Sprengmeister Michael Schneider steht vor einer großen Herausforderung. Er erklärt, was unbedingt vermieden werden muss.
Rahmede-Tal in NRWWie eine 17.000 Tonnen schwere Brücke gesprengt wird
Es ist nicht der Anfang vom Ende des Verkehrschaos im Großraum Lüdenscheid, aber immerhin das Ende vor dem Anfang. In drei Wochen, am Sonntag, 7. Mai, wird die Rahmede-Talbrücke, die im Dezember 2021 wegen immenser Schäden von jetzt auf gleich gesperrt werden musste, gesprengt. Seither ist die Sauerlandlinie (A45) gesperrt – mit katastrophalen Folgen für die Wirtschaftsregion Südwestfalen.
Die Vorbereitungen für die Sprengung laufen auf Hochtouren. „Bis zum 7. Mai werden wir mehr als 2000 Löcher in die Brückenpfeiler bohren“, sagte Sprengmeister Michael Schneider am Freitag bei einem Ortstermin unter der Brücke. „Sie werden mit rund 150Kilogramm Sprengstoff gefüllt, damit das 17.000 Tonnen schwere Bauwerk kontrolliert zu Boden gebracht werden kann.“
Die Sprengung sei wegen der steilen Hänge an der Brücke schon eine „besondere Herausforderung“, so Schneider. „Wir müssen vermeiden, dass die Brücke nach dem Aufprall ins Rutschen gerät.“ Das sei der Grund, warum derzeit direkt unter dem Bauwerk ein besonders hohes Fall-Bett angelegt werde.
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Sprengmeister mit viel Erfahrung
Schneider hat in der Vergangenheit umfangreiche Erfahrungen mit Sprengungen im Streckenverlauf der Sauerlandlinie sammeln können, zuletzt bei den Talbrücken Rinsdorf und Siegen-Eisern, die im Februar 2022 und im März 2023 niedergelegt wurden.
Die Besonderheit der Rahmede-Brücke liegt darin, dass sie als Ganzes gesprengt werden muss. Üblicherweise werden Brücken im Vorfeld von Gewichten befreit, das lässt diese Brücke aber statisch nicht mehr zu. Daher muss Schneider mehr Gewicht bei der Sprengung einplanen und auch die Schutzplanken berücksichtigen, die die Brücke zusätzlich zusammenhalten.
Um die Sprengwirkung zu erhöhen, müssen die Bohrlöcher verschlossen werden. 1000 Meter Sprengschnur wird das Team von Schneider benötigen. In den Pfeilern werden keilförmige Ausschnitte angelegt. Mithilfe dieser sogenannten Sprengmäuler kann der Sprengmeister steuern, in welche Richtung die Pfeiler einknicken.
50 Seecontainer werden aufgestapelt
Mit 50 aufgestapelten Seecontainern sollen die Gebäude im Umfeld der Brücke geschützt werden. Die Fenster der umliegenden Häuser werden vorab mit zusätzlichen Verbauungen vor dem Zerbersten gesichert. Unmittelbar neben der Brücke werden Feuerwehr und Technisches Hilfswerk drei Evakuierungsbereiche einrichten. Das Gelände wird weiträumig abgesperrt.
Wegen der begrenzten Platzverhältnisse vor Ort wird die Stadt Lüdenscheid im Rosengarten eine Großbildleinwand aufbauen. Dort können die Bürger die Live-Übertragung der Sprengung im WDR-Fernsehen verfolgen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) plant, am 7. Mai nach Lüdenscheid zu kommen.
Das neue Bauwerk soll Ende 2026 stehen. „Ich freue mich sehr, dass wir so schnell das Baurecht für eine neue Brücke erhalten haben“, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Niederlassung Westfalen bei der Autobahn GmbH. „Das war ein Kraftakt aller Beteiligten.“
Mit der Frage, warum die Brücke im Jahr 2021 so plötzlich gesperrt werden musste, wird sich ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss des Landtags befassen, der im Mai seine Arbeit aufnimmt. Dort muss auch Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) aussagen. Die Sperrung fiel in seine Amtszeit als Verkehrsminister von NRW.