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Ungeklärte KriminalfälleDiese 7 mysteriösen Morde sind nach Jahrzehnten noch ungelöst

Lesezeit 7 Minuten
Grabplatte von Peggy Knobloch mit Bild von ihr.

Peggy Knobloch wurde im Alter von neun Jahren im oberfränkischen Lichtenberg entführt und ermordet. Einer der tragischsten und wendungsreichsten Kriminalfälle in Deutschland ist bis heute ungeklärt.

Viele bekannte Mordfälle sind nach Jahrzehnten immer noch ungeklärt. Die Umstände sind meist mysteriös.

Ihre Leichen wurden oft erst Monate oder Jahre später entdeckt, bei einigen rätselt die Polizei bis heute über ihre Identität: Diese sieben Mordfälle aus Europa zählen zu den aufsehenerregendsten der vergangenen Jahre. Wir stellen sieben besonders rätselhafte und mysteriöse Verbrechen vor. Die Täter sind bis heute auf der Flucht.

Die Isdal-Frau, gefunden am 29. November 1970

Die Isdal-Frau ist einer der größten ungeklärten Mordfälle der europäischen Kriminalgeschichte. Bis heute ist unklar, wie die Frau am Ende November 1970 im Isdal nahe der Stadt Bergen zu Tode kam. Ihre Identität ist trotz zahlreicher Bemühungen der Ermittler und des norwegischen Fernsehsenders NRK bis heute ungeklärt.

Die Frau war 1,64 Meter groß und hatte braune Haare und wurde von Wanderern halbverbrannt neben einem Lagerfeuer entdeckt. Sie war zwischen 25 und 40 Jahren alt. Neben ihr lagen Reste ihrer Kleidung, aus der sorgfältig alle Etiketten entfernt worden waren. Auch auf Flaschen, die am Tatort gefunden wurden, waren keinerlei Etiketten mehr zu erkennen. Die Frau hatte keine Papiere bei sich.

Einziger Anhaltspunkt zur Identität der Frau sind zwei Koffer, die am Bahnhof Bergen in einem Schließfach gefunden wurden. Darin enthalten waren Perücken, mehrere Kleidungsstücke, 500 Deutsche Mark, 130 Norwegische Kronen und weitere Münzen ausländischer Währungen. Ein Besitzer eines Schuhgeschäfts in Stavanger erinnerte sich an die Frau, sie soll Englisch mit Akzent gesprochen haben.

Auf einem in ihrem Koffer entdeckten Schreibblock fanden die Ermittler Codes, die auf vorherige Aufenthaltsorte der Isdal-Frau hindeuten könnten. Sie hat während ihrer Reise quer durch Europa mindestens neun Pseudonyme und mehrere gefälschte Pässe genutzt. Neuere Spuren führen die Ermittler nach Deutschland, bis heute sind Todesursache und Identität aber nach wie vor unbekannt.

Peggy Knobloch, vermutlich getötet am 7. Mai 2021

Die von der Polizei herausgegebene Aufnahme zeigt Peggy Knobloch aus dem oberfränkischen Lichtenberg (undatiertes Archivfoto).

Peggy Knobloch kurz vor ihrem Verschwindem im Mai 2001. Die Leiche des neunjährigen Mädchens wurde 2016 unweit von Lichtenberg entdeckt.

Die damals neunjährige Peggy Knobloch verschwand am 7. Mai 2001 in ihrem Heimatort Lichtenberg in Oberfranken. Lange Zeit war unklar, was mit dem Mädchen passiert ist, ihre Leiche wurde erst 15 Jahre später gefunden. Ein Pilzsammler hatte sie am 2. Juli 2016 in einem Waldstück in Thüringen entdeckt, rund 15 Kilometer vom Entführungsort entfernt.

Die Neunjährige war auf dem Heimweg von der Schule verschwunden, Zeugen hatten sie gegen 13 Uhr nicht mal 50 Meter von ihrem Elternhaus entfernt gesehen. Anschließend verliert sich ihre Spur, die eingerichtete Sonderkommission wertete etwa 4800 Spuren aus – allerdings ohne Erfolg.

Der zunächst für die Entführung und den Mord verurteilte Ulvi K. wurde 2014 im Rahmen eines Wiederaufnahmeverfahrens freigesprochen. Die Polizei nahm nach dem Fund der Leiche die Ermittlungen wieder auf, sie wurden im Oktober 2020 wieder eingestellt. Der Fall Peggy Knobloch gilt weiterhin als ungelöst.

Olof Palme, getötet am 28. Februar 1986

Der ermordeze schwedische Ministerpräsident Olof Palme, aufgenommen 1984.

Der schwedische Ministerpräsident Olof Palme wurde 1986 auf der Straße in Stockholm erschossen. Sein Tod sorgte international für einen Schock.

Der Tod des amtierenden schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme sorgte 1986 für weltweite Aufmerksamkeit. Palme wurde am 28. Februar 1986 nach einem Kinobesuch mit seiner Ehefrau Lisbeth auf der Straße erschossen.

Ein unbekannter Täter näherte sich Olof Palme und seiner Ehefrau an der Ecke der Straße Sveavägen und Tunnelgatan in Stockholm und schoss aus nächster Nähe auf den schwedischen Ministerpräsidenten. Olof Palme war binnen weniger Sekunden tot, anschließend kam es zu mehreren Pannen bei den Ermittlungen.

Eine Untersuchungskommission erklärte 2020, dass der Grafikdesigner Stig Engström als wahrscheinlicher Täter gilt, er hatte zum Tatzeitpunkt im Sveavägen gearbeitet. Da Engström allerdings zu diesem Zeitpunkt bereits tot war, wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt. Bis heute gibt es keinen Schuldigen im Mordfall Olof Palme.

Frauke Liebs, getötet nach dem 27. Juni 2006

Die aus dem nordrhein-westfälischen Lübbecke stammende Frauke Liebs verschwand am 20. Juni 2006 unter ungeklärten Umständen. Die Krankenpflegerin war am Tag ihres Verschwindens mit Freunden in einem Irish Pub in Paderborn, um dort ein Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zu sehen. Gegen 23 Uhr verliert sich ihre Spur.

Die Ermittler gehen davon aus, dass sie zu Fuß nach Hause laufen wollte, da sie kein Geld mehr dabei hatte. Per SMS schrieb Liebs ihrer Mutter, dass sie später nach Hause kommen würde. Die SMS wurde allerdings nicht aus Paderborn, sondern aus Nieheim im Kreis Höxter geschickt. Nachdem sie am folgenden Tag nicht in ihrer Wohnung aufgetaucht war, meldete ihre Mutter sie als vermisst.

Frauke Liebs rief bis zum 27. Juni 2006 fünfmal bei ihrem Mitbewohner an, hielt sich dabei aber kurz und sagte nur, sie werde bald nach Hause kommen. Ihre Aussagen waren vage und rätselhaft. Im letzten Telefonat soll Liebs die Frage, ob sie festgehalten werde, zunächst mit „Ja“ beantwortet haben, bevor sie dies lautstark revidierte.

Ihre Leiche wurde am 4. Oktober 2006 in Lichtenau etwa 15 Kilometer von Paderborn entfernt entdeckt. Aufgrund des Zustands der Leiche konnte die Polizei keinerlei Angaben zur Todesursache machen. Es wird von einem Mord ausgegangen. Seit 2018 ist der Fall der Cold-Case-Datenbank in Nordrhein-Westfalen.

Christina Beranek, verschwunden am 2. Februar 1989

Die Favoritner Mädchenmorde in den Jahren 1988 bis 1990 in Wien waren die zu diesem Zeitpunkt aufwendigsten und umfangreichsten Ermittlungen der österreichischen Kriminalgeschichte. Binnen drei Jahren wurden drei Mädchen im Wiener Bezirk Favoriten ermordet, darunter auch die zehn Jahre alte Christina Beranek.

Beranek verschwand auf dem Heimweg von ihrer Schule in Favoriten. Sie wurde von Zeugen gegen 17 Uhr zuletzt gesehen, nachdem sie sich ein Micky-Maus-Heft in einem Kiosk gekauft hatte. Ihre Familie suchte kurz nach ihrem Verschwinden nach ihr. Am folgenden Morgen wurde sie erdrosselt und missbraucht in einem Wiener Hochhaus von ihrem Vater gefunden.

Die Polizei sah zunächst Parallelen zur Ermordung von Alexandra Schriefl im Jahr 1988. Die Entführung hatte sich nur fünf Minuten Fußweg vom Fundort von Christian Beranek ereignet. Auch zum Mord an Nicole Strau im Jahr 1990 zog die österreichische Polizei Parallelen.

Mithilfe von DNA-Analysen konnten aber festgestellt werden, dass es sich nicht um denselben Mörder handeln konnte. Für den Mord an Schriefl und Strau wurden zwei verschiedene Männer verurteilt, deren DNA-Spuren aber nicht bei Christina Beranek gefunden wurden. Ihr Fall ist bis heute ungeklärt.

Maria Bögerl, gefunden am 3. Juni 2010

Ein Kameramann filmt bei einer Pressekonferenz in Heidenheim ein Porträt von Maria Bögerl sowie Bilder ihres Autos und eines unbekannnten Zeugen.

Maria Bögerl wurde im Jahr 2010 vor ihrem Haus in Heidenheim entführt und später ermordet. Die Polizei wurde nach ihrem Tod für ihre Ermittlungsarbeit massiv kritisiert.

Es ist einer der aufsehenerregendsten Kriminalfälle der vergangenen 15 Jahre: Maria Bögerl, die Frau des Vorsitzenden der Kreissparkasse Heidenheim, wurde im Mai 2010 vor ihrem Haus entführt. Ihre Entführer forderten telefonisch 300.000 Euro Lösegeld. Eine Geldübergabe scheiterte, weil das Geld zu spät zum vereinbarten Übergabeort gebracht wurde.

Kurz nach der gescheiterten Übergabe wurde der Wagen von Maria Bögerl im Hof eines Klosters gefunden, von ihr fehlte jede Spur. Ihre Familie richtete in der Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ einen Aufruf an die Entführer, Maria Bögerl freizulassen. Am 3. Juni 2010 entdeckten Spaziergänger ihre Leiche in einem Waldstück.

Die Polizei wurde für ihre Arbeit im Mordfall scharf kritisiert. So gibt es widersprüchliche Angaben zum Scheitern der Lösegeldübergabe. Maria Bögerls Kinder kritisierten 2012 in einem Interview die Polizeiarbeit und erklärten, die Spurensicherung hätte wichtige Spuren erst Monate später gesichert.

Ein Massengentest im Jahr 2014 blieb erfolglos. Der Fall wurde im August 2023 offiziell eingestellt – nach 13 Jahren Ermittlungsarbeit.

Detlev Rohwedder, getötet am 1. April 1991

Detlev Karsten Rohwedder, aufgenommen im Juni 1990 in Dortmund.

Detlev Karsten Rohwedder war vor seinem Tod Chef der Treuhandanstalt und sollte Betriebe in der DDR privatisieren. Er wurde 1991 von einem Heckenschützen ermordet. Die RAF bekannte sich zum Anschlag.

Er war einer der wichtigsten Personen bei der finanziellen Neuordnung der ehemaligen DDR nach der Wende: Detlev Rohwedder sollte als Chef der Treuhandanstalt die Wirtschaftsbetriebe in Ostdeutschland privatisieren. Am 1. April 1991 wurde er von einem Heckenschützen in seinem Haus in Düsseldorf ermordet.

Rohwedder hatte in den Tagen vor seiner Ermordung Morddrohungen erhalten. Dennoch waren nur die Fenster im Erdgeschoss eines Anwesens mit Panzerglas verstärkt. Ein unbekannter Täter erschoss Rohwedder kurz vor Mitternacht im ersten Stock seines Wohnhauses, ein weiterer Schuss verletzte seine Ehefrau. Am Tatort entdeckte die Polizei ein Bekennerschreiben der Roten Armee Fraktion (RAF).

Zwar entdeckten die Ermittler am Tatort DNA-Spuren des RAF-Mitglieds Wolfgang Grams, die Bundesanwaltschaft sieht darin aber keine ausreichenden Indizien für eine Täterschaft. Rohwedders Witwe Hergard erklärte 2018, sie hätte auf dem Nachbargrundstück ein junges Paar in einem Auto gesehen. Die Identität der beiden Personen konnte aber nie ermittelt werden.