dort werden Frauen 85,7 und Männer 80,7 Jahre alt. Viele Landkreise mit niedrigen Lebenserwartungen liegen in Ostdeutschland.