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„Die Leute sind nicht blöd“Hendrik Wüst kanzelt bei „Maischberger“ eigene Partei ab

Lesezeit 2 Minuten
Nicht nur Friedrich Merz, sondern auch das Auftreten seiner ganzen Partei veranlassten Hendrik Wüst zu deutlicher Kritik. (Bild: WDR / Melanie Grande)

Nicht nur Friedrich Merz, sondern auch das Auftreten seiner ganzen Partei veranlassten Hendrik Wüst zu deutlicher Kritik. (Bild: WDR / Melanie Grande)

Harte Worte von Hendrik Wüst - und das gegen die eigene Partei: Im ARD-Polittalk „Maischberger“ kritisierte der CDU-Politiker die Union scharf. 

Dieser Talkshow-Auftritt dürfte innerhalb der Unionsparteinen CDU und CSU für Unruhe sorgen: Am Dienstagabend gastierte Hendrik Wüst bei ARD-Talkerin Sandra Maischberger - und rechnete mit ungewohnt drastischen Worte mit der eigenen Partei ab. „Wir können als Union insgesamt mit dem Wahlergebnis nicht zufrieden sein“, legte der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen los. „Wir haben uns mehr vorgenommen. Das ist kein gutes Ergebnis. 28,5 Prozent!“

Wüst über Merz: „Hat selber von 35 Prozent und mehr gesprochen“

Wüst schreckte nicht davor zurück, den designierten Bundeskanzler Friedrich Merz in die Verantwortung zu ziehen: „Er hat selber von 35 Prozent und mehr gesprochen, was drin sein sollte.“ In letzter Konsequenz müsse man das Wahlergebnis nun „ernsthaft angucken“, forderte der 49-Jährige eine „ehrliche Analyse“. Wüst vermutete, es sei ein Fehler gewesen, der Migrationsdebatte so viel Raum zu geben: „Ich glaube, dass es nicht wirklich hilft, an diesem Thema dann so überproportional zu arbeiten im Wahlkampf.“

Wüst fordert „Politikwechsel in der Migrationspolitik“

Im Gespräch mit Sandra Maischberger räumte Hendrik Wüst (CDU) Fehler seiner Partei ein. (Bild: WDR / Melanie Grande)

Im Gespräch mit Sandra Maischberger räumte Hendrik Wüst (CDU) Fehler seiner Partei ein. (Bild: WDR / Melanie Grande)

Man habe versucht, nach dem Zögern Olaf Scholz' in Folge des Attentats von Aschaffenburg nicht der AfD das Füllen der „kommunikativen Lücke“ zu überlassen. „Ob es uns wirklich geholfen hat, daran kann man große Zweifel haben“, analysierte Hendrik Wüst in der Rückschau.

„Es braucht einen Politikwechsel in der Migrationspolitik!“

Angesichts des Wahlergebnisses müsse man gleichwohl anerkennen: „Es braucht einen Politikwechsel in der Migrationspolitik.“ Hinsichtlich der angestrebten Grenzkontrollen urteilte der CDU-Mann: „Es ist ziemlich bequem für viele Länder in Europa, nach Deutschland durchzuwinken. Und das kann so nicht weiterlaufen.“

In Bezug auf die laufenden Koalitionsverhandlungen hoffte Wüst, „dass man bei der SPD auch ein Stück weit das Ohr an der Basis hat“. Er fügte hinzu: „Ich hoffe, dass die zwei staatstragenden Parteien in Deutschland, die immer den Kanzler gestellt haben, sich der Verantwortung bewusst sind.“

„Man sollte den Leuten auch kein X für ein U vormachen.“

Diese Verantwortung hat die Union an anderer Stelle lassen - siehe radikaler Positionswechsel bei der Schuldenbremse. Wüst räumte ein: „Es ist eine andere Position, als man vorher gesagt hat.“ Für ihn sei klar: „Ich finde, man sollte den Leuten auch kein X für ein U vormachen. Die Leute sind ja nicht blöd.“ Für den Kurswechsel sei eine Begründung nötig, die Wüst gleich mitlieferte: „Man kann das begründen mit der Lage, die sich in Dynamik und Dimension noch einmal so krass verändert hat.“ (tsch, kgoo)