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Tauchgang zum „Titanic“-Wrack„Heftiges Klopfen“ bei Suche nach vermisstem U-Boot registriert

Lesezeit 5 Minuten
Diese von OceanGate Expeditions zur Verfügung gestellte undatierte Aufnahme zeigt das „Titan“-U-Boot des Unternehmens. Im Nordatlantik suchen Rettungskräfte fieberhaft nach dem Tauchboot, das mit fünf Insassen auf dem Weg zum berühmten Wrack der „Titanic“ war.

Diese von OceanGate Expeditions zur Verfügung gestellte undatierte Aufnahme zeigt das „Titan“-U-Boot des Unternehmens. Im Nordatlantik suchen Rettungskräfte fieberhaft nach dem Tauchboot, das mit fünf Insassen auf dem Weg zum berühmten Wrack der „Titanic“ war.

US-Medien berichten über eine Art Hämmern, das am Dienstag für eine Zeit lang hörbar gewesen sei. Derweil wird ein brisanter Brief öffentlich.

Bei der großangelegten Suchaktion nach dem verschollenen U-Boot in der Nähe des „Titanic“-Wracks gibt es offenbar eine erste Spur, das berichten der US-Sender CNN und das Magazin „Rolling Stone“ übereinstimmend. Demnach hätten Suchteams am Dienstag eine Zeit lang alle 30 Minuten ein „heftiges Klopfen“, eine Art Hämmern, gehört. Auch nach dem Einsatz zusätzlicher Sonargeräte seien die Geräusche noch zuhören gewesen, heißt es laut den Medienberichten in einem internen Memo der US-Regierung.

Bei „Titanic“-Wrack vermisstes U-Boot: Klopfgeräusche zu hören

Wann genau das Klopfen am Dienstag zu hören gewesen sei, geht aus den Berichten unterdessen nicht hervor. Ein späteres Update zu dem Memo, das am Dienstagabend verschickt worden sei, deute demnach darauf hin, dass weitere Geräusche – nicht das vorherige Klopfen – zu hören gewesen seien, berichtet CNN.

Nachdem ein kanadisches Flugzeug die Geräusche registriert habe, „wurden die Einsätze von ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugen (ROV) verlagert, um ihren Ursprung zu erforschen“, erklärte die Küstenwache auf Twitter. Die Suche habe „negative Ergebnisse erbracht, wird aber fortgesetzt“.

Trotz einer großangelegten Suchaktion nach dem verschollenen Tauchboot in der Nähe des „Titanic“-Wracks fehlte bis zum Auftauchen der Klopfgeräusche jede Spur der „Titan“. „Es werden alle möglichen Schritte unternommen, um die fünf Besatzungsmitglieder sicher zurückzubringen“, teilte die Betreiberfirma „OceanGate“ gestern (Ortszeit) mit.

Wettlauf gegen die Zeit: Sauerstoff in U-Boot reicht noch für ungefähr 29 Stunden

Die Zeit drängt: Schätzungen der Behörden zufolge dürfte der Sauerstoff nur noch bis Donnerstagmittag (MESZ) reichen – um 06.00 Uhr am Mittwoch waren es ungefähr noch 29 Stunden.An Bord ist unter anderem der französische Forscher Paul-Henri Nargeolet (77), der als einer der bekanntesten Experten für das Wrack des 1912 gesunkenen Luxusliners gilt und daher den Spitznamen „Mr. Titanic“ trägt. Weitere Insassen sind der britische Abenteurer Hamish Harding (58) sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der fünfte Vermisste ist „OceanGate“ zufolge der Chef der Betreiberfirma Stockton Rush (61), der als Kapitän des Bootes fungiert hatte.

Das Gefährt wird seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs, der rund sieben Stunden dauern sollte, riss der Kontakt zum Begleitboot „Polar Prince“ ab. Nach Angaben des Anbieters Oceangate Expeditions hat die knapp sieben Meter kleine „Titan“ ausreichend Sauerstoff für insgesamt 96 Stunden. Doch Experten zeigten sich mit Blick auf die Chance, das Gefährt rechtzeitig und intakt zu finden, pessimistisch.

Medienbericht: U-Boot-Industrie äußerte bereits vor Jahren Zweifel an „OceanGate“

Unterdessen hatten Führungskräfte der U-Boot-Industrie einem Artikel der „New York Times“ zufolge schon vor Jahren Sorgen bezüglich der Sicherheit der „Titan“. „Wir befürchten, dass der aktuelle experimentelle Ansatz von OceanGate zu negativen Ergebnissen führen könnte (von geringfügig bis katastrophal)“, schrieben sie in einem auf 2018 datierten Brief, den die Zeitung veröffentlichte. Darin wird „OceanGate“ irreführendes Marketing vorgeworfen. Chef Stockton Rush wurde dazu aufgerufen, die „Titan“ von einer unabhängigen Partei testen zu lassen. Das passt zum Eindruck von Reporter David Pogue vom US-Sender CBS, der die Fahrt im vergangenen Jahr mitgemacht hatte.

Die Suche nahe des „Titanic“-Wracks ging bis spät gestern Abend (Ortszeit) mit Flugzeugen und Schiffen weiter. Man verstärke die Suche unter Wasser, sagte John Mauger von der US-Küstenwache dem US-Sender CNN. Zunächst habe man sich auf die Wasseroberfläche konzentriert, indem mit Flugzeugen systematisch ein großes Gebiet abgeflogen worden sei.

Suche nach U-Boot „Titan“ mit Flugzeugen und Schiffen fortgesetzt

Flugzeuge der US-Nationalgarde und aus Kanada hätten die US-Küstenwache dabei unterstützt. Es sei bereits eine Fläche von rund 26.000 Quadratkilometern abgesucht worden, teilte die US-Künstenwache auf Twitter mit. Das ist größer als Mecklenburg-Vorpommern.

Die US-Navy schickt derweil ein Gerät zur Bergung des U-Boots. Wie eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur sagte, soll das Tiefsee-Bergungssystem „Fadoss“ in der Nacht zum heutigen Mittwoch (Ortszeit) in St. Johns im kanadischen Neufundland ankommen und dann weiter auf den Ozean transportiert werden. Die Navy beschreibt es als „tragbares Schiffshebesystem, das eine zuverlässige Tiefsee-Hebekapazität von bis zu 27 Tonnen für die Bergung großer, sperriger und schwerer versunkener Objekte wie Flugzeuge oder kleine Schiffe bietet.“ Es kann mit seiner Winde und Seil auf Schiffen installiert werden.

Bei „Titanic“-Wrack vermisstes U-Boot: Navy schickt Bergungs-System

Acht weitere Schiffe sind auf dem Weg. Dazu gehörten vier Schiffe der kanadischen Küstenwache, das französische Forschungsschiff L’Atalante sowie die kanadische HMCS Glace Bay, die eine Dekompressionskammer und medizinisches Personal an Bord habe, teilte die US-Küstenwache gestern Abend (Ortszeit) mit.

Verunglückte Taucher müssen nach ihrer Rettung möglichst schnell in eine solche hyperbare Kammer gelangen, um bleibende Schäden zu verhindern. Wenn Menschen längere Zeit unter hohem Umgebungsdruck stehen, wie er in großer Wassertiefe herrscht, nehmen sie mehr Stickstoff auf als normal. Dies kann zu Gasblasen in Blut und Gewebe führen, die tödlich sein können, wenn sie ins Gehirn gelangen.

Das Archivbild zeigt das U-Boot „Titan“ an der Wasseroberfläche auf seiner Tauchplattform.

Das Archivbild zeigt das U-Boot „Titan“ an der Wasseroberfläche auf seiner Tauchplattform.

Eine Rettung kann aber erst angegangen werden, wenn das Boot lokalisiert ist. Das in zwei Hälften zerbrochene Wrack der „Titanic“ liegt in rund 3800 Metern Tiefe. An der Stelle etwa 684 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland sind die Bedingungen äußerst schwierig. Es herrscht pechschwarze Dunkelheit, und der Wasserdruck ist groß.

Tauchgang mit „OceanGate“: 250.000 Dollar pro Person

Oceangate bietet zahlungskräftigen Kunden eine abenteuerliche Reise - die Kosten für die insgesamt achttägige Expedition liegen bei 250.000 US-Dollar (229.000 Euro). Der Tauchgang selbst dauert eigentlich nur wenige Stunden. Das Unternehmen bewirbt die Fahrten mit dem Kohlefaser-Tauchboot laut BBC als Chance, „aus dem Alltag herauszutreten und etwas wirklich Außergewöhnliches zu entdecken“. An Bord sind auch immer wieder Experten und Forscher.

Die „Titanic“ war 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken. Mehr als 1500 der 2200 Menschen an Bord starben. Die Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 entdeckt. Filme wie der Blockbuster „Titanic“ (1997) mit den Hollywood-Stars Kate Winslet und Leonardo DiCaprio heizten das Interesse an der Katastrophe weiter an. Erst vor kurzem hatten Wissenschaftler mit Hilfe hochauflösender 3D-Bilder die bisher genaueste Darstellung des Wracks geboten. (das/dpa)