Am Todestag will der Vater der iranischen Protestikone Jina Mahsa Amini das Grab seiner Tochter besuchen. Doch dazu kommt es nicht.
Erster Todestag von iranischer ProtestikoneVater wird vor Besuch von Mahsa Aminis Grabstätte festgenommen
Ein Jahr nach dem Tod der iranischen Protestikone Jina Mahsa Amini haben die Behörden im Iran nach Berichten von Aktivisten eine von Aminis Familie geplante Gedenkfeier an ihrem Grab verhindert – und zuvor den Vater der wegen Verstoßes gegen die Kopftuchvorschrift festgenommenen und später gestorbenen Kurdin festgenommen.
Während in Deutschland in mehreren Städten, darunter auch in Köln, Tausende Menschen ihre Solidarität zeigten, wurde Aminis Vater am beim Verlassen seines Hauses vorübergehend festgenommen und zu Hause festgesetzt worden, wie Menschenrechtsorganisationen melden.
Todestag von iranischer Protestikone Jina Mahsa Amini: Vater darf nicht zum Grab
„Amdschad Amini steht unter Hausarrest. Sicherheitskräfte hindern ihn daran, das Grab seiner Tochter zu besuchen“, berichtete die Organisation Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Norwegen. Laut Menschenrechtsgruppen waren Sicherheitskräfte rund um das Haus der Familie in Sakes in der iranischen Provinz Kurdistan postiert.
Die Autorin und Fernsehjournalistin Düzen Tekkal, Gründerin des gemeinnützigen Vereins für humanitäre Hilfe „Háwar.help“, kämpft schon lange für die Rechte der Frauen und für Demokratie im Iran. Sie machte am Samstag auf X, vormals Twitter, auf den beispiellosen Vorgang aufmerksam. Er zeige, dass „das wahre Gesicht dieses Regimes“, so Tekkal. „Sie sind unmenschlich, aber werden die Menschlichkeit nicht besiegen.“
iranische Nachrichtenagentur dementiert Berichte zu Vater von Jina Mahsa Amini
Die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna bezeichnete die Angaben zu Amdschad Aminis vorübergehender Festnahme als „falsch“ und erklärte, sie dienten lediglich dazu, „die Bevölkerung zu Protesten anzustacheln“.
Laut Irna wurden in Aminis Heimatprovinz sowie in anderen Regionen im Nordwesten und Süden des Landes am Samstag Gruppen von Menschen wegen des Vorwurfs festgenommen, „Chaos“ geplant zu haben.
An Aminis Grab auf dem Friedhof von Sakes gab es am Samstag keinerlei Hinweise auf ein Gedenken. Menschenrechtsgruppen zufolge sperrten Sicherheitskräfte den Zugang zum Friedhof.
Jina Mahsa Amini: Zahlreiche Demonstrationen in ganz Deutschland anlässlich Todestag
In Deutschland versammelten anlässlich des Todestages von Mahsa Amini in vielen Städten wie Berlin, Frankfurt oder Köln zahlreiche Demonstranten.
Am Samstag jährte sich erstmals der Tod Aminis, der im Herbst 2022 die schwersten Aufstände im Iran seit Jahrzehnten ausgelöst hatte. Die junge Kurdin Mahsa Amini war am 16. September 2022 nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei in der Hauptstadt Teheran gestorben. Sie war festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Nach Angaben ihrer Familie starb sie nach Misshandlung durch die Sittenpolizei, die iranischen Behörden weisen das zurück.
Aminis Tod löste monatelange Demonstrationen im ganzen Land unter dem Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ aus. Die Sicherheitskräfte gingen hart gegen die Proteste vor. Nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen wurden dabei mehr als 550 Demonstranten getötet, sieben Männer wurden im Zusammenhang mit den Protesten hingerichtet. Laut Amnesty International wurden mehr als 22.000 Menschen festgenommen. (pst mit afp)