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Unternehmerin Natalie Kühn verlässt Leverkusen„Die Gewerbesteuer wird überschätzt“

Lesezeit 3 Minuten
Natalie Kühn lächelt, hinter ihr ist ein Technikraum zu erkennen.

Natalie Kühn, Geschäftsführerin von SK-Elektronik.

Vor sechs Jahren erhielt Natalie Kühn in Leverkusen die Auszeichnung „Unternehmerin des Jahres“ – dennoch zieht die Familienunternehmerin mit ihrer Firma SK-Elektronik aus der Stadt. „Die Gewerbesteuer wird überschätzt“, sagt die 39-Jährige Firmenchefin in „ekonomy mit K“, dem Wirtschaftspodcast des Kölner Stadt-Anzeiger.

Die Stadt Leverkusen hatte den Gewerbesteuerhebesatz zwar auf 250 Prozent gesenkt („Steuerparadies am Rhein“), Kühn zieht dennoch mit ihren 42 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach Burscheid – und wird dort 445 Prozent zahlen.

Die Entscheidung sei für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens wichtig, sagt sie. Denn für ein produzierendes Unternehmen im Wachstum sei vor allem ein Grundstück bedeutend. Gewerbe- und Industriegebiete entstünden aber nicht so häufig und sie müsse sich „bemühen, ein Stück vom Kuchen abzubekommen“. Der Gewerbesteuersatz „wird an mancher Stelle überschätzt“.

Weltmartkführer für spezielle Messtechnik

SK-Elektronik bezeichnet sich als „Weltmarktführer im Verborgenen“. Die Flammenionisationsdetektoren (FID) weisen bestimmte Emissionen in Industrieanlagen nach – Kunden sind unter anderem Sauerkrautfabriken, Chemieparks und Zementwerke. Viele große Unternehmen verkaufen FID, doch oftmals steckt SK-Elektronik als Komponentenlieferant unter der Haube. Eine neue Produktreihe soll dem Unternehmen am künftigen Standort im rheinisch-bergischen Kreis verhelfen.

Außerdem kann Geschäftsführerin Kühn von der im Zuge der Corona-Krise gestiegenen Nachfrage nach Lüftungssystemen profitieren. Der vermarktete Ökolüfter, der verbrauchte warme Luft gegen unverbrauchte, erwärmte Außenluft tauscht, komme bei mehr Schulsanierungen und -neubauten zum Einsatz.


Podcast „ekonomy mit K“

Das komplette Gespräch mit Natalie Kühn können Sie auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder Deezer hören. Suchen Sie dort dazu nach „ekonomy mit K“ oder „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Unter anderem finden Sie dort auch Interviews mit Mühlenkölsch-Chefin Melanie Schwartz, KVB-Chefin Stefanie Haaks oder Flossbach von Storch Co-Gründer Kurt von Storch.

Wenn Sie dem Podcast folgen, verpassen Sie keine der künftigen Ausgaben. Alternativ können Sie das Gespräch auch hier hören.

Eine Übersicht aller Podcasts des Kölner Stadt-Anzeiger gibt es hier: https://www.ksta.de/podcast


Mit 25 Jahren hatte Kühn bereits das Unternehmen von ihrem Vater Siegfried übernommen und wie er viel Wert auf Diversität und Chancengleichheit gelegt. „Jeder hier hat die gleich Chance, egal woher er kommt, welche Sprache er spricht, welche Hautfarbe er hat, welcher Religion er zugehört“, sagt sie. SK-Elektronik habe Mitarbeiter aus China, Griechenland oder Südkorea.

Man dürfe die gelebte „Interkulturalität nicht mit Toleranz verwechseln“. Denn Interkulturalität bedeute, „dass ich Andersartigkeit als Kompetenz sehe“. 50 Prozent der Bewerber hätten Migrationshintergrund, „das ist die Vielfältigkeit in der Gesellschaft“. Ein Gebetsraum im Unternehmen für Menschen, für die Religion auch zum Arbeitsalltag gehöre, sei daher zum Beispiel wichtig. Diese Offenheit werde geschätzt und binde wichtige Fachkräfte lange an die Firma.

„Es reicht nicht, sich auf die Internetseite zu schreiben: ‚Wir sind vielfältig’“, sagt Kühn. Man müsse immer wieder in seine Prozesse schauen und „nach außen ganz stark signalisieren dass das eine Haltung ist, die das Unternehmen hat“.

Hören Sie hier das gesamte Gespräch mit Unternehmerin Natalie Kühn.