Ein Tornado in der Eifel ist das aktuellste Extremwettereignis in Deutschland. Ein DWD-Meteorologe nimmt an, dass die Zahl in Zukunft steigen wird.
„Westdeutschland ist keine Tornado Alley“Wirbelsturm fegt über Eifel hinweg – DWD-Meteorologe erklärt Extremwetter
Eine türkisfarbene Dachplane flattert im Wind, sie hängt nur noch notdürftig an einer Holzkonstruktion, die bis vor wenigen Stunden ein Dachstuhl war. Ein Tornado ist am Donnerstagnachmittag über den südlichen Teil der Eifel hinweggezogen und hat vor allem im Eifelkreis Bitburg-Prüm an der Grenze zu Luxemburg und Belgien teils schwere Schäden angerichtet.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bestätigte den Tornado am Freitag. „Auf den Satellitenbildern ist klar zu sehen, wie sich der Tornado bildet. Es gibt auch Aufnahmen, die den Bodenkontakt zeigen“, sagte ein DWD-Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Wetterstationen in der Eifel registrierten ab 16 Uhr schwere Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h. Der Tornado soll auf einer Strecke von zehn Kilometern durch die Eifel gezogen sein.
„Schlachtfeld“: Tornado über der Eifel – Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h gemessen
Der Wirbelsturm befand sich ersten Erkenntnissen zufolge am unteren Spektrum der Fujita-Skala, die die Stärke eines Tornados angibt. Berichte, dass der Tornado die Stufe F2 mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 180 km/h erreicht hatte, konnte der DWD zunächst nicht bestätigen. „Derzeit wird das Schadensbild analysiert und es werden Radarbilder ausgewertet. Erst danach können wir Aussagen über die Stärke treffen“, erklärte ein Sprecher weiter.
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Im rheinland-pfälzischen Ort Nusbaum, der nur wenige Kilometer von der Grenze zu Luxemburg entfernt liegt, waren die Schäden am größten. Laut Angaben der Einsatzkräfte wurden mindestens 15 Dächer durch den Tornado beschädigt, zwei Gebäude waren einsturzgefährdet. „Das sieht hier aus wie auf einem Schlachtfeld“, erklärte ein Feuerwehrsprecher gegenüber dem „Trierischen Volksfreund“.
Gewitter-Superzelle verursacht Tornado in der Eifel – „Westdeutschland ist keine Tornado Alley“
Der Tornado entstand durch eine Gewitter-Superzelle, die durch starke Winde und eine hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt wurde. „Höhere Temperaturen sorgen dafür, dass die Luft energiereicher ist und Feuchtigkeit besser aufnehmen kann. Das begünstigt das Entstehen von Extremwettereignissen wie Tornados oder Starkregen“, sagte ein Sprecher des DWD.
Alleine in Nordrhein-Westfalen wurden 2023 in Wuppertal und in Köln zwei Tornados gesichtet. Allerdings gebe es im Gegensatz zu den USA, wo im äußerst flachen Mittleren Westen jährlich Hunderte Tornados beobachtet werden, keine „Tornado Alley“, sagt ein DWD-Sprecher. „So eine Schneise ist in Deutschland alleine aufgrund der topografischen Lage mit vielen Mittelgebirgen unwahrscheinlich.“
Extremwetter in Europa: Meteorologen beobachten Mittelmeer-Hurrikan
Die Zahl der Tornados nehme nicht drastisch zu, steige aber dennoch. „Früher gab es natürlich auch Tornados, durch soziale Medien und Handyvideos lassen sie sich heute viel einfacher einfangen. Aber es ist Fakt, dass es in Zukunft mehr Extremwetterereignisse geben wird“, erklärte ein DWD-Meteorologe. Beispiele für solche Ereignisse sind die extremen Unwetter in den Alpen, Griechenland oder Libyen.
Grund dafür ist vor allem der Klimawandel, der für immer höhere Temperaturen in der Luft und in den Weltmeeren sorgt und das Entstehen von Unwettern begünstigt. Über dem Mittelmeer war nach den schweren Unwettern in Griechenland zu beobachten, wie sich Sturmtief Daniel kurzzeitig zu einem „Medicane“, einem Mittelmeer-Hurrikan formierte. Dieser Sturm traf kurz darauf auf die libysche Küste – mit katastrophalen Folgen: Es werden bis zu 20.000 Tote befürchtet.
Extremwetter: Nordrhein-Westfalen mit den wenigsten Sonnenstunden in Deutschland im Sommer 2023
In Nordrhein-Westfalen sind die Folgen des Klimawandels trotz des vergleichsweise kühlen und nassen Sommers deutlich zu erkennen. Die Durchschnittstemperatur lag mit 18,4 Grad Celsius mehr als zwei Grad über dem Mittelwert von 1961 bis 1990 (16,3). Dieser wird international genutzt, um die Auswirkungen des Klimawandels auf Temperatur, Niederschlag oder Sonnenstunden zu messen.
NRW lag mit 670 Sonnenstunden zwar deutlich über dem Mittelwert von 554 Stunden, im bundesweiten Vergleich belegt das Land aber denPlatz des schattigsten Bundeslandes des Sommers. Außerdem zeichnete der DWD 320 Liter Niederschlag pro Quadratmeter in den Sommermonaten Juni, Juli und August auf. NRW teilt sich hier im Deutschland-Vergleich mit Bremen den ersten Platz.
Genaue Prognosen für die kommenden Jahre lassen sich daraus allerdings nicht ableiten. Ein DWD-Meteorologe sagt dazu: „Starkregenereignisse werden in den kommenden Jahren zunehmen. Aber eine Klimavorhersage zu treffen, ist aufgrund zahlreicher Faktoren äußerst schwierig.“