Nur ein PR-Gag oder Jobwechsel mit Vorbildfunktion? Annina Semmelhaack will für die FDP als Politikerin durchstarten.
Neue KarriereFrühere Pornodarstellerin kandidiert für FDP – der Wandel der Annina Semmelhaack
Wenn die Wählerinnen und Wähler am 14. Mai in Elmshorn ihre Wahlzettel auffalten, werden sie neben den altbekannten Namen auch einen ganz neuen finden. Auf Platz zwei der örtlichen FDP-Liste steht Annina Semmelhaack, die wohl schillerndste Kandidatin, die in das Parlament der Kleinstadt in Schleswig-Holstein einziehen will.
Die Politik ist für Semmelhaack zwar Neuland – bestimmt aber seit geraumer Zeit ihr Leben. Ihren Partner, FDP-Politiker Hagen Reinhold lernte sie bei einem Praktikum in seinem Bundestagsbüro kennen, dem Wahlkampf in Elmshorn widmet sie scheinbar all ihre Energie.
Annina Semmelhaack im Wahlkampf für die FDP engagiert
Besuch im lokalen Tierheim in Elmshorn, Ortstermin im Kreis Pinneberg an einer Grundschule oder Wahlkampftermine für die FDP in der Innenstadt – Semmelhaack ist mittendrin, im Wahlkampf, wie sie auf ihrem Instagram-Kanal dokumentiert. Stellt sich nur die Frage: Warum macht sie das eigentlich? Wie kam es zu dem Wandel der einstigen Trash-Königin?
Inzwischen viele Jahre her sind die Zeiten, in der sie an Trash-Formaten wie „Big Brother“ teilnahm oder sich als Partyschlagersängerin versuchte. Und noch länger die Zeit, in der sie als Pornostar Annina Ucatis bekannt wurde. Ruhiger wurde es ab 2013, dem Jahr, in dem sie den Millionär Theodor Semmelhaack heiratete (inzwischen geschieden) und in dessen Firma sie arbeitete.
2021 trat sie in die FDP ein, ein Jahr später wurde die Beziehung zu Hagen Reinhold bekannt. Die Presse stürzte sich auf die neue Liebe, von einem Skandal war die Rede. Denn der FDP-Politiker hatte laut Medienberichten seine Frau Karoline Preisler (ebenfalls FDP) und die gemeinsamen Kinder für die Ex-Pornodarstellerin verlassen.
Neustart: Warum Annina Semmelhaack nun Politik machen möchte
Nun möchte Semmelhaack in neuer Rolle durchstarten. Warum? Das erzählt sie im „Spiegel“. Sie wolle was bewegen in der Region, in der inzwischen seit rund zehn Jahren lebt. Sie wolle Politik „von der Pike auf lernen“, sagt sie. Ihre Themen: „Ich werde mich für unsere heimische Wirtschaft einsetzen, Wachstum begleiten und neue Impulse für unsere Innenstadt setzen“, so Semmelhaack zu Beginn des Wahlkampfes in der „Bild“.
In den sozialen Medien bemüht sie sich, als Politikerin wahrgenommen zu werden. Privatfotos postet sie dort schon seit Wochen kaum noch, stattdessen eine Aufnahme mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann zum Europatag oder Schnappschüsse bei der Erledigung von Parteiarbeit. Sie meint es offenbar ernst.
Annina Semmelhaack für die FDP „einfach eine Kandidatin“
Wie ernst sie die Wählerschaft nimmt, bleibt abzuwarten. Ein Blick in die Kommentarspalte zu ihren aktuellsten Posts auf Instagram gibt Aufschlüsse darüber, wie viele (mutmaßliche Fans von früher) sie offenbar immer noch wahrnehmen. „Die Schönste“, „Schöne Frau“, Herzens- und Feuer-Emojis prägen hier das Bild einer auf Äußerlichkeiten fokussierten digitale Anhängerschaft.
Wohl auch deshalb scheint man sich innerhalb der FDP darauf verständigt zu haben, die prominente Kandidatin parteiintern erstmal nicht zu hoch zuhängen. Semmelhaack sei „nicht das ganz große Thema in der Landespartei“, zitiert der „Spiegel“ Christopher Vogt, FDP-Fraktionschef im Landtag. Laut Olaf Klampe, FDP-Fraktionschef im Pinneberger Kreistag, sei sie „einfach eine Kandidatin“, heißt es in dem Bericht weiter.
Erste Erkenntnisse darüber, ob sie für die Wählerinnen und Wähler auch nur eine gewöhnliche FDP-Kandidatin ist, oder ob ihre Popularität durch frühere Auftritte sich in Zahlen widerspiegeln, werden die Ergebnisse der Kommunalwahlen geben.