Zugespitzte Kritik an der Konkurrenz ist etwas für Männer im Süden? Frauen im Westen können das auch.
Politischer AschermittwochSPD-Frauen liefern bissige Premiere in Köln

SPD-Frauen auf der Aschermittwochs-Bühne in Chorweiler: Susanne Fabry, Carolin Kirsch, Susanne Petersen, Maria Helmis-Arend, Sarah Philipp, Lena Teschlade, Claudia Walther (von links).
Copyright: Susanne Rohlfing
Der OB-Kandidat der Kölner SPD, Torsten Burmester, kam vergleichsweise gut weg. Ihm wurde als einziger Fehler das Mann-Sein attestiert. Mit dem NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) etwa gingen die Frauen der SPD bei ihrer Premiere eines „Politischen Feministischen Aschermittwochs“ im Bürgerzentrum Chorweiler weit weniger zimperlich um.
In Passau unterstellte CSU-Chef Markus Söder bei der dort traditionellen Aschermittwochs-Sause den Grünen, sie würden alle „Ingwersmoothies saufen“ – nachdem er selbst gerade noch in ein Fischbrötchen gebissen hatte. Noch-SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach wiederum warf Söder gut 20 Kilometer Donau-aufwärts in Vilshofen „Pommespopulismus“ vor.
Und in Köln? Da sagte Lena Teschlade vor rund 120 Gästen im Bürgerzentrum Chorweiler: „Der politische Aschermittwoch wird von Männern auf der Bühne geprägt, das wollen wir anders machen.“ Es war die Idee der Kölner Landtagsabgeordneten, das Format nach Köln zu holen und feministisch zu gestalten.
Alles zum Thema Hendrik Wüst
- SPD-Politiker aus Köln „Ich bin einer von den linken Spinnern“ – Jochen Ott warnt Friedrich Merz
- Zweier-Bündnis mit der Union? NRW-SPD ist wenig begeistert vom Pakt mit „Graf Merzula“
- „Wüst wäre sympathischer gewesen“ Wie die NRW-Parteien die Wahlergebnisse bewerten
- Wahlkampf mit Karnevalsorden in NRW SPD verulkt das „geräuschlose Regieren“ von Schwarz-Grün
- Migration, Sicherheit Wüst glaubt, dass „gute Ergebnisse“ mit den Grünen möglich sind
- Schwarz-Grün stoppt Vorhaben Der Bau von 1427 Windrädern in NRW ist in Gefahr
- Nach Migrationsabstimmung CDU-Fraktion in NRW „überrascht und verstört“ – Güler rechtfertigt Merz
Der politische Aschermittwoch wird von Männern auf der Bühne geprägt, das wollen wir anders machen.
Maria Helmis-Arend, die Vize-Chefin der SPD-Fraktion im Kölner Rat, begann ihren Auftritt kämpferisch: „Dieser Saal ist der Alptraum von Friedrich Merz. Und das ist gut so.“ Es folgte eine umfassende Kritik am Kölner Ratsbündnis von Grünen, CDU und Volt: „Es fehlt an Mut. Es fehlt an Visionen. Es fehlt an einer Politik, die diese Stadt für alle Menschen gestaltet.“
Markus Greitemann, den Kölner Baudezernenten, den die CDU als ihren OB-Kandidaten erwählte, bezeichnete Helmis-Arend als „in der Person manifestierter Stillstand“. Stadtpolitik müsse vielfältig gestaltet werden und dürfe „keine Alte-Männer-Veranstaltung“ sein. Im Publikum applaudierten OB-Kandidat Burmester (62) und der Kölner SPD-Fraktionschef Christian Joisten (53) tapfer grinsend.
Den bissigsten Auftritt des Abends lieferte Sarah Philipp, Landtagsabgeordnete und Co-Chefin der NRW-SPD. Zu Beginn versprach sie „kein Bierzeltgebrüll, keine Männerrituale, kein Phrasendreschen“, sondern „Klartext von Frauen mit einem Augenzwinkern und einer ordentlichen Portion Schärfe“.
Sarah Philipp bezeichnet Hendrik Wüst als „unehrlichen Wicht“
Dass die SPD aktuell alles andere als gut dasteht – abgewählt bei der Bundestagswahl und weder in Düsseldorf noch in Köln an den regierenden Bündnissen beteiligt – ließ sie nicht unerwähnt, verpackte es jedoch positiv: „Wir sind an einem Tiefpunkt der Partei, aber wir werden daraus einen Wendepunkt machen.“ Die Kölner SPD-Chefin Claudia Walther hatte zu Beginn gesagt: „Wer dachte, dass wir in Sack und Asche gehen, hat sich getäuscht.“
Philipp lästerte über den „Waldpakt 2.0“ der Landesregierung, zu dem ein Foto mit Wüst und vier seiner Ministerinnen und Minister existiert. „So wichtig das sein mag, aber das ist das ist das große Ding der Landesregierung im bevölkerungsreichsten Bundesland?“, ätzte Philipp. Was sei denn mit Kitas, Schulen, Wohnungen oder Brücken? „Die haben einen Koalitionsvertrag, da gucken sie nur nicht so oft rein.“
Und natürlich erwähnte die NRW-SPD-Chefin den Ausbau der Düsseldorfer Staatskanzlei. Für 55 Millionen Euro lasse „der Hendrik“ sich seinen Amtssitz „schick machen“, inklusive „Designer-Lampen in der Putzkammer, das ist kein Scherz“. Gleichzeitig werde im sozialen Bereich massiv gekürzt. „Sauereien“ seien das und Wüst sei ein „unehrlicher Wicht“, befand Philipp. Anschließend gönnte sie sich eine Kartoffelsuppe, die war recht scharf geraten.