Am Sonntag ist die gewaltige Talbrücke Rahmede in Lüdenscheid gesprengt worden. Das Desaster um das marode Bauwerk an der Autobahn A45 in NRW hat viele Schlagzeilen produziert.
Explosion im VideoMarode Talbrücke Rahmede an der A45 erfolgreich gesprengt
Die Rahmede-Talbrücke an der Autobahn 45 in Nordrhein-Westfalen ist am Sonntag in Lüdenscheid kontrolliert und erfolgreich gesprengt worden. Das bis zu 70 Meter hohe und 17 000 Tonnen schwere Bauwerk ist am Mittag (12.00 Uhr) in ein gigantisches Fallbett gestürzt.
Rahmede-Talbrücke: Die Sprengung ist im Video ab Minute 16:10 zu sehen.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) wollten die spektakuläre Aktion an einer der aktuell wohl bekanntesten Baustellen Deutschlands vor Ort verfolgen. Ein erfolgreicher Sprengabbruch war von zentraler Bedeutung für einen geplanten schnellstmöglichen Neubau.
Und der gelang, wie Wissing befand. Er bezeichnete die Sprengung der Autobahnbrücke als vollen Erfolg. Der Sprengmeister und sein Team hätten die schwierige Aktion präzise erledigt, lobte der FDP-Minister am Sonntag unmittelbar nach dem Sprengabbruch im Sauerland. Wissing betonte, es sei ein „Tag des Optimismus und ein Tag der Zuversicht“, nachdem die Brücke an der wichtigen A45 seit 17 Monaten folgenschwer gesperrt und die Region hart getroffen sei.
Wissing sagt nach Sprengung schnellstmöglichen Neubau zu
Sprengmeister Michael Schneider von der Firma Liesegang, der mit „Bravo-Rufen“ empfangen wurde, sagte: „Ich bin einfach nur happy, happy, happy, dass alles genauso gelaufen ist, wie wir es wollten.“ Die Brücke sei „artig“ in ihr Fallbett aus 100.000 Kubikmetern Erdmasse niedergegangen, die Sprengung exakt so abgelaufen, wie vorausberechnet.
Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer (SPD) schilderte, mehrere Tausend Menschen in der Innenstadt hätten die Sprengung bei einem Public Viewing mit „emotionaler Angefasstheit“ verfolgt. Mit dem Abbruch müsse nun auch ein echter Aufbruch gelingen. Wissing sagte einen schnellstmöglichen Neubau zu.
Rahmede Talbrücke: Wichtige Nord-Süd-Achse zwischen Frankfurt und Dortmund seit Ende 2021 unterbrochen
Seit Ende 2021 war die Brücke an der wichtigen Nord-Süd-Achse zwischen Frankfurt und Dortmund unterbrochen. Die Menschen in der Stadt Lüdenscheid und der Region leiden seit 17 Monaten unter Stau-Chaos, Lärm- und Abgasbelastung, stockendem Lieferverkehr, Fachkräfte-Abwanderung und Umsatzeinbußen.
Rund 150 Kilogramm Sprengstoff haben das 450 Meter lange Bauwerk aus den 1960er Jahren zu Fall gebracht. Der Sprengmeister hatte vorab betont, die Brücke müsse „haargenau“ gerade herunterkommen. Wegen der Bebauung direkt unterhalb der Brücke sei die Aktion extrem herausfordernd. Die Vorbereitungen waren schon länger im Gang. Baumaschinen hatten für das Fallbett gut 100.000 Kubikmeter Erde herangeschafft.
Talbrücke Rahmede an A 45: Marode Autobahn-Brücken sind Symbol für desolaten Zustand der Infrastruktur
Das Desaster um die marode Brücke war auch ein Politikum - und zum Symbol geworden für einen vielerorts desolaten Zustand der Verkehrsinfrastruktur. In Deutschland müssen laut Bundesverkehrsministerium rund 4500 Brücken saniert werden. Der Rahmede-Neubau sei derzeit eines der Top-Projekte deutschlandweit.
Im Düsseldorf Landtag hat gerade ein Untersuchungsausschuss seine Arbeit begonnen. Er soll für Aufklärung in dem Rahmede-Debakel sorgen. Die Opposition will auch die Rolle von Hendrik Wüst (CDU) beleuchten, der NRW-Verkehrsminister war, bevor er Ministerpräsident wurde.
Talbrücke Rahmede: Initiative nennt Sprengung am Sonntag „Meilenstein“ nach langem Stillstand
Die geplante Sprengung der Rahmede-Autobahnbrücke ist aus Sicht der Bürgerinitiative A45 Lüdenscheid ein „wichtiger Meilenstein“. Für die Menschen, die von der seit Dezember 2021 bestehenden Brücken-Vollsperrung schwer betroffen seien, bedeute der Sprengabbruch „ein erstes sichtbares Zeichen des Fortschritts nach 17 Monaten Stillstand“, sagte der Sprecher der Initiative, Heiko Schürfeld. „Für uns ist der heutige Tag allerdings kein Tag zum Feiern, denn die Probleme in der Region sind mit der gesprengten Brücke nicht gelöst.“
Der Sprecher betonte: „Die Belastungen der Bürger, der Unternehmen und besonders die gesundheitlichen Belastungen der direkten Anwohner gehen unvermindert weiter.“ Es brauche daher endlich ein Durchfahrtsverbot für schwere Lastwagen, die Tag für Tag zu Tausenden auf den Umleitungsstrecken durch Lüdenscheid donnerten.
„Weiterhin fordern wir die Politik auf, endlich gemeinsam zu handeln, gesetzliche Grundlagen für weitere schnelle Brückenprojekte zu schaffen und den Bau der neuen Brücke effektiv und zügig voranzutreiben.“ (mab/dpa)