Eigentlich dachten Experten, Taifun „Koinu“ würde nur den südlichen Rand Taiwans streifen. Jetzt trifft der Wirbelsturm den Inselstaat mit Härte – und nimmt Kurs auf ein weiteres Ziel.
Ganzes Land betroffenEine Tote und mehr als 300 Verletzte durch Taifun „Koinu“ auf Taiwan
Taifun „Koinu“ hat in Taiwan eine Frau das Leben gekostet und mindestens 300 Menschen verletzt. Die 84-Jährige sei im Landesinneren in Taichung an massivem Blutverlust nach einem Unfall zu Hause durch vom Wind eingedrückte Scheiben gestorben, erklärten die Behörden des ostasiatischen Inselstaates am Donnerstag. In etwa 330 000 Haushalten fiel zudem der Strom aus. Mit dem tropischen Wirbelsturm zogen kräftige Regenfälle und starke Winde über das Land mit mehr als 23 Millionen Einwohnern.
Der Taifun ist der zweite, der in Taiwan in diesem Jahr auf Land traf, was normal in der taiwanischen Taifun-Saison ist. Im September fegte der Wirbelsturm „Haikui“ über die Insel und verletzte mehr als 100 Menschen. „Koinu“ wirkte sich vor allem im Süden aus. Auf der im Südosten vorgelagerten Insel Lan Yu, auch Orchideeninsel genannt, registrierte eine Wetterstation Böen mit einem Rekordwert von 340 Stundenkilometern, wie Meteorologin Wu Wan-hua bei einer Pressekonferenz sagte. Taiwans offizielle Nachrichtenagentur CNA zeigte Bilder von verwüsteten Innenräumen und beschädigten Booten in einem Hafen. Der zurückliegende Windgeschwindigkeitsrekord dort aus dem Jahr 1984 lag bei etwas mehr als 320 Kilometern in der Stunde.
Schäden und Flugausfälle
Das öffentliche Leben kam in weiten Teilen zum Erliegen: Schulen und Büros blieben am Donnerstag geschlossen. Etwa 3000 Menschen wurden evakuiert und in Sicherheit gebracht. Die lokalen Behörden meldeten laut der Notfallzentrale mehr als 2860 Unfälle, etwa durch umstürzende Bäume, herabfallende Schilder von Geschäften, Straßenschäden und Schlammfluten. Mehr als 220 nationale und internationale Flüge wurden wegen des Taifuns gestrichen. Auch Züge und Fähren in den betroffenen Gebieten fuhren nicht. Auf Fotos lokaler Medien waren umgestürzte Stromleitungen zu sehen und eingestürzte Behausungen.
„Koinu“ näherte sich in den vergangenen Tagen aus südöstlicher Richtung über den Pazifik. Zwischenzeitlich wuchs das Unwettergebiet zu seinem Super-Taifun mit Böen bis zu 200 Kilometern pro Stunde an. Mittlerweile zieht der Wirbelsturm langsamer vorwärts und soll den Meteorologen zufolge weiter nach Westen in Richtung Südchina abdriften. In Taiwan rechnet die Wetterbehörde allerdings auch am Freitag noch mit Auswirkungen.
China bereitet sich auf „Koinu“ vor
In China warnten die Behörden bereits vor „Koinu“. Die Wetterexperten in der Sonderverwaltungszone Hongkong rechneten mit teils kräftigem Regen über das kommende Wochenende. Der 14. Taifun in der Pazifik-Saison dürfte sich der Wetterüberwachung zufolge weiter abschwächen und östlich der die Finanzmetropole umgebenden Provinz Guangdong entlangziehen. In Guangdong wurden für die kommenden Tage einige Verbindungen von Fernverkehrszügen gestrichen. In der östlich angrenzenden Küstenprovinz Fujian erhöhten die Behörden in einigen Teilen die Warnstufe von gelb auf orange.
Zudem endet in China die Feiertagswoche zum Mondfest und dem Nationalfeiertag. In den kommenden Tagen werden landesweit Millionen Menschen die Heimreise antreten. Die zentrale Wetterbehörde warnte vor Regen und Schneefall in den westlichen Provinzen Sichuan und Qinghai, wo sich die Ausläufer des Himalaya-Gebirges erstrecken, sowie den südlich davon liegenden Provinzen Yunnan und Guizhou - allesamt beliebte Urlaubsgegenden. Reisende sollten sich auf Auswirkungen auf den Verkehr einstellen. (dpa)