Kirchheim – Das Zuhause von Harald Glööckler ist ein Fest für die Sinne. Im Garten gleitet der Blick über Büsten und Büsche, im Wohnhaus strahlen bunte Gemälde und goldfarbene Werke des Künstlers den Besucher an.
Dazwischen hüpft munter Hund Billy King. Es ist eine kreative Atmosphäre – und doch will Glööckler seine gemütliche Heimat in der Pfalz im Januar gegen zwei Wochen echte Herausforderung tauschen. Dann zieht der 56-Jährige ins RTL-Dschungelcamp. „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich hätte keine Manschetten”, räumt Glööckler ein. „Aber ich mache das jetzt und überlege nicht lange.”
Komische Leute gibt es überall
Die 15. Staffel von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!” soll in Südafrika produziert werden. Trotz der Omikron-Coronavirus-Variante: Nach dem Stand von Anfang Januar bleibt es beim Reiseziel Kap-Staat für Glööckler und weitere Kandidaten, etwa Sänger Lucas Cordalis und Reality-TV-Kandidat Filip Pavlovic. Mit Unbekannten eng zusammenleben: für den Modeschöpfer kein Problem. „Im Hotel wissen Sie auch nicht, wer neben Ihnen wohnt. Im Restaurant und im Flugzeug sind Sie ebenfalls nahe an Fremden. Auch da gibt es komische Leute.”
An diesem etwas kühlen Tag zieht Glööckler in Sportkleidung an zwei Gummibändern, die an einem Baum im Garten befestigt sind. „Kräftig und gleichmäßig”, gibt ein Trainer vor. Kurz darauf stapft der Modeschöpfer mit Gewichten in den Fäusten durch das Areal. Glööckler nimmt die TV-Show ernst und will trainiert ins Camp einziehen. „Das ist ja kein gemütliches Camping. Sie sitzen mitten in der Viecherei. Seien wir ehrlich: Wenige trauen mir zu, dass ich durchhalte.”
Das Haarteil verschwindet im Schrank
Für viele ist der durchgestylte Designer ein Paradiesvogel mit vielen Schönheitsoperationen und schrillem Outfit. Glööckler macht sich aus solchen Bezeichnungen schon lange nichts mehr – sagt er. Doch gut aussehen will er auch im Dschungel. „Dazu verändere ich mich radikal.” Das Haarteil zum Beispiel verschwindet im Schrank.
„Ein Biotop auf dem Kopf und möglicherweise Kakerlaken drin?” Glööckler lacht. „Wie soll das gehen? Dann machen wir doch alles gleich permanent, dass man immer geschminkt ist. Kopf, Augenbrauen, Bart, Lidschatten: alles permanent tätowiert. Ich werde im Dschungel nicht anders aussehen als jetzt. Und danach denken die Leute: Man hat den Glööckler zwar angeschaut, aber wieder wenig von ihm gesehen.”
Dass er RTL zugesagt hat, liegt auch am Lockdown. „Ich saß im Garten und dachte: Da sind uns jetzt aber ganz schön die Flügel geschnitten. Aus der Geschichte musst du raus, du brauchst Öffentlichkeit. Aber was gibt es noch, wo man viele Leute erreicht? Dann kam die Anfrage.”
Man muss nur den Kopf ausschalten
Erste Reaktion sei gewesen: Warum nicht? „Wenn ich hier allein in der Kälte sitze, kann ich auch in der Hitze sitzen, und alle schauen zu. Ich sage immer, die Leute sollen raus aus ihrer Komfortzone. Da wäre es gut, wenn ich selbst da rausgehe.” Angst hat er nicht. „Die können dir keine bösartigen Ratten auf den Hals hetzen, die möglicherweise dich totbeißen. Auch beim Essen können sie dir nichts hinstellen, von dem du krank wirst. Das wäre ja Körperverletzung. Du musst eigentlich nur den Kopf ausschalten. Aber das ist ja auch eine Herausforderung.”
Der in Maulbronn (Baden-Württemberg) geborene Glööckler liebt die Perspektivwechsel. Für viele überraschend zog er 2015 an die ruhige pfälzische Weinstraße. Er vermisse hier nichts, sagt er. Wenn er wolle, sei er schnell in Frankfurt, Berlin oder London. Kirchheim ist sein Labor und auch sein Rückzugsgebiet von den grellen Metropolen.
Zum Perspektivwechsel gehört auch seine Beschäftigung mit dem Christentum. Glööckler predigte bereits auf Einladung in Kirchen und entwirft aktuell ein Kirchenfenster für Südbaden. Bekannte nennen ihn einen Wanderer zwischen den Welten. Nun also das Dschungelcamp.
Es sind doch nur 15 Tage
Er möchte den Wettbewerb schon gewinnen, sagt Glööckler. „Ich halte nichts von Niederlagen. Aber ich möchte auch vom Verhalten her ein Sieger sein. Ich möchte nicht als Gewinner rausgehen, aber mich ekelhaft präsentiert haben.” Dazu bereite er sich auch mental vor.
„Man darf sich nicht provozieren lassen. Das ist das eigentliche Geheimnis. Wenn die mir ein Glas Gnu-Pisse hinstellen, denke ich nicht lange nach. Sonst kommt der Ekel. Und man sollte höflich bleiben”, so der 56-Jährige. Vermissen werde er Billy King. „Aber sonst? Es sind doch höchstens 15 Tage.”
Unabhängig vom Ergebnis kann er sich vorstellen, die Erfahrungen als Buch aufzuschreiben. „Ich erhoffe mir eine Bewusstseinserweiterung. Ich saß mit Stars und Prinzen zusammen, erlebte die höchsten Höhen und in meiner Kindheit einen schrecklichen Terror”, sagte Glööckler über seine frühen Erlebnisse mit häuslicher Gewalt. „Ich glaube, mich kann man wirklich wenig aus der Fassung bringen.”
Gerade in der Pandemie seien solche Unterhaltungssendungen wichtig, meint der Künstler. „Wir haben so viel Realität abbekommen. Man dachte, Corona bringt uns zusammen. Aber es hat uns auseinander gebracht. Nun sollten wir wieder Leichtigkeit lernen.”
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