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Kölner Firma hat Mitarbeiter in Ukraine„Sofort unseren Eskalationsplan umgesetzt“

Lesezeit 4 Minuten
Hilfspakete Avenga

Mitarbeiterinnen in Polen packen Hilfspakete.

Köln – Überrascht war er vom Einmarsch Russlands in die Ukraine schon, sagt Jan Webering, CEO des Kölner Software-Unternehmens Avenga. „Aber wir waren nicht unvorbereitet.“ Von den rund 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern saßen – zumindest vor der Invasion – etwa 1200 in der Ukraine. Mit dem Aufziehen der ersten russischen Soldaten an der Grenze zur Ukraine hatte Avenga sich daher frühzeitig an einen Plan gesetzt, um auf verschiedene Eskalationen durch Russland reagieren zu können. Dann kam es tatsächlich zur Invasion.

„Wir haben sofort unseren Eskalationsplan umgesetzt – die Kollegen in der Ukraine haben begonnen, die Leute in Sicherheit zu bringen und sich auf das vorzubereiten, was nun passiert“, sagt Webering. Denn sowohl Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch Geschäftsbetrieb sollten gewährleistet werden. „Wir haben Evakuierungsmaßnahmen aufgebaut: Wir haben Locations außerhalb der größeren Städte vorgebucht und die Menschen aus den Städten in diese Locations gebracht", sagt Webering. Man habe Busfahrten und Bahntickets organisiert, „damit die Menschen aus der Ukraine rauskommen, die rauskommen möchten“.

Jan Webering (black)

Avenga-CEO Jan Webering

„In den ersten Tagen wurden diese Angebote aber nicht so wahrgenommen – viele sagten 'We stand for Ukraine', also wir stehen tatsächlich für unser Land“, ergänzt er. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten erstmal weiter gearbeitet, „was ich höchst beachtlich finde“. Nach wenigen Tagen hätten sie aber doch zunehmend das Angebot angenommen. „Die Familien haben wir soweit möglich evakuiert und soweit es auch gewollt ist, erstaunlicherweise sind sehr viele Menschen – auch bei uns aus dem Unternehmen – nicht bereit, evakuiert zu werden, das betrifft auch Familien“ – diese unterstütze man aber vor Ort. „Die Leute sollen aus ihrem Heimatland vertrieben werden, von dort, wo sie groß geworden sind, wo ihre Kultur her stammt, da kann ich sehr gut nachvollziehen, wenn manche von ihnen sagen: ‚Ich lasse mich von hier nicht vertreiben‘.“

Etwa 20 Mitarbeiter hätten sich zudem freiwillig für den Kriegsdienst gemeldet oder wurden eingezogen. Zudem seien Angehörige, Frauen, Kinder und Mitarbeiter von Geschäftspartnern über die Grenze nach Polen gebracht worden. Dort kamen sie in Hotels aber auch bei Freunden und polnischen Mitarbeitern des Unternehmens unter.


Podcast „ekonomy mit K“

Das komplette Gespräch mit Jan Webering können Sie auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder Deezer hören. Suchen Sie dort dazu nach „ekonomy mit K“ oder „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Unter anderem finden Sie dort auch Interviews mit Art-Invest-Chef Markus Wiedenmann, Biontech-Chef Uğur Şahin oder Mühlenkölsch-Chefin Melanie Schwartz.

Wenn Sie dem Podcast folgen, verpassen Sie keine der künftigen Ausgaben. Alternativ können Sie das Gespräch auch hier hören.

Eine Übersicht aller Podcasts des Kölner Stadt-Anzeiger gibt es hier: https://www.ksta.de/podcast


Etwa 1900 Mitarbeiter beschäftigt Avenga in dem Nachbarland der Ukraine, die auch einen Teil der Arbeit übernehmen konnten. „Viele Kollegen außerhalb der Ukraine müssen jetzt die Extrameile gehen – das ist für viele sicherlich erstmal eine Umstellung. Aber den größten Support, den sie geben können, ist das Unternehmen stark zu halten, denn dann können wir ihnen auch was zurückgeben“, sagt Webering. Schon vor der Invasion habe man Infrastruktur in den Westen gebracht und Inhalte in Cloud-Server geladen, damit die Arbeit problemlos fortgeführt werden könne. Finanzielle Unterstützung erhielten Mitarbeiter, die Überstunden leisteten, ebenso Ukrainer, die vorzeitig ihr Gehalt ausgezahlt bekamen. Payback-Time nennt Webering das.

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Langfristig rechnet er damit, dass die Unterkünfte in der Ukraine nicht mehr ausreichen oder nicht mehr sicher genug sein könnten und weitere Mitarbeiter das Land verlassen wollten. Für den Fall, dass diese nach Deutschland und auch nach Köln kommen sollten, hat Avenga ebenfalls Pläne: Freie Kapazitäten in Wohnungen und Hotels; bei Mitarbeitern und Freiwilligen wurden bereits angeboten: „Ich muss sagen, der Rückhalt ist phänomenal und wirklich beeindruckend – viele Leute werden sicherlich auch bei uns aufschlagen und denen wird auch geholfen.“

Avenga hat außerdem eine Spendenaktion gestartet, mit der das Unternehmen Menschen, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind, unterstützen will. Man arbeite dafür mit Partnern vor Ort zusammen, beispielsweise mit öffentlichen Stellen, Hilfsorganisationen und privaten Projekten.