Queen-GedenkenWachmann bricht vor Sarg zusammen – Tausende stehen Schlange
London – Ein Wachmann ist am Sarg von Queen Elizabeth II. in der Londoner Westminster Hall zusammengebrochen. Er hatte in der Nacht zu Donnerstag vor dem Sarg auf einem kleinen Podest gestanden, wie in einer Live-Übertragung des öffentlich-rechtlichen Senders BBC zu sehen war. Während eines Wachwechsels fiel der Wachmann dann vornüber und prallte mit dem Gesicht auf den Boden. In der sonst sehr stillen Westminster Hall, in der der Sarg der Queen aufgebahrt steht, war der Aufprall deutlich zu hören. Bereits zuvor war der Wachmann mehrfach ins Schwanken geraten und einmal vom Podest gestolpert.
Umstehende Wachen eilten dem Gestürzten zu Hilfe und drehten ihn auf den Rücken. Mehrere wartende Menschen, die von der Queen Abschied nehmen wollten, schlugen erschrocken die Hände vor dem Gesicht zusammen. Der Livestream wechselte daraufhin zu einer Außenansicht.
Keine Informationen über Gesundheitszustand des Wachmanns
Über den Gesundheitszustand des Wachmanns war zunächst nichts bekannt. Die traditionellen Wachmänner in Großbritannien müssen bei ihrer Arbeit oft stundenlang stehen. Bereits in der Vergangenheit gab es deshalb ähnliche Vorfälle wegen Kreislaufproblemen.
Tausende Menschen haben in London unterdessen in der Nacht zum Donnerstag Schlange gestanden, um am Sarg von Königin Elizabeth II. persönlich Abschied nehmen zu können. Nach einer feierlichen Prozession vom Buckingham-Palast war der Sarg der Queen am Mittwoch für vier Tage in Westminster Hall aufgebahrt worden.
Tausende Menschen nehmen Abschied von Queen Elizabeth II.
Der Sitz des britischen Parlaments ist 23 Stunden täglich geöffnet, damit Besucher am Sarg vorbei defilieren können. Die ersten Besucher wurden am Mittwochabend in die mittelalterliche Halle eingelassen, nachdem sie mehr als 48 Stunden bei Wind und Wetter im Freien gewartet hatten.
Der mit der königlichen Standarte bedeckte Sarg steht auf einem hohen Podest, darauf ruhen die Königskrone, Zepter und Reichsapfel sowie ein Kranz aus weißen Blumen. Bewacht wird der Sarg mit den sterblichen Überresten der Queen von Soldaten in Paradeuniform.
Viele Menschen blieben kurz stehen und verneigten sich oder knicksten vor dem Sarg. Andere bekreuzigten sich oder beteten. Viele weinten. Frühere Soldaten hielten inne und salutierten ein letztes Mal vor ihrer früheren Oberbefehlshaberin.
„Die Wachen haben ein letztes Mal über sie gewacht“
Buchhalterin Sue Harvey hatte Tränen in den Augen, nachdem sie den Sarg gesehen hatte. „Drinnen war es sehr still, und unglaublich emotional“, schilderte sie. „Viele Leute haben geweint, aber es herrschte vollkommene Stille. Es war so respektvoll.“ Die Sanitäterin Vickie Wicks hatte sich eigens freigenommen, um der Queen ihren Respekt zu bezeugen. „Die Wachen haben ein letztes Mal über sie gewacht und standen an den vier Seiten des Sarges. Es war schön“, sagte sie. „Sie ruhte in Frieden.“
Die Warteschlange erstreckte sich am Mittwochabend auf rund fünf Kilometern entlang dem Themseufer. Verkaufsleiter Adam Armendariz aus London stellte sich gemeinsam mit Kollegen an. „Sie hat uns und der Welt so viel gegeben“, sagte der 35-Jährige. „Ich denke, es ist das Mindeste was wir tun können, ein paar Stunden Schlange zu stehen um sie zu sehen.“ „Das ist, was wir Briten tun: Schlange stehen“, kommentierte der 29-jährige Jacob Lovewell. Für ihn sei es „das Ende einer Ära und der Beginn einer neuen.“
König Charles III. führt Trauerzug an
Bevor der Sarg in Westminster Hall aufgebahrt wurde, war er in einer feierlichen Prozession vom Buckingham-Palast zum Sitz des britischen Parlaments gebracht worden. Der neue König Charles III., seine Geschwister und seine beiden Söhne William und Harry führten den Trauerzug an, zehntausende Menschen säumten schweigend die Straßen. Charles III., seine Geschwister Anne, Andrew und Edward und seine Söhne gingen zu Fuß hinter dem Sarg her.
Der Anblick von Thronfolger Prinz William und seinem Bruder Prinz Harry weckte Erinnerungen an den Tod von Prinzessin Diana vor 25 Jahren. Damals waren der 15-jährige William und der zwölfjährige Harry mit gesenkten Häuptern hinter dem Sarg ihrer bei einem Unfall gestorbenen Mutter hergelaufen.
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Elizabeth II. war am Donnerstag vergangener Woche im Alter von 96 Jahren in ihrer schottischen Residenz Balmoral gestorben. Die Trauerfeier für die Queen mit Staatsgästen aus aller Welt findet am Montag in der Westminister Abbey statt. Anschließend wird sie auf Schloss Windsor im Familienkreis beigesetzt. (das/dpa/afp)