Noch ist China das Land mit den meisten Einwohnern – doch das könnte sich bald ändern.
UN-BerichtIndien wird China als bevölkerungsreichstes Land ablösen
Indien wird China demnächst als bevölkerungsreichstes Land der Welt ablösen. Nach Schätzungen des UN-Bevölkerungsfonds UNFPA werden Mitte des Jahres in Indien knapp drei Millionen mehr Menschen leben als in China, wie aus Daten des am Mittwoch (19. April) veröffentlichten Weltbevölkerungsberichts der Organisation hervorgeht.
Demnach hat Indien dann 1,4286 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohner und China 1,4257 Milliarden. Die gesamte Weltbevölkerung beläuft sich dann demnach auf 8,045 Milliarden Menschen.
Chinas Bevölkerung schrumpfte im vergangenen Jahr erstmals
Von der UN hieß es, dass die Bestimmung des genauen Datums, wann Indien China überholt, angesichts der Datenlage nicht möglich sei. In Indien beispielsweise fand die jüngste Volkszählung im Jahr 2011 statt. Eigentlich sollte im Jahr 2021 eine neue Zählung folgen, die aber verschoben wurde.
Indien hat seit 1952 ein entsprechendes Programm lanciert - und die Menschen dazu aufgerufen, kleine Familien zu haben. Eine klar vorgeschriebene Politik wie etwa Chinas „Ein-Kind-Politik“ gab es in dem Land jedoch nie. Das Programm scheint geholfen zu haben, die Geburtenrate zu senken. Inzwischen haben Inderinnen nach offziellen Zahlen noch 2.0 Kinder im Durchschnitt. Auch nutzten nach Regierungsangaben rund zwei Drittel der Paare Verhütungsmittel. Diese sind in Indien kostenlos erhältlich. Für Sterilisationen gibt es gar finanzielle Anreize vom Staat. Früher wurden Menschen in dem Land teils zur Sterilisierung gezwungen.
Die Folgen der Ein-Kind-Politik
Chinesinnen haben im Schnitt gar nur noch 1,18 Kinder, heißt es von offizieller Seite. Die Auswirkungen der seit 1979 verfolgten irrigen „Ein-Kind-Politik“ werden nun immer spürbarer. Die Aufhebung der umstrittenen Geburtenkontrolle führte 2016 nur kurz zu einem leichten Anstieg der Geburten. Die hohen Kosten für Wohnraum, Bildung und Gesundheitsversorgung sowie die schwindende Bereitschaft zur Heirat sind wesentliche Gründe. Nur ein Kind zu haben, ist in China heute die soziale Norm. Zwei Generationen haben es nie anders erlebt. Als Reaktion auf den Geburtenrückgang und die rapide Überalterung in China wurden 2021 auch drei Kinder erlaubt. Außerdem bemüht sich die Regierung seither, es jungen Paaren leichter zu machen, für Kinder zu sorgen. Die Kosten für Kindergärten und Schulbildung wurden gesenkt. Finanzhilfen wurden gewährt, Mutterschafts- und Elternurlaub erleichtert. Viele Frauen befürchten, dass sich eine Mutterschaft negativ auf ihre berufliche Karriere auswirkt. So wird in China die Gesellschaft zunehmend älter - wie in westlichen Ländern. Schon länger müssen immer weniger Werktätige immer mehr alte Menschen versorgen. Jeder fünfte Chinese ist heute älter als 60 Jahre. Unterstützten 2020 fünf Beschäftigte zwischen 20 und 64 Jahren einen älteren Menschen über 65 Jahre, werden es 2050 nur noch 1,5 Arbeitnehmer sein. In Indien hingegen ist noch die Hälfte der Bevölkerung jünger als 30 Jahre. Aber nicht für alle, die arbeiten wollen, gibt es auch einen Job.
Das Bevölkerungswachstum in beiden Ländern hat zuletzt abgenommen. Chinas Bevölkerung schrumpfte im vergangenen Jahr erstmals seit sechs Jahrzehnten. Indiens Bevölkerung dürfte vorerst weiterwachsen. (dpa)