Eine erste Anklage wurde fallen gelassen, aufgrund neuer Beweise droht Alec Baldwin eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung.
Kamerafrau starb durch Schuss am SetWende im Fall Alec Baldwin – Staatsanwaltschaft will neue Anklage
Zwei Jahren nach dem Tod einer Kamerafrau durch einen Schuss-Unfall am Set des Westerns „Rust“ könnte der Vorfall für Hauptdarsteller und Produzent Alec Baldwin (65) doch noch ein juristisches Nachspiel haben.
Die Staatsanwaltschaft im US-Staat New Mexico will ein neues Strafverfahren gegen Baldwin anstrengen. Der Vorgang solle innerhalb der nächsten zwei Monate einer Grand Jury vorgelegt werden, teilten die Sonderermittler der Anklage gestern (Ortszeit) mit. Eine Grand Jury untersucht in den USA nach der Vorlage von Beweismitteln durch die Staatsanwaltschaft Straftaten und entscheidet, ob Anklage erhoben werden soll.
Staatsanwaltschaft äußert sich zu neuen Ermittlungsergebnissen im Fall Alec Baldwin
„Nach umfangreichen Ermittlungen in den vergangenen Monaten sind zusätzliche Fakten ans Licht gekommen, die unserer Meinung nach zeigen, dass Herr Baldwin für den Tod von Halyna Hutchins und die Erschießung von Joel Souza strafrechtlich verantwortlich ist“, sagten die Sonderstaatsanwälte von New Mexico, Kari Morrissey und Jason Lewis, am Dienstag in einer Erklärung.
„Wir sind der Meinung, dass es angemessen ist, einem Gremium von Bürgern New Mexicos zu erlauben, von hier aus zu entscheiden, ob Herr Baldwin für ein Strafverfahren festgehalten werden sollte“, heißt es weiter.
NBC News berichtete in den USA als erster Sender von der Wende im Fall Baldwin. Ihren Quellen zufolge gehe die Staatsanwaltschaft nach weiteren Ermittlungen nicht mehr davon aus, dass die Schusswaffe modifiziert worden sei. Sie wolle neue Beweise vorlegen, die Baldwin einen rücksichtslosen Umgang mit Sicherheitsstandards am Set nachweisen.
Alec Baldwin äußert sich nicht zu neuen Vorwürfen um Tod von Kamerafrau
Öffentlich äußerte sich der Hollywood-Star zu dieser Entwicklung zunächst nicht. Seine Anwälte, Luke Nikas und Alex Spiro, schrieben aber in einer Stellungnahme gegenüber CNN, es sei „bedauerlich, dass eine schreckliche Tragödie zu dieser fehlgeleiteten Strafverfolgung geführt hat“. „Wir werden uns vor Gericht zu den Vorwürfen äußern“, erklärten Baldwins Anwälte weiter.
Bei den Dreharbeiten zu dem Western „Rust“ auf einer Filmranch in Santa Fe war die Kamerafrau Halyna Hutchins im Oktober 2021 tödlich verletzt worden. Auch Regisseur Joel Souza erlitt eine Schussverletzung. Baldwin, der als Hauptdarsteller und Produzent bei dem Film mitwirkte, hatte bei der Probe für eine Szene eine Waffe bedient, als sich ein Schuss löste. In dem Colt steckte eine echte Kugel. Es ist unklar, wie die scharfe Munition ans Set gelangte.
Im Frühjahr wurde die Produktion von „Rust“ von ihrem ursprünglichen Drehort in New Mexico auf eine Ranch in Montana verlegt, und die Dreharbeiten wurden im Mai abgeschlossen, einen Monat nachdem die Staatsanwaltschaft die Anklage gegen Baldwin zunächst fallen gelassen hatte.
Fall Alec Baldwin: Hollywood-Star will Abzug nicht betätigt haben
Baldwin und die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed waren im Januar wegen fahrlässiger Tötung angeklagt worden, im April wurde die Anklage gegen Baldwin zunächst fallen gelassen. Es seien weitere Untersuchungen und forensische Analysen erforderlich, hieß es damals. Gutierrez-Reed steht weiterhin vor Gericht, der Prozess gegen sie ist für 2024 geplant. Beide haben die Schuld an dem fatalen Unfall stets von sich gewiesen.
Baldwin beteuerte in Interviews, dass er den Abzug nicht betätigt habe. Die Ermittler prüften unter anderem, ob eine mögliche Fehlfunktion der Waffe zum Auslösen hätte führen können. Ein im August veröffentlichtes Gutachten von zwei Schusswaffenexperten belastete den Schauspieler neu.
„Obwohl Alec Baldwin wiederholt bestreitet, den Abzug betätigt zu haben, musste der Abzug angesichts der hier berichteten Tests, Befunde und Beobachtungen ausreichend betätigt oder niedergedrückt werden, um den vollständig gespannten oder eingezogenen Hahn des Revolvers zu lösen“, zitiert das Branchenmagazin „People“ aus dem Bericht der Fachleute. (pst mit dpa)