Mit Fachleuten und OpfernTrierer Bischof startet unabhängige Missbrauchs-Aufarbeitung
Trier – Als einer der ersten Bischöfe bundesweit hat der Trierer Bischof Stephan Ackermann die unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in seinem Bistum offiziell in Gang gesetzt. Er unterzeichnete am Donnerstag eine Erklärung der deutschen Bischöfe und des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, die für alle 27 Bistümer eine einheitliche Aufarbeitung nach verbindlichen Kriterien vorsieht. Dazu soll in jedem Bistum eine Kommission gegründet werden, in der auch externe Fachleute und Opfer mit am Tisch sitzen. In Trier solle die Kommission bis Ende September stehen und im Oktober mit ihrer konkreten Arbeit beginnen, sagte Ackermann.
Die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche tritt somit in eine neue Phase: „Bislang war die Aufarbeitung in unserem Bistum individuell, bezogen auf einzelne Fälle, möglich“, sagte Ackermann. „Nun gehen wir einen Schritt weiter und setzen uns mit der institutionellen Verantwortung auseinander, die Bischof und Diözese für begangenes Unrecht übernehmen müssen.“ Die Erklärung der Bischöfe und des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung war Ende April beschlossen und am Montag besiegelt worden.
Aufklärungskommission wird Akteneinsicht gewährt
Es gehe jetzt um Verantwortlichkeiten, wie das jeweilige Bistum mit Tätern und Opfern umgegangen sei. Und es gehe um das Aufdecken von Strukturen, die Missbrauch ermöglicht, erleichtert oder dessen Aufdeckung erschwert hätten, sagte der Bischof, der bei der Deutschen Bischofskonferenz Beauftragter für Fragen des sexuellen Missbrauchs ist. Der Kommission wird Akteneinsicht gewährt.
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Für Ackermann habe es „einen hohen Stellenwert“, dass mit der Erklärung, die jeder Bischof für sein Bistum in Kraft setzen soll, die Aufarbeitung transparent und nachvollziehbar werde. Als Dauer ist ein Zeitraum von maximal sechs Jahren vorgesehen. In Trier soll zudem ein Betroffenenbeirat gegründet werden. Einige Bistümer haben mit der Aufarbeitung in eigenen Kommissionen bereits begonnen. (dpa)