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Lob für Zivilcourage„Held“ von Aschaffenburg soll abgeschoben werden – trotz Söder-Dankesbrief

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dpatopbilder - 26.01.2025, Bayern, Aschaffenburg: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (l, CSU) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (r, SPD) stehen im Park Schöntal an der Gedenkstätte und gedenken der Opfer der tödlichen Messerattacke. In der Stiftsbasilika St. Peter und Alexander findet eine Trauerfeier mit ökumenischem Gottesdienst statt. Foto: Daniel Vogl/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (l., CSU) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (r., SPD) gedenken am 26. Januar der Opfer von Aschaffenburg

Ahmed Mohamed Odowaa half, den Attentäter von Aschaffenburg zu stoppen. Nun soll er abgeschoben werden.

Der Anschlag von Aschaffenburg, bei dem im Januar zwei Menschen getötet wurden, hatte in ganz Deutschland für Entsetzen gesorgt. Wenige Wochen vor der Bundestagswahl am 23. Februar hatte die Tat eines ausreisepflichtigen Asylbewerbers die Debatte um die Migrationspolitik im Land angeheizt. Sie stellte letztlich den Auslöser für Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz dar, seinen Antrag für eine Verschärfung der Asylpolitik im Bundestag einzubringen und die Stimmen der AfD in Kauf zu nehmen.

Der Asylantrag des offenbar psychisch kranken Afghanen war im Juni 2023 abgelehnt worden, der Mann hätte nach Bulgarien abgeschoben werden müssen. Die bayerischen Behörden wären dafür zuständig gewesen, die Abschiebung verzögerte sich jedoch. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte jedoch die Schuld von sich gewiesen und auf eine zu knappe Frist verwiesen.

Aschaffenburg: Markus Söder lobt Somalier für seine Zivilcourage

Die bayerische Regierung ergriff im Anschluss an den Anschlag, bei dem auch ein Kleinkind starb, jedoch die Initiative und ehrte einen Mann, der sich dem Attentäter am 22. Januar in den Weg stellte und so möglicherweise Schlimmeres verhinderte. Ahmed Mohamed Odowaa, ein Asylbewerber aus Somalia, verfolgte den Afghanen nach der Bluttat zusammen mit einem anderen Mann und ermöglichte letztlich dessen Festnahme.

Dies würdigte Sandro Kirchner, Staatssekretär im bayerischen Innenministerium, laut Bericht der „taz“ vom Sonntag. „In dieser – einer der dunkelsten Stunden Bayerns – waren Sie durch Ihr beherztes Handeln und Ihre Hilfsbereitschaft ein leuchtendes Beispiel für den Zusammenhalt in unserer Gemeinschaft“, stand demnach in dem Brief des CSU-Politikers. Er habe „größte Dankbarkeit und tiefen Respekt“, so Kirchner. Auch von Markus Söder erhielt Odowaa laut „taz“ einen Dankesbrief, in dem der bayerische Ministerpräsident dessen „Entschlossenheit und Mut“ lobt und ihn als Beispiel für Zivilcourage darstellt. Auch eine Medaille sollte Odowaa im Mai bekommen.

Petitionen gegen Abschiebung von Odowaa

Wie weit die Dankbarkeit Deutschlands aber wirklich reicht, erfuhr der Somalier den Berichten zufolge aber wenige Wochen später. Odowaa soll abgeschoben werden. Zuerst berichtete das „Main-Echo“ über den Fall. Odowaa verfügt über keine Papiere, er lebt in einer Flüchtlingsunterkunft im Kreis Aschaffenburg als Geduldeter. Er kam im Januar 2024 über Italien nach Deutschland. Dorthin soll er bis zum 8. Juli zurückkehren, sonst droht ihm die Abschiebung.

Inzwischen mehrt sich allerdings der Widerstand gegen die geplante Abschiebung des „Helden“ von Aschaffenburg, vor allem in den sozialen Medien. Auf change.org wurden mehrere Petitionen gestartet, die einen Stopp der Abschiebung fordern und bis Montagvormittag von insgesamt mehr als 33.000 Menschen unterschrieben wurde. Es sei ein „falsches Signal“, wenn Menschen, die sich aktiv für unsere Gesellschaft einsetzen, abgeschoben werden sollen, heißt es in einer der Petitionen. Im anderen Text heißt es, Odowaa habe „zum Wohle Deutschlands“ gehandelt.