Kein Geld in der Kasse, aber trotzdem eine neue Kita – das war der Plan in Albstadt. Wegen zu vielen AfD-Wählern im Ort wird daraus nichts.
„Keine weiteren Investitionen“Zu viele AfD-Wähler – Investor finanziert Kindergarten nicht mehr

In Albstadt will ein Investor nicht mehr in den Bau einer Kita investieren – und nennt als Grund die starken Wahlergebnisse für die AfD in der Stadt. (Symbolbild)
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Wahlen können auch abseits des Bundestags Konsequenzen haben – das bekommt nun Albstadt in Baden-Württemberg zu spüren. Eigentlich wollte die Stadt eine Pflegefachschule samt städtischem Kindergarten im Ortsteil Onstmettingen bauen. Dafür hatte man im Hintergrund im vergangenen Jahr einen privaten Investor gefunden, der bereit war, das Projekt angesichts der klammen Haushaltskasse der Stadt zu großen Teilen zu finanzieren. Doch daraus wird nun doch nichts, gab Oberbürgermeister Roland Tralmer bekannt, wie die „Schwäbische“ berichtet.
Demnach hat der Investor sein Engagement abgesagt – und das vor allem mit den Wahlergebnissen in der Stadt begründet. „Schaut man auf die Ergebnisse zweier Onstmettinger Wahllokale, so liegen die Stimmen für die AfD bei 33 und 37 Prozent“, räumte der Bürgermeister ein. Für Kaspar Pfister, Inhaber und Gründer der Benevit-Gruppe, war das offenbar Grund genug, Abstand von seiner geplanten Investition in Höhe von rund zehn Millionen Euro zu nehmen.
Investor: Keine Investitionen dort, wo von „Remigration“ die Rede ist
In der eigentlich geplanten Pflegeschule, die auch die Kindertagesstätte beinhalten sollte, sollten vordergründig ausländische Pflegeschüler ausgebildet werden. Die starken Wahlergebnisse für die AfD hätten bei ihm jedoch zur Befürchtung geführt, dass die Bevölkerung der Stadt die neuen Mitmenschen nicht akzeptieren werde. „Hier geht es nicht allein um die reine Ausbildung, sondern auch um Integration“, zitierte die „Schwäbische“ den Fast-Investor.

Benevit-Chef Kaspar Pfister. Das Unternehmen Benevit aus Mössingen (Kreis Tübingen) wollte im Ortsteil Onstmettingen von Albstadt eigentlich eine Pflegeschule samt Kita bauen. (Archivbild)
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Dort, wo von „Remigration“ die Rede sei, wolle er keine Schule eröffnen, fügte der Geschäftsführer der Benevit-Gruppe an und erklärte, die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen. Schließlich würden sowohl mehr Pflegepersonal als auch mehr Kita-Plätze dringend benötigt, so Pfister.
„Meinen Rollstuhl wird einmal kein Original-Schwabe schieben“
Auch Albstadts Bürgermeister Tralmer zeigte sich zerknirscht ob der Entscheidung, versuchte sich jedoch in einer unternehmerischen Interpretation: „Das Investitionsrisiko ist zu hoch“, erklärte der CDU-Politiker. Die AfD-Wähler in der Stadt seien zwar keine „eingefahrenen Rechtsextremen“, versicherte der Bürgermeister, dennoch führten die Wahlergebnisse eben zu Zweifeln.
Auch wenn eine „unbegrenzte Zuwanderung“ ein Problem sei, müsse ebenso klar sein, dass ohne gesteuerte Migration viele Wirtschaftsbereiche nicht zukunftsfähig seien, erklärte Tralmer und betonte: „Meinen Rollstuhl wird einmal kein Original-Schwabe schieben.“
Benevit-Geschäftsführer: „Keine weiteren Investitionen“
Pfister betonte unterdessen, er habe sich bewusst für den Gang in die Öffentlichkeit entschieden. „Meine Entscheidung gilt auch für andere Projekte. Ich werde keine weiteren Investitionen tätigen“, erklärte Pfister, der auch kritisierte, dass sein „stambulantes“ Konzept, das stationäre und ambulante Pflege verbinden soll, weiterhin nur den Status eines Modellprojektes habe. Auf eine gesetzliche Verankerung warte Benevit seit Jahren vergebens, erklärte Pfister.
Für den Albstädter Stadtteil Onstmettingen heiße die Entscheidung Pfister nun unterdessen: „Wir gehen wieder auf Null.“ Aus kommunalen Mitteln sei ein Kita-Neubau nicht finanzierbar, erklärte Bürgermeister Tralmer. (das)