AboAbonnieren

Proteste von TierschützernBärin im Trentino nach Angriff auf Jogger abgeschossen

Lesezeit 3 Minuten
HANDOUT - 28.02.2024, Italien, Trient: Ein Bär läuft durch ein hügeliges Gebiet im Trentino (undatiertes Handout). Foto: Matteo Zeni/Servizio Faunistico/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Ein Bär läuft durch ein hügeliges Gebiet im italienischen Trentino (Archivbild).

Bärin Kj1, die im Trentino einen Touristen angegriffen hatte, ist getötet worden. Tierschützer wollen nun gegen die Entscheidung vorgehen.

Nach dem Angriff auf einen Jogger im Trentino hat die Provinzregierung in Trient mitgeteilt, dass die Bärin mit dem amtlichen Namen Kj1 getötet worden ist. Das Tiersei von Förstern mithilfe seines Halsbandes lokalisiert und dann im Wald oberhalb von Padaro di Arco getötet worden.

Die Bärin hatte vor drei Wochen (am 16. Juli) in Naroncolo oberhalb des Gardasees einen 43 Jahre alten Jogger aus Frankreich angegriffen und schwer an Armen und Beinen verletzt. Im Trentino sowie in der Nachbarregion Südtirol verbringen derzeit auch viele Deutsche ihren Sommerurlaub.

Tier identifiziert: 22 Jahre alte Bärin hatte viele Interaktionen mit Menschen

Direkt nach der Bären-Attacke war der Verdacht auf ein weibliches Tier mit Jungen gefallen, das zuvor mehrfach gesichtet worden war. Noch vor der eindeutigen Identifizierung hatte der Präsident der Provinz, Maurizio Fugatti, die Tötung angeordnet. Tierschutzorganisationen protestierten und reichten vergeblich eine Petition gegen den Abschuss der Bärin ein.

Nach Angaben der Provinz war die 22 Jahre alte Bärin, die in den vergangenen Jahren neun Junge geboren haben soll, bereits zuvor durch ein „problematisches Verhalten“ aufgefallen. Das bedeutet in dem Zusammenhang, dass sie sich zu nah an von Menschen bewohnten Gegenden aufhielt oder auch schon Menschen zu nah kam. Fugatti ordnete den Forstkorps zudem an, das Gebiet um den Ort des Angriffs sicherheitshalber intensiv zu überwachen. Die Umwelt- und Forschungsbehörde ISPRA bestätigte die Einstufung der Bärin als gefährlich.

Trentino: „Problembärin Gaia“ soll nach Deutschland umgesiedelt werden

Tierschutzverbände kündigten bereits an, gegen Fugattis Anordnung gerichtlich vorzugehen. Der Verein LAV bezeichnete sie als sinnlose und gewalttätige Vergeltungsaktion. „Das Töten von Bären garantiert nicht die Sicherheit der Bürger, sondern gießt nur noch mehr unschuldiges Blut auf das bereits vergossene“, hieß es in einer Mitteilung.

Im Trentino kommt es wiederholt zu Begegnungen und Interaktionen zwischen Bären und Menschen. 2023 war dort sogar ein 26 Jahre alter Jogger von einer Bärin getötet worden. Dieses Tier mit der amtlichen Bezeichnung JJ4 - auch bekannt unter dem Namen Gaia – soll nach Angaben der Behörden in den kommenden Wochen nach Deutschland umgesiedelt werden. Im „Alternativen Wolf- und Bärenpark“ bei Bad Rippoldsau-Schapbach im Schwarzwald wird dazu derzeit ein Gehege gebaut. Im Unterschied zur jetzt getöteten Bärin war JJ4 lebend gefangen worden. Derzeit lebt sie in einem Gehege in der Nähe von Trient.

Schwester von „Problembär Bruno“ soll nicht ausgestellt werden

Im „Alternativen Wolf- und Bärenpark“ sind Tiere untergebracht, die aus Notlagen gerettet wurden. Dazu gehört auch die Braunbärin Jurka, Gaias Mutter. Gaias Bruder Bruno war im Sommer 2006 der erste Bär, der nach 170 Jahren seine Tatzen auf bayerischen Boden setzte. Der „Problembär“ wurde im bayerischen Rotwandgebiet abgeschossen. Gaia soll, wenn sie einmal in Deutschland ist, aber nicht zur Schau gestellt werden. Ihr Gehege soll für Besucher nicht zu sehen sein. (dpa, cba)