AboAbonnieren

Auf Parteitag eingeschlafen?ZDF-Experte beschreibt Trump als „fragil“ und „wackelig“

Lesezeit 4 Minuten
Donald Trump kennt man laut und provokativ. Auf dem Parteitag der Republikaner sieht man nach dem Anschlag auf ihn allerdings einen anderen Trump.

Donald Trump kennt man laut und provokativ. Auf dem Parteitag der Republikaner sieht man nach dem Anschlag auf ihn allerdings einen anderen Trump.

Wie geht es Donald Trump so kurz nach dem Mordanschlag auf ihn wirklich? Analysten sehen einen veränderten Präsidentschaftskandidaten.

Donald Trump ist am Montag beim Parteitag der US-Republikaner zum Präsidentschaftskandidaten ernannt und triumphal empfangen worden. Gerade einmal zwei Tage zuvor hatte er das versuchte Attentat bei einer Wahlkampfkundgebung in Butler im Bundesstaat Pennsylvania nur knapp überlebt. Ein großes Pflaster am Ohr erinnerte an die Tat, Experten zufolge war Trump überdies deutlich anzumerken, dass der Mordanschlag nicht spurlos an ihm vorbeigegangen war.

ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen berichtete in der Sendung „Markus Lanz“ am Dienstagabend vom Parteitag der Republikaner in Milwaukee und stellte fest, der 78-Jährige wirke „angeschlagen“. „Nicht einfach nur alt, sondern ein Stück weit fragiler. Er wirkte wackeliger. Er war nahe am Wasser gebaut, als man ihm hier regelrecht als Held gehuldigt hat“, so Theveßen.

Donald Trump präsentiert sich auf dem Parteitag kurz nach dem versuchten Attentat auf ihn

Zu einer ähnlichen Einschätzung war auch Karl Doemens, langjähriger USA-Korrespondent des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), gekommen. Der Ex-Präsident habe einen „mitgenommenen“ Eindruck hinterlassen. „Sein Gesicht ist blasser als sonst, den Kopf neigt er zur rechten Seite. Er lächelt viel, aber manchmal ein bisschen gequält. Das Wort ergreift er nicht“, so Doemens über den ersten Trump-Auftritt nach dem Anschlag.

Dass Trump – obwohl offensichtlich angeschlagen – ohne Pause weitermacht, verwundert indes kaum. „The Show must go on“, gerade jetzt, wo seine Beliebtheitswerte noch einmal in die Höhe schießen. Doch die Frage, wie fit Donald Trump so kurz nach dem glimpflich ausgegangen Angriff auf ihn wirklich ist, kann wohl nur er selbst beantworten. Dass nach einem solchen Erlebnis ein erhöhtes Risiko für Angstzustände sowie posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) besteht, steht außer Frage.

Video von Trump geht viral: Schlief er während Parteitag?

Auch in den sozialen Medien wird – vor allem unter Trump-Gegnern – diskutiert, wie es dem Präsidentschaftskandidaten geht. Dort gingen am Dienstag Aufnahmen viral gehen, die Trump auf dem Parteitag offenbar schlafend zeigen sollen. Der Clip verbreitete sich rasend schnell auf X und wurde millionenfach angeschaut, zu sehen ist Trump sitzend und mit geschlossenen Augen. Laut „Spiegel“ zeigt das Video einen „schlafenden Donald Trump bei der RNC-Konferenz“, doch Faktenchecks kommen zu einem anderen Ergebnis.

Die Nachrichtenagentur AFP behauptet in ihrem Faktencheck, der Ausschnitt aus der Berichterstattung des Senders MSNBC über den Parteitag werde falsch wiedergegeben. AFP ist sich sicher, dass Trump – wie einige andere Republikaner vor Ort auch – die Augen schloss, als Pastor James Roemke ein Gebet sprach. „Es wird gerade gebetet, und Sie sehen, wie der ehemalige Präsident Trump die Augen schließt“, sagte NBC-Nachrichtensprecherin Savannah Guthrie, als der Sender die Rede des Pastors einspielte.

Donald Trump war bereits während seiner Verhandlungen im Gerichtssaal in New York mehrere Male offensichtlich eingedöst, wie US-Medien festgestellt hatten.

Republikaner präsentieren sich auf Parteitag endgültig als Trump-Partei

So oder so, Trump, der seinen politischen Gegner Joe Biden seit Jahren als „Sleepy Joe“ verhöhnt, zeigt sich auf dem Parteitag ungewohnt still und zurückhaltend. Die große Bühne überließ er auch am zweiten Tag der Feierlichkeiten anderen – und dennoch drehte sich alles nur um ihn. Einer nach dem anderen betraten Trumps ehemalige Rivalen die Bühne, um für den Mann zu werben, den sie alle einst als ungeeignet für das Präsidentenamt kritisiert hatten.

Beistand erhielt der ehemalige Präsident am Ende auch aus der Familie. Lara Trump, die Ko-Vorsitzende der nationalen Partei, beendete die Feierlichkeiten am zweiten Tag des Parteitages mit einer Hommage an ihren Schwiegervater. Die Szene am Samstag habe sie und ihre Kinder emotional erschüttert, sagte Lara Trump. „Vielleicht haben Sie am Samstag eine Seite von Donald Trump kennengelernt“, sagte sie über seine intuitive Reaktion nach den Schüssen, „von der sie nicht wussten, dass sie existiert, bis sie sie mit eigenen Augen gesehen haben.“

Lara Trump sprach in höchsten Tönen von ihrem Schwiegervater.

Lara Trump sprach in höchsten Tönen von ihrem Schwiegervater.

„Er ist ein Löwe“, so Lara Trump weiter. „Er ist mutig, er ist stark, er ist furchtlos – und er ist genau das, was dieses Land jetzt braucht.“ Wer auch immer bei Donald Trump einen Hauch von vorübergehender Schwäche und Menschlichkeit gesehen haben will, den belehrt Lara Trump eines besseren, so macht es den Anschein.

Trump kündigt für Samstag ersten Wahlkampfauftritt nach Attentat an

Zweifel lässt ihr Schwiegervater ebenfalls nicht aufkommen. Donald Trump stürzt sich eine Woche, nachdem eine Kugel seinen Kopf nur um Zentimeter verfehlte und das Ohr traf, wieder in den Wahlkampf.

Für kommenden Samstag hat seine Partei einen Auftritt im US-Bundesstaat Michigan angekündigt. Er werde zusammen mit J.D. Vance auftreten, der im Falle seiner Wahl Vizepräsident werde, kündigte Trump am Dienstag an.