Der Amoklauf an einer Schule in Örebro macht weltweit Schlagzeilen. In Schweden werden Erinnerungen an sieben weitere Verbrechen wach.
Nach Amoklauf an SchuleDiese 7 Kriminalfälle bewegen Schweden noch heute
![Kerzen und Blumen für die Opfer des Amoklaufs an der Kronan-Schule.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/05/2b2160f5-eacc-4875-81ba-562afc34c3a7.jpeg?q=75&q=70&rect=0,55,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=0ba674655859e4b86b8a16207e2f85e4)
Kerzen und Blumen für die Opfer des Amoklaufs an der Kronan-Schule. (Archivbild)
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Nach den tödlichen Schüssen an einer Schule für Erwachsene im schwedischen Örebro dauern die Ermittlungen an. Das Motiv für die Tat, bei der am 4. Februar mindestens elf Menschen starben, ist weiter unklar. Bei einer Pressekonferenz am Dienstagabend sagte der schwedische Justizminister Gunnar Strömmer, die Polizei arbeite daran, die Toten zu identifizieren und die Angehörigen zu benachrichtigen. Inzwischen hat die Polizei bekannt gegeben, dass der mutmaßliche Täter unter den Toten ist.
In Schweden werden Erinnerungen an sieben weitere Verbrechen wach, die das skandinavische Land in den vergangenen Jahrzehnten besonders bewegten und ein großes Medienecho hervorriefen.
Der Mord an Olof Palme (1986)
Der schwedische Ministerpräsident Olof Palme wurde am 28. Februar 1986 in Stockholm auf offener Straße erschossen. 1989 wurde der drogenabhängige Christer Pettersson (1947-2004) für schuldig befunden, aber später freigesprochen. Jahrzehntelang blieb der Fall ungelöst, was zu zahlreichen Verschwörungstheorien führte. Im Jahr 2020 präsentierte die Staatsanwaltschaft den Grafiker Stig Engström als Hauptverdächtigen. Da dieser bereits 20 Jahre zuvor verstorben war, wurden das Verfahren und weitere Ermittlungen eingestellt.
![Olof Palme Nahaufnhame](https://static.ksta.de/__images/live_3c706e0f-2890-4d1b-96ce-634c7190d0d1.jpg?q=75&q=70&rect=0,126,1920,1080&w=2000&h=1496&fm=jpeg&s=68a47798be1df371083e29e92002c847)
Olof Palme galt international als Stimme für Abrüstung und Verständigung und setzte sich für die Belange der Dritten Welt ein. (Archivbild)
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Im Jahr 2021 veröffentlichte Netflix die schwedische Miniserie „Der unwahrscheinliche Mörder“, die auf dem gleichnamigen Buch von Thomas Pettersson basiert und Stig Engström als Mörder von Olof Palme zeigt. In der schwedischen Öffentlichkeit entbrannte daraufhin eine Debatte über die Zulässigkeit dieser Darstellung, obwohl Engström die Tat nie nachgewiesen wurde.
Der Mord an Anna Lindh (2003)
Nach dem Attentat auf Olof Palme 1986 war Anna Lindh eine weitere prominente Persönlichkeit der schwedischen Politik, die einem Mordanschlag zum Opfer fiel. Die damalige Außenministerin wurde am 10. September 2003 in einem Stockholmer Kaufhaus durch mehrere Messerstiche tödlich verletzt.
![Anna Lindh spricht in Mikro.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/05/fd57cdca-ce48-45bf-9fe2-20b762873adc.jpeg?q=75&q=70&rect=0,0,1720,967&w=2000&h=1508&fm=jpeg&s=fcf88211e090188a74396e096f947c05)
Anna Lindh profilierte sich durch ihren Einsatz für palästinensische Flüchtlinge und ihre Kritik am Irakkrieg 2003. (Archivbild)
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Der Täter, Mijailo Mijailović, wurde später gefasst und zu lebenslanger Haft verurteilt. In einem Interview mit der Tageszeitung „Expressen“ im Jahr 2011 gab Mijailović als Motiv für seine Tat Hass auf Politiker an. Inzwischen hat er versucht, sich in ein serbisches Gefängnis verlegen zu lassen, da er angeblich um sein Leben fürchtet. Bislang ohne Erfolg.
Der Amoklauf in Trollhättan (2015)
Ein 21-jähriger Attentäter drang am 22. Oktober 2015 in eine Schule in Trollhättan ein und griff Schüler und Lehrer mit einem Schwert an. Zwei Menschen starben, bevor er von der Polizei erschossen werden konnte. Ein weiterer verletzter Lehrer starb später im Krankenhaus. Die Tat, der erste Amoklauf an einer schwedischen Schule mit Todesfolge seit 1961, hatte rassistische Motive und wurde als Terroranschlag eingestuft.
![Kerzen und Blumen für die Opfer des Amoklaufs an der Kronan-Schule.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/a1204676-d961-4a91-b1e6-c0f83e0fe053.jpeg?q=75&q=70&rect=0,209,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=e589aaeeee1c3154d3a5cc06727b1de4)
Kerzen und Blumen für die Opfer des Amoklaufs an der Kronan-Schule. (Archivbild)
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Der Amoklauf wurde in dem Buch „Det som aldrig fick ske“ („Was niemals hätte passieren dürfen“) von Åsa Erlandsson verarbeitet. Das Buch wurde 2017 veröffentlicht und mit dem Stora Journalistpriset, dem renommiertesten Journalistenpreis Schwedens, ausgezeichnet.
Die Terrorattacke in Stockholm (2017)
Am 7. April 2017 raste der 39-jährige Rakhmat A. aus Usbekistan, der sich zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS) bekannte, mit einem gestohlenen Lkw durch eine Fußgängerzone in Stockholm und tötete fünf Menschen. Weitere 14 Menschen wurden teils schwer verletzt.
![Eine Frau legt in Stockholm Blumen am Einkaufszentrum Ahlens nieder.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/05/48ca18c7-ed48-4634-b1f7-c7417d2d6738.jpeg?q=75&q=70&rect=0,23,3489,1963&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=72793f0257ad1988b06fa8883fa6db7d)
Eine Frau legt in Stockholm Blumen am Einkaufszentrum Ahlens nieder. (Archivbild)
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Der Täter wurde später festgenommen und wegen Terrorismus und Mord zu lebenslanger Haft verurteilt. Sein Motiv: Er wollte mit dem Anschlag erreichen, dass Schweden den Kampf gegen den IS beendet.
Der Mord an Engla Höglund (2008)
Die 10-jährige Engla Höglund wurde am 5. April 2008 auf dem Heimweg mit ihrem Fahrrad entführt und ermordet. Der Täter, Anders Eklund, gestand die Tat sowie einen weiteren Mord aus dem Jahr 2000 und wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Fall führte zu heftigen Diskussionen in den schwedischen Medien über den Umgang mit Sexualstraftätern. Die Trauerfeier für Engla Höglund wurde im schwedischen Fernsehen übertragen.
![Der Vermissten- und spätere Mordfall Engla Höglund beherrschte monatelang die Schlagzeilen in Schweden.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/05/79c7292c-2be0-480a-9ba5-bf6a61114048.jpeg?q=75&q=70&rect=0,290,1518,854&w=2000&h=2698&fm=jpeg&s=b84f6479d600cc7b91795ba61dc27d0d)
Der Vermissten- und spätere Mordfall Engla Höglund beherrschte monatelang die Schlagzeilen in Schweden. (Archivbild)
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Im September 2014 enthüllte die schwedische Boulevardzeitung „Aftonbladet“, dass Eklund ein Verdächtiger in einem weiteren Mordfall war, diesmal dem Mord an der sechsjährigen Jasmina Jasharaj, die 1997 spurlos verschwand. Obwohl die Polizei ihre Leiche nicht gefunden hat, behandelt sie den Fall als Mord. Die polizeilichen Ermittlungen zum Verschwinden von Jasmina gehören zu den umfangreichsten in Schweden.
Christine S.: Die deutsche Kindermörderin von Arboga (2008)
Die Deutsche Christine S. erschlug in Arboga die beiden Kinder ihrer ehemaligen Rivalin mit einem Hammer. Die Mutter Emma Jangestig überlebte nach 15 Hammerschlägen schwer verletzt. Der Eifersuchtsmord löste in Schweden große Bestürzung aus. S., der vor Gericht teils durch ihre Gefühlskälte, teils durch ihr Lächeln auffiel, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
![Christine S. wird 2019 im Gerichtssaal in Handschellen abgeführt.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/05/76a79de5-bbac-48da-98bf-d07e2648da71.jpeg?q=75&q=70&rect=0,42,3222,1812&w=2000&h=1452&fm=jpeg&s=ecfa3541be0392a10aa19edae64b4651)
Christine S. wird 2019 im Gerichtssaal in Handschellen abgeführt. (Archivbild)
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Das ZDF hat den Fall in der Dokumentation „Schuldig in Schweden – Das Drama von Arboga“ aufgearbeitet, die noch bis zum November 2025 in der Mediathek des Senders zur Verfügung steht. Emma Jangestig kommt in einem ausführlichen Interview zu Wort. S. bestreitet die Tat bis heute und bemüht sich weiterhin um eine gerichtliche Wiederaufnahme des Falles, der in den Medien große Aufmerksamkeit erregte.
Die Geiselnahme am Norrmalmstorg (1973)
Am 23. August 1973 überfiel Jan-Erik Olsson eine Bank am Norrmalmstorg in Stockholm und nahm vier Angestellte als Geiseln. Während der sechstägigen Geiselnahme entwickelten die Opfer eine emotionale Bindung zu ihrem Peiniger – ein Phänomen, das später als Stockholm-Syndrom bekannt wurde.
![Ein Handout der Polizei zeigt Bankangestellte, die zusammen mit Clark Olofsson im Tresorraum der Kreditbanken am Norrmalmstorg in Stockholm als Geiseln gehalten werden.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/05/149a1bda-10f5-4005-8e3f-317308f02a00.jpeg?q=75&q=70&rect=0,407,1339,753&w=2000&h=2242&fm=jpeg&s=7ff109770359b3001eb246c4b865ff8d)
Ein Handout der Polizei zeigt Bankangestellte, die zusammen mit Clark Olofsson im Tresorraum der Kreditbanken am Norrmalmstorg in Stockholm als Geiseln gehalten werden. (Archivbild)
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Der Polizei gelang es schließlich, den Täter zu überwältigen. Der Fall erregte internationales Aufsehen und prägt bis heute die psychologische Forschung. Der Kriminalfall wurde unter anderem 2018 als „Die Stockholm Story - Geliebte Geisel“ mit Ethan Hawke und Noomi Rapace verfilmt. (jag)